Halle hat eine germanische Königshalle

4. September 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Heute, am 2. September, eröffnet der neue Teil der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte mit dem Titel „Barbarenmacht“ im Beisein des Ministerpräsidenten Reiner Haseloff, der ein Grußwort spricht. Es geht um die Zeit vom 3. bis zum 5. Jahrhundert, der Epoche der Spätantike und Völkerwanderung. Im letzten Raum vor dem neu eröffneten Teil werden die Germanen noch aus der Perspektive der Römer dargestellt. Doch das römische Reich zerbricht, eindrucksvoll dargestellt durch eine durchbrochene Limesmauer und wir schreiten in eine germanische Königshalle hinein. Um die Wirkung der Installation richtig zu begreifen, empfehlen wir Ausstellungsbesucher genau diesen Weg. Geschichte wird hier fast greifbar, begreifbar. Den Kuratoren Arnold Muhl, Ralf Schwarz und allen weiteren Mitarbeitern am neuen Dauerausstellungsteil ist hier ein großer Wurf gelungen, der gekonnt den Spagat zwischen Wissenschaft und populärer Vermittlung gelingt.

Die Germanen

Nun also das wichtige Thema „Die Germanen“, wie der Landesarchäologe Harald Meller ausführte. Der Ministerpräsident Reiner Haseloff betonte, dass mit dem Sensationsfund „Himmelsscheibe“ natürlich im Landesmuseum noch lange nicht Schluss ist und dass die Landesregierung natürlich weiterhin die Archäologie unterstützt. In der Völkerwanderung war gerade unsere Gegend Schnittstelle zwischen dem römischen Reich und den Barbaren im Norden und Osten. Mitteldeutschland war ein Schmelztiegel und wir wären nicht so, weder kulturell noch sprachlich, wenn nicht ständig Leute durchgezogen wären. Langweilig wurde es so auch nicht. Der Ministerpräsident wünscht sich, dass besonders junge Leute das Museum besuchen, denn nur über die Geschichte lassen sich heutige Themen wie „Umwelt, die Klimaveränderung, Migration, die es immer gegeben hat“ verstehen.

Wiedersehen mit einem alten Bekannten

Wie immer im Landesmuseum Halle gibt es für einen möglichen Besuch eine Schnellvariante, fast schon sinnlich erfahrbar, und mit kurzen Informationen und Eindrücken machbar. Selbstverständlich lässt sich der Spazierweg vom Germanenbild der Römer bis zum Durchbruch des Limes hinein in die Völkerwanderungszeit auch sehr langatmig gestalten. Bis zu Attila, dem Hunnenfürsten, der die Germanen, wenn es „Die Germanen“ je gegeben haben sollte, genauso beeinflusste wie es einst die Römer taten, ist die Straße mit vielen informativen Schubladen gepflastert. Dabei treffen wir einen alten Bekannten wieder, nämlich den Sensationsfund des Grabes des „Gommernfürsten“, Spätsommer 1990 gefunden und vom 28. Oktober 2000 – 28. Februar 2001 ausgestellt, wir können uns noch gut an diese Sonderausstellung erinnern. Allein diese Funde sind einen Besuch wert. Jede Schublade, jede Tür birgt eine besondere Überraschung. Lassen Sie sich nicht von der pompösen Königshalle erschlagen, und schalten sie dabei um Himmelswillen die Musik von Wagner im Kopf aus, und widmen Sie sich den herrlichen Kleinigkeiten: Z.B. einer germanischen Kuhherde, denn auch diese ist hier zu sehen. Es gibt ab 3. September viel zu entdecken, wir sind sicher, Sie werden nicht enttäuscht sein.

H. Ferenz, ToK, Fotos: Ferenz

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