Historische Stadtmauerreste am Joliot-Curie-Platz

22. Januar 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Reste der Stadtmauer

Tiefbauarbeiten im Innenstadtbereich wecken regelmäßig Hoffnungen bei Stadtarchäologen und Terminsorgen bei den beteiligten Unternehmen. Recht einvernehmlich ohne wesentliche Bauverzögerungen verliefen seit 12 Monaten die Modernisierungen der Straßenbahntrassen und die archäologischen Erkundungen der Stadtgeschichte. Interessante Einblicke in die städtische Infrastruktur des Spätmittelalters sowie der frühen Neuzeit im Bereich Große Steinstraße und Joliot-Curie-Platz wurden gewonnen. Im Zuge der hochmittelalterlichen Stadterweiterung erhielt Halle im 12.Jahrhundert eine Stadtbefestigung, die in ihrer Ausdehnung bis ins 19.Jahrhundert bestehen blieb. Ihr Verlauf ist heute noch in den Straßenzügen Universitätsring – Moritzburgring – Robert-Franz-Ring – Hallorenring – Waisenhausring – Hansering gut erkennbar. Schon im 12.Jahrhundert schützte ein steinernes Stadttor den Zugang zur Großen Steinstraße. Es wurde 1450 weiter ausgebaut. Die Gesamtmaße der Toranlage konnten jetzt erstmals korrekt erfasst werden (siehe Skizze). Die Archäologen fanden allerlei Kleinteile wie Keramiken, Samen, Körner sowie eine Vielzahl von Tonpfeifenfragmenten aus dem 17.Jahrhundert. Offenbar wickelte man hier den Zugang zur Stadt gemütlich pfeiferauchend ab.

Stück eines hölzernen Wasserrohres

Beim Freilegen der Mauerreste wurden Fragmente hölzerner Wasserrohre gefunden. Die Holzwasserleitungen bestehen meist aus Kiefernstämmen, die in der Mitte ausgehöhlt sind. Die Stammabschnitte wurden zusammengesteckt und die Verbindung mit Lehm abgedichtet. Anhand der gut sichtbaren Jahresringe ergab sich eine Datierung in die Zeit zwischen 1500 und 1800. Das durchgeleitete Bachwasser gelangte in öffentliche Brunnen. Private Anschlüsse an das Wassersystem waren lange die Ausnahme. Abwässer flossen dann dem Straßengefälle folgend unhygienisch zur Saale ab.
Die Gleisbauarbeiten und die Montage der Oberleitungen werden in wenigen Wochen abgeschlossen sein. Die Fertigstellung der Bauarbeiten in der Großen Steinstraße ist für Ende April 2019 vorgesehen.

Skizze der Stadtbefestigung (1 Steintor, 2 Große Steinstraße, 3 Mauerreste)

Eines von zahlreichen Tabakpfeifen-Fragmenten

(H.J. Ferenz)

 

 

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