Jenny Gertz. Visionärin des freien Kinder- und Jugendtanzes im Halle der 20er Jahre

16. Mai 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Im Rahmen der Moderne-Sonderausstellung „Kleinwohnung, Modehaus, Kraftzentrale – Neues Bauen und neues Leben im Halle der 20er Jahre “ lädt das Stadtmuseum Halle am Sonntag, dem 19. Mai 2019, um 15 Uhr zu einer weiteren thematischen Führung mit anschließendem Dialog um 17 Uhr in die Große Märkerstraße 10 ein.

 

Jenny Gertz. Visionärin des freien Kinder- und Jugendtanzes im Halle der 20er Jahre
Ausstellungsführung und Praxisdialog im Stadtmuseum Halle
Sonntag, 19. Mai 15 Uhr / 17 Uhr

Jenny Gertz (1891 – 1966) gründete im Jahre 1932 in Halle das „Haus der Tänzer“ und gilt seither als Visionärin des freien Kinder- und Jugendtanzes im Halle der 20er Jahre. Die Referentin Cornelia Zimmermann stellt an diesem Nachmittag diese Pionierin des freien Bewegungstanzes in den Mittelpunkt ihrer Führung. Heute sind diese für die damalige Zeit neuen und modernen Tanzformen gerade durch Fernsehshows wie „Let’s Dance“ mehr denn je im Trend. Die Grundlagen für diese freien Tanzformen wurden aber schon vor hundert Jahren gelegt. Jenny Gertz entwickelte im europaweit einzigartigen „Haus der Tänzer“ in Halle für Jugendliche aus Arbeiterfamilien neue Tanzspiele und führte mit ihren Schülerinnen und Schülern deutschlandweit Tanzstücke auf. Diese wurden als moderne Arbeiterkultur und neue proletarische Festkultur gefeiert. Die Kinder ihrer Kurse kamen aus einfachen Verhältnissen und erhielten individuelle Förderung und Erziehung in der Gemeinschaft. Im „Haus der Tänzer“ tanzten ihre Schülerinnen und Schüler nicht nur im Schulgebäude sondern auch im Freien – bekleidet und unbekleidet – inspiriert durch die Nacktkulturbewegung.

Im Anschluss an die Führung erfahren die Besucherinnen und Besucher im dialogischen Gespräch mit der Tanzpädagogin Stefi Schmid, Berlin, wie Jenny Gertz vor fast 100 Jahren eine künstlerisch-pädagogische Unterrichtsmethode entwickelte, die die Kreativität und die Einzigartigkeit der Persönlichkeit jedes Kindes förderte. Es wird gezeigt, dass sich Gertz nicht nur als Tanzpädagogin, sondern auch eher als Kunsterzieherin verstand. Als Meisterschülerin von Rudolf von Laban hat sie den Kindertanz so weiterentwickelt, dass er als Grundlage der Erziehung diente. Stefi Schmid und Cornelia Zimmermann werden aber auch den schwierigen Lebensweg von Jenny Gertz, die 1933 nach England emigrierte, und nach dem Krieg wieder ein Tanzhaus in Halle eröffnete, beleuchten.

Dialogpartnerinnen

Stefi Schmid ist CLMA (Certified Laban Movement Analyst) und studierte Musical mit dem Schwerpunkt Tanz in Berlin. Während ihres Studiums unterrichtete sie bereits Kinder in Berlin und entwickelte eine Lehrmethodik, Kinder motivierend zu unterrichten. Voller Leidenschaft bietet sie großen und kleinen Menschen eine Spielwiese mit Tanz, Bewegung und Kreativität, um sich auszudrücken. Sie selbst liebt es, zu lernen und besucht Tanzarchive auf der ganzen Welt. Ebenso teilt sie ihr Wissen und ihre Liebe zur Kreativität in ihrer Tanzpädagogik für Kindertanz Ausbildung, Ihren Fortbildungen und auf Ihrem »Tanze wild und frech« – Blog.

Cornelia Zimmermann, stellvertretende Direktorin des Stadtmuseums und Kuratorin, wird Jenny Gertz in Führung und Gespräch historisch einordnen und bisher nicht gezeigtes Bildmaterial aus eigenen Beständen mit der dazugehörige Geschichte aus der Tänzergruppe von Jenny Gertz in den 1920er Jahren in Halle vorstellen.

In der Pause zwischen Führung und Gespräch werden den Besucherinnen und Besuchern Getränke angeboten.
Ein Beitrag im Rahmen des Frauenjahr Halle 2019 des Museumsnetzwerkes

Eintritt: 3,00€

Tanzende Kinder der Weltlichen Schule (Lutherschule) Halle
Karton; s/w Fotos aufgeklebt: 1928
Nachlass Jenny Gertz; Universität Leipzig, Universitätsbibliothek, Sondersammlungen
1927 wechselte Jenny Gertz von Hamburg an die „Weltliche Schule“ in Halle. Dort leitete sie erstmals Bewegungschöre für Kinder. Drei Fotos zeigen die Schützlinge der Visionärin des freien Kindertanzes in der Schule und in ihrer Wohnung (Große Wallstraße 8).
Nachlass Jenny Gertz; Universität Leipzig, Universitätsbibliothek, Sondersammlungen



 

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