Kein schöner Land

26. September 2016 | Kultur | Ein Kommentar
Die Staatskapelle gab "Schland"

Die Staatskapelle gab „Schland“

Am 25. September 2016 fand in der Raumbühne des Opernhauses die Premiere von „Kein schöner Land“ statt. In letzter Minute konnte sich auch Hallespektrum mit in die Raumbühne quetschen (Das lag an der spanischen Unpünktlichkeit der zauberhaften Begleiterin). Angekündigt war: „Eine musikalische Heimatbeschwörung mit der Staatskapelle …., eine szenisch-musikalische Collage von Katja Czellnik zwischen Konzertgala und Polit-Show mit Musik von u. a. Beethoven, Wagner, Rihm u.v.m. Michael Wendeberg wird sich in dieser Produktion als neuer erster Kapellmeister der Oper Halle vorstellen.“

Hihi, netter Versuch, liebe Staatskapelle u. Opernhaus, aber darauf falle ich nicht herein. Von mir wird es jetzt keine „bürgerliche Empörung“ über die „Kunstkacke“, die ihr da gestern Abend abgeliefert habt, geben. Vielleicht hätte es früher einen kleinen Theaterskandal gegeben, so um die 1975 herum oder eher um die 1925. Stattdessen:

Eine kurze Bewertung

Solistin in Burka

Solistin in Burka

Musikalische Umsetzung durch die Staatskapelle: Gut. Auswahl der Musikstücke: Befriedigend. Videokunst von Katja Czellnik: Gut. Solisten: Gut. Kostüme: Befriedigend bis Albern. Kinderchor: Gut bis Sehr gut (Kinderbonus, schon klar!). Umsetzung auf der Raumbühne: Ausreichend bis Enttäuschend (Mit der Raumbühne wäre mehr drin gewesen!). Textauswahl: Ausreichend, z.T. befriedigend (Mensch, es weiß doch jeder Walldorfschüler, der seinen Namen einigermaßen tanzen kann, dass in Rudi Steiners Werk einige völkische Stellen enthalten sind) Inhaltliche Umsetzung: flach, auf Gullideckelniveau, teilweise fäkalhumormäßig tief darunter. Inhaltliche Vermittlung: Nicht mehr Holzhammer, sondern schon Eichenbohle mit Nägeln drin. (Ich oute mich als Rapier- oder Florettfan) Gesamtbeurteilung: Nicht witzig, selten unterhaltsam.

Fernbedienung nicht gefunden!

Na gut, etwas mehr müssen wir wohl doch noch schreiben: Theater hat mich bisher noch nie enttäuscht, aber gestern war mir nach abschalten. Ich habe nur nicht den Ausschalter gefunden. Und Umschalten z.B. auf den Tatort auf Großleinwand ging auch nicht. Es war eine peinliche und unangenehme Empfindung, die das Treiben da unten auslöste, diese Beleidigung der Intelligenz des Publikums. Damit meine ich nicht die Einbeziehung der Leute mit musikalischen Spielchen, sondern der Versuch mit albernen Humor eine Revue zu inszenieren, die mit der Aussage endet: „Kunstkacke rettet die Welt“. Dabei durften Kati Witt, Rudolf Steiner, Helene Fischer u.a. parodiert werden. Richard Wagner konnte als singender Fleischklops seine Genitalien über die Bühne schleifen, assistiert von Friedrich Nietzsche. Ein AfD-Funktionär hielt eine Rede ans Publikum. Jaja, Gnade, wir haben die Aussage jetzt verstanden! Honecker schien einen vom Bildschirm mitleidig anzuschauen, bevor er zu Grabe getragen wurde. Der positive Augenblick des Abends begann. Scheinwerfer deuteten die Landung eines Ufos an und der Kinderchor der Oper flutete in Kostümen von grünen Aliens über die Bühne, bis dann am Ende die Kunstkacke herausgetragen wurde, über die sich die Solisten vor der Oper hermachten …. Aaaaaaaaaaaaah! Es war überstanden, ich klatschte vor Erleichterung. Ich sollte wieder mehr fernsehen. Opernhaus in dieser Form schadet meiner geistigen Gesundheit.

 

 

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