Iftar – Fastenbrechen im Ramadan
17. Juni 2016 | Kultur | 4 KommentareAm späten Abend des 16. 6. 2016 trafen sich ca. 30 Frauen im Islamischen Kulturzentrum in Halle-Neustadt zum gemeinsamen Abendessen im Fastenmonat Ramadan. Eingeladen hatten die muslimischen Frauen ihre christlichen Gesprächspartnerinnen aus dem Interreligiösen Frauendialog. Das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen stand im Vordergrund der Begegnung, im Gespräch tauschten die Frauen ihre Erfahrungen und Ansichten aus und sprachen über Gemeinsamkeiten und Trennendes. Ab 21.30 Uhr begann das gemeinsame Essen.
Die Begegnung war nicht die erste in diesem Rahmen. Den Interreligiösen Frauendialog gibt es in Halle seit 2008. Er wurde zunächst von Studierenden der Martin-Luther-Universität initiiert, die sich ca. viermal im Jahr zu Themen aus Judentum, Christentum und Islam trafen. Im letzten Jahr entwickelte er sich, bedingt durch den Weggang ehemaliger Studentinnen und den Zuzug von Flüchtlingen, vom Wissensaustausch mehr in Richtung Kennenlernen und Begegnung. So trafen sich die Frauen nach Ostern zum Picknick im Freien, für die christlichen Frauen in der Tradition des Emmausganges. Die Idee zu diesen Treffen entstand nach Berichten von Frauen aus Syrien und Ägypten, in deren Heimatländern es bis zum Beginn der Kämpfe üblich war, sich zum Mitfeiern ihrer Feste gegenseitig einzuladen. Durch die Spannungen im Nahen Osten, die zum großen Teil religiös begründet werden, wurde diese Tradition in der Gegenwart weitgehend zerstört.
Für viele Neuankömmlinge ist das Islamische Kulturzentrum e.V. ein erster Ort der Begegnung und Akzeptanz und hat somit eine wichtige soziale Funktion. Derzeit nehmen am wöchentlichen Freitagsgebet etwa 2000 Gläubige teil, überwiegend Männer aus allen Nationen und Konfessionen. Durch diese Konstellation findet auch hier ein ständiger Dialog und Ausgleich statt, der eine Einflussnahme durch radikale Gruppen erschwert. An den Abenden des Ramadan wird für ca. 300 Personen Essen ausgegeben, das vor Ort von einer Gruppe gekocht und über Spenden finanziert wird. Zum Ende des Ramadan wird es ein großes Fest geben, für das der Ort noch nicht feststeht. Ähnlich wie in den Kirchen zu Weihnachten werden dann weit mehr Menschen, Männer, Frauen und Kinder, erwartet.
Ein unvoreingenommener Besuch des Kulturzentrums kann nur jedem oder jeder Gruppe empfohlen werden, der / die sich ein Bild über die Muslime in Halle machen will.
(AK)
Kommentar schreiben
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Ist das ein Recherchenauftrag an Hallespektrum? Sonst bleibt mir die Intention deiner Fragen @cora verborgen.
* Zitat: Derzeit nehmen am wöchentlichen Freitags- gebet etwa 2000 Gläubige teil, überwiegend Männer aus allen Nationen und Konfessionen*. Wie viele solcher Gläubiger wohnen / leben denn derzeit in Halle? Wie viele Gläubige (Christen) gehen Sonntags so in die Kirche?
Schöner Bericht!
Sehr schön! Ein Informationsbesuch im Kulturzentrum ist sehr empfehlenswert, wir sind einmal mit einer nicht-konfessionellen, bunt-europäisch-asiatischen Gruppe sogar aus dem südlichen Mitteldeutschland angereist, um dort eine Führung zu erhalten. Hat sich nachhaltig gelohnt! Ebenso in der Synagoge. Es war auch unkompliziert zu organisieren. Bitte nachahmen.