Hauptvogel in Dobis

27. August 2017 | Kultur | 3 Kommentare

Nein, keine Neuigkeit aus dem Bereich der Ornithologie! Obwohl man dem idyllischen Saaledörfchen durchaus eine weitere biologische Besonderheit zutraut: Immerhin baut man hier ja auch den Spilling an, eine alte Pflaumenart. Bekannter als durch den Spilling ist Dobis jedoch mittlerweile durch die „Galerie im Herrenhaus“, die seit 2014 jeweils vom Mai bis September mit vier bis fünf Ausstellungen aufwartet. Die letzte in diesem Jahr ist dem Leipziger Maler Frank Hauptvogel gewidmet: „Prolog“ heißt sie und das ist auch der Titel des Bildes auf dem Ausstellungsplakat. Hier konzentriert sich, was Hauptvogel ausmacht: die gegenständlich-altmeisterliche Malweise, eine mystisch-zeitlose Situierung, die erhabene Ernsthaftigkeit, vor allem das Rätselhafte: Warum die kostbar golden verzierte Mütze? Worauf verweisen die bedeutsam erhobene Hand und der davonfliegende Vogel? Und das unglückliche, leblose Kind, das dem Körper des Mannes zu entwachsen scheint?

F. Hauptvogel: Vergebens

Ein Selbstporträt des Künstlers im Akt des künstlerischen Gebärens? Denn Harlekine und andere seltsam bemützte Künstlerfiguren finden sich auch auf den meisten anderen Bildern Hauptvogels. Und bei dem Kind handele es sich – da waren sich Laudator Jochen Ehmke und auch der Künstler selbst bei der gestrigen Ausstellungseröffnung einig – um eine Puppe. Das Motiv Puppenspieler – Puppe wird denn auch im grafischen Zyklus „Wider dem Spiel“ variiert, der im langen Korridor des Herrnhauses aufgehängt ist. Aber schon der sperrige Dativ anstelle des Akkusativs im Titel, erst recht die dargestellten Szenen sprengen den Rahmen Spiel/Kunst wieder auf. So  bleibt letztlich alles schön offen – das Surreale ist eben mehr als das Reale.

Ja, es gibt noch Anderes als das hallesche Laternenfest! Nach Dobis sollte man nicht mit dem Auto fahren (großer Umweg!), sondern viel schöner mit dem Rad, immer an der Saale lang. Übrigens kann man dort im Herrnhaus nicht nur tolle Kunst sehen, sondern auch tolle Torte essen – vom Hausherrn Andreas Richter selbst zubereitet. Der ist zwar Papierkünstler, aber sein Kuchen ist nicht von Pappe!

Die Ausstellung läuft bis zum 24. September 2017. Öffnungszeiten der Galerie: samstags/sonntags 12 – 20 Uhr.

Eva Scherf

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