Hallesches Puppentheater arbeitet mit Puppentheater in Südafrika zusammen

11. Oktober 2017 | Kultur | Keine Kommentare

Für „Save the Pedestals“ („Rettet die Sockel“) arbeitet das Puppentheater Halle mit der Handspring Puppet Company aus Kapstadt/Südafrika zusammen, die als renommiertestes Figurentheater-Ensemble des Kontinents gilt. Die Inszenierung liegt in den Händen der ebenfalls aus Südafrika stammenden Choreografin und Regisseurin Robyn Orlin, die in Berlin und Johannesburg lebt. Basierend auf einer unveröffentlichten Kurzgeschichte des südafrikanischen Autors Ivan Vladislavic („Der Plan des Baumeisters“, „Johannesburg. Insel aus Zufall“) soll das Stück den Umgang mit historischen Denkmälern verhandeln und nach dem Bewahren oder Zerstören des kollektiven Erinnerns fragen. Gerade in Ländern, in denen Diktaturen oder das Regime der Apartheid geherrscht haben, muss dieses Problem immer neu verhandelt werden: Soll man Monumente, die an ein gestürztes System erinnern, nicht ebenfalls stürzen? Oder soll man sie als Mahnung und zum Gedächtnis bewahren? Wie aktuell dieses Problem tatsächlich ist, zeigten jüngst die rechtsradikalen Ausschreitungen in den USA: Die Proteste in Charlottesville/Virginia entzündeten sich an einem Stadtratsbeschluss, wonach eine Statue des Konföderierten-Generals Robert F. Lee entfernt werden sollte, der im Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 für den Fortbestand der Sklaverei gekämpft hatte. Aber auch Bilder von den stürzenden Statuen des irakischen Diktators Saddam Hussein, von den Denkmal-Friedhöfen in der ehemaligen Sowjetunion und aus anderen Regionen sollen in die Gedankenwelt von „Save the Pedestals“ einfließen – ebenso wie Kuriositäten, zu denen u. a. ein Lokomobile in Namibia zählt, dem der Name „Martin Luther“ gegeben wurde und das von deutscher Kolonialgeschichte erzählt.

Nach einer Recherche-Phase und Workshops in Kapstadt und Halle beginnen die Proben für „Save the Pedestals“ im August 2018, die Premiere in Halle ist für den 12. Oktober 2018 geplant. Danach wird das Stück auch in Südafrika zu sehen sein. Das Puppentheater Halle erhält für diese Koproduktion eine Förderung in Höhe von 248.000 Euro aus dem Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes. Mit TURN sollen künstlerische Kooperationen zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern gefördert werden.

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