Jeans wachsen nicht im Schrank …

14. Januar 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Begrüßung durch den Hoteldirektor Müller-Bahlke

Diese Woche machte ich eine Reise ins hotel global. Weit war der Weg nicht. Nur bis zum Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen, aber dort wartete ein roter Teppich auf mich und der Hoteldirektor Thomas Müller-Bahlke, geboren in der weitentfernten Stadt Mexiko, begrüßte mich vom Bildschirm mit freundlichen Worten. Ich war im Hotel angekommen. Der Fremdenführer des hotel global, Claus Veltmann, führte mich so einige Treppen höher bis zur Hotelrezeption (Bequeme Menschen dürfen auch den Fahrstuhl benutzen). Es stieß eine weitere Reisebegleiterin dazu. Sie zeigte professionelle Gelassenheit. Aber auch sie ahnte noch nicht, was für Wunder wir im hotel global noch gemeinsam entdecken durften. Für den schnellen Leser ziehe ich ein rasches Fazit:

Die langen Gänge unseres Hotels. Was verbirgt sich hinter den Zimmertüren.

Die aktuelle Ausstellung im Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen schafft auf faszinierende Weise die Gratwanderung zwischen spielerischen Kindermuseum und einer musealen Wissenvermittlung. Die Zielgruppe sind Kinder, Jugendliche und Familien, aber glauben Sie mir, auch im Alter zwischen 25 und 95 werden Sie hier eine Menge Spaß haben! (Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist lt. den mir vorliegenden Informationen der Eintritt frei). Für eine ausführliche Beschreibung des hotel globals dürfen mich die Leser des HalleSpektrum gerne bei meinem Hotelbesuch begleiten:

Mit Herrn Veltmann in wenigen Zimmer um die ganze Welt!

Schon stehen wir vor der Hotelrezeption. Großzügig und bequem sieht hier alles aus. Wie in einem richtigen Hotel hängen Schlüssel an der Wand. Aber etwas ist doch anders: Statt unseren Pass oder Ausweis für die Registrierung vorzulegen, bekommen wir ein neues Dokument: Den Passport Global. Alles weitere erklärt uns der Hotelpage. Außerdem haben wir auch noch unseren Fremdenführer, der uns durch die langen Hotelgänge führen kann. Nebenbei lernen wir die verschiedenen Hotelgäste kennen. Im Zimmer 001 wohnt Felix Finkbeiner.  In seinem Zimmer können unseren ökologischen Fußabdruck ermitteln und wie viele Erden wir brauchen würden, wenn wir auf diese Weise weiterleben. Felix pflanzte dagegen Bäume. Wem das ein schlechtes Gewissen macht, kann in die Hotelküche weitergehen und anfangen zu kochen (allerdings nur spielerisch). Das Zimmer ist gut ausgerüstet. Wie deckt man in Japan den Tisch? Wie schaut mein Lieblingsrezept aus? An den Herd muß ich mich jedenfalls erst einmal gewöhnen.

Von Hamburg nach Shanghai

Ab in den Flieger!

Hinter der nächsten Tür (003) setzt uns Claus Veltmann direkt in den Flieger. Warum können Schokolade und T-shirts bei uns so billig verkauft  werden? Nach so einen langen Tag fühle ich mich für einen kurzen Moment richtig gut als „Big Boss“ und mache ein Selfie für den Chef: „Ich flieg dann mal weg!“. Aber unerbittlich schiebt mich Herr Veltmann in den Raum 004: Hier ist es nicht mehr sehr großzügig. Wo ist die gemütliche Hotelatmosphäre geblieben? Ich soll Fatima, dem Zimmermädchen, beim Wäschestapeln helfen. Wem gehört eigentlich die Kapitänsmütze? Herr Veltmann, ich bin hier aber nicht zum Arbeiten hergekommen! Deshalb geht es jetzt auch ins Zimmer 005, zu Mischa Richter, dem Kapitän. Wer einmal mit Containern Tetris spielen möchte, kommt hier groß ins Spiel. Denn ein Schiff gibt es zu belanden. Es muß von Hamburg nach Shanghai. Viel gibt es zu entdecken. Denn in jedem Container ist etwas anderes versteckt.

Selfiezeit bei Hotelgast Catherine Balet

In Zimmer 006 ist Selfiezeit. Wir können uns verkleiden und Fotos voneinander machen. Überall gibt durch große Ketten die gleiche Kleidung zu kaufen. Wie können wir uns eigentlich noch unterscheiden? Finden wir es heraus. Weiter geht es: Der Gast in Zimmer 007 ist selbstverständlich britisch und jeder wird ihn kennen. Sein Name ist Fogg, Phileas Fogg. Er nimmt uns im Zug auf eine Reise einmal um die Welt und erklärt uns, warum sie zu seiner Zeit noch 80 Tage gedauert hat. Im Zimmer 008 treffen wir keinen anderen Gast. Hier ist der Hotelshop. Wir erfahren, woher unsere billigen Kleidungsstücke stammen und wieviel die Näherin meiner neuen Turnschuhe so verdient.

Von Ringen und Affen

Jane Goodall

Zauberringe, siehe den anderen Artikel im HalleSpektrum, sind gerade in. Im Zimmer 009 spielen wir Hobbit und finden einen Ring. Hier wohnt Gregor Hohberg, der ein Gotteshaus für drei Religionen ganz nach Nathans Parabel in Lessings berühmten Theaterstück bauen möchte. Hohberg ist ein Reisender in interreligiösen Angelegenheiten. Braucht es in einem Hotel eine Kirche? Tatsächlich gibt es auch in einigen Hotelbauten eine Kapelle, aber gleich eine für drei Religionen? Wer damit nichts anfangen kann, strebt ins nächste Zimmer. Das Zimmer 010 ist zum Klettern, zum Verstecken und zum Erforschen gedacht. Ein Zelt mit einer Forscherausrüstung liegt bereit. Hier wohnt die Schirmherrin der Ausstellung, die Forscherin Jane Goodall. Sie spricht ein herzliches Grußwort. Ich muß jetzt nur noch herausfinden, warum der Raum „Affenliebe“ heißt. Wissen Sie es schon?

Was kann ich selber tun, damit wir diesen schönen Planeten nicht verlassen müssen?

Das nächste Zimmer 011 ist zum Innenhalten und zum Entspannen nach den vielen Erzählungen der Hotelgäste vorgesehen. Wir sitzen vor der Erdkugel. Es wird die Frage gestellt: „Was möchtest du selbst verändern?“ Als Anregung gibt es im Pass die 10 goldenen Weltregeln für junge Weltbürger/innen. Wir Alten können ggf. überlegen, was haben wir falsch gemacht? Kann ich noch etwas verändern? Oder sind mir die Visionen ausgegangen und möchte ich nur noch das „Hotel Welt“ so pragmatisch gestalten, so gut wie es eben geht, bevor ich gehe?

Für einen ausführlichen Rundgang sollten Jugendliche, Frauen oder Männer rund 1 1/2 bis 3 Stunden einplanen. Man kann eben viel Zeit im Hotel verbringen. Und am Ende bleibt nur die Frage nach der Sauna und dem Solarium übrig: Aber diese Hotelteile öffnen erst um 21 Uhr. Jetzt wissen wir, was Herr Veltmann nach Feierabend so macht. Mein persönliches Fazit habe ich bereits oben kurz skizziert, möchte aber noch hinzufügen: Ich werde auf jeden Fall für einen längeren Aufenthalt im hotel global noch einmal ein Zimmer buchen.

Öffnungszeiten etc.:

Rezeption

Die interaktive Ausstellung hotel global im Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen läuft noch bis zum 11. August 2019. Geöffnet ist die Ausstellung für alle von Di. bis Fr. von 13 bis 17 Uhr. Sa., So. und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Für Schulklassen und angemeldete Gruppen ist die Ausstellung Di. bis Fr. von 8:30 bis 12 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis lieg bei 6 €, ermäßigt 4 €. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist der Eintritt frei. Führungen für Schulklassen und Gruppen kosten ab 30 €, Familienworkshops 8 € pro Familie. Für weitere Buchungsinformationen bitte bei den Franckeschen Stiftungen nachfragen.

Galerie:

ToK

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