Jazzfest in der Schwemme

29. August 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Zusammen mit dem Cultourbüro Halle feierte der gemeinnützige Verein „Schwemme e.V“ erstmals am 28.8.2019 ein Jazzfest in dem alten, schon dem Untergang geweihten Gebäudekomplex nahe der Georg-Friedrich-Händel-Halle und dem mdr-Funkhaus. Fast gäbe es sie nicht mehr, „Die Schwemme“ in Halle. Dem Verfall schon länger preisgegeben machte ein Brand 2015 dem alten Gebäude fast endgültig den Garaus. Dem Abriss entging das historische Gebäude dann aber durch den Verkauf für einen symbolischen Euro an den gemeinnützigen Verein „Schwemme e.V.“ im Jahr 2011. Dies und mehr Wissenswertes wusste der Vorsitzende des Schwemme-Vereins Hendrik Löhr von der fast vergessenen Ruine den Besuchern des Jazzfestes zu berichten. Heute nur noch zu erahnen befand sich hier neben einem Brauhaus am seichten Nebenarm der Saale eine Pferdeschwemme seit dem Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert hinein. Hier konnten die Pferde der Fuhrleute, besonders von den Ausspannhöfen an der angrenzenden Mansfelder Straße, getränkt und gesäubert werden. 1718 war hier eine Braun- und Weißbier Brauerei entstanden. Das Brauhaus war ein ca. 20 m langer Fachwerkständerbau über einem tonnengewölbten Kellerraum. Weitere Brauereigebäude entstanden.

Dachstuhl in der Schwemme

Der südliche Anbau diente als Wohnhaus für den Braumeister. Von dessen Ausstattung haben sich noch zwei barocke Stuckdecken in Teilen erhalten. 1920 fand die Brauereitradition an dieser Stelle ihr Ende. Neue Eigentümer bauten Kleinwohnungen ein. 1926 wurde eine Heringszurichterei zur Fischverarbeitung eingerichtet. Verschiedene Werkstätten nutzten nach 1945 das Gebäude. Anfang der 90er Jahre endete vorerst die Nutzung des ehemaligen Brauhauses. Zwanzig Jahre des Leerstandes haben erhebliche Schäden an dem Gebäude hinterlassen. Der Verein will das Gebäude jetzt in Eigenleistung und mit Spendengeldern denkmalgerecht wiederherstellen. Das „Aktivierungskonzept Schwemme“ sieht vor, das Gebäude mittels einer dauerhaften Nutzung durch kreative Akteure bereits in der Bauphase wiederzubeleben. Die Stadt Halle unterstützt das Projekt und das bürgerschaftliche Engagement. Die restaurierten Gebäudeteile stehen jetzt schon der halleschen Kulturszene für Ausstellungen, Theater, Diskussionen und Musikveranstaltungen zur Verfügung.

Jazzkeller in der Schwemme

Ulf Herden, Cultourmanager war von der Location begeistert. Einen kleinen Jazzkeller, ideal für kleinere Jazzkonzerte, das gibt es in Halle noch nicht. Mit einem Jazzfest in intimer Atmosphäre wurde am 28.8.19 der Jazzkeller eröffnet. Eingeladen war die Leipziger Band „Side by Saite“. Sie präsentierte akkustischen Gitarren-Jazz hervorragend gespielt von mdr-jazz-Redakteur (jetzt im Ruhestand) Matthias „Männe“ Brückner und seinem kongenialen Gitarrenpartner Anton Hudl. An ihrer Seite spielt der Saxofonist Michael „Massa“ Großwig. „Side by Saite“ erfreute durch virtuose Musizierweise, musikalisches Bauchgefühl und ein breit gefächertes Repertoire, das aus bekannten Jazzstandards des Great American Song Book, Latin Jazz, Sinti Swing und Rock Jazz besteht. Mit großer Spielfreude sorgten die Musiker getreu dem Brücknerschen mdr-Kultur-Motto „.. und bleiben sie entspannt..“ für eine tolle Stimmung im Schwemme-Jazzkeller.

Das Jazzfest wird am 29.8. fortgesetzt mit dem „Stallbaum-Trio“ und am 30.8. gibt es mit „Charlie Eitner & Ron Williams“ ein „Tribute to Jimi Hendrix“.

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