GLÜCK im Puppentheater suchen

2. Februar 2020 | Kultur | Keine Kommentare

Heute, 31. Januar 2020, erwartete uns etwas Besonderes an den Bühnen Halle: Das GLÜCK hatte Premiere! Aber im Puppentheater Halle ist es doch immer besonders und (fast) immer verläßt man es glücklich. Also nichts besonderes, oder doch? Immerhin bringt der Hausherr, Herr Werner, dem Puppentheater Halle seit 25 Jahren Glück und führte auch beim Stück GLÜCK am letzten Januartag Regie. Zuvor wurde das Stück bereits im im Dezember 2019 in Kooperation mit dem Werkraum Schöpflin in Lörrach aufgeführt. Macht es auch die Zuschauer in Halle glücklich? Wir werden sehen:

„Vielleicht ist die Normalität meine Obsession“, Rita Yellow, Therapeutin.

Der Weg zum Glück ist hart. So war es auch bei dieser Premiere. Bis zuletzt wurde am Bühnenbild und der Sitzaufteilung gefeilt. Zudem fiel noch Franziska Rattay krankheitsbedingt aus, so dass Rike Schuberty für sie einsprang, zum Glück einspringen konnte. So trat der Intendant als erster auf die Bühne, um sich für das „Platzchaos“ zu entschuldigen und um Rike Schuberty anzukündigen. Das Premierenpublikum, lauter glückliche Menschen, Herrn Werner wohlgesonnen, nahm es zu Kenntnis. Nach Herrn Werner stürzten sich die Puppenspieler auf die Zuschauer, um fast jeden einzeln mit den Worten zu begrüßen: „Ich bin gekommen, Sie glücklich zu machen.“ Nun verflog auch der letzte Ärger, den es bei einigen wegen getrennter Plätze gegeben hatte.

„Vielleicht haben Sie einfach Glück gehabt“, Patientin zu Dr. Yellow

Das Stück GLÜCK, vom Dramaturgen Ralf Meyer geschrieben, besitzt in dem Sinne keine eigentliche Handlung, ist episodenhaft. Die tragende Figur ist die Therapeutin Dr. Rita Yellow, mit der das Stück beginnt und wieder endet. Wie im richtigen Leben jagen die Protagonisten dem Glück hinterher und landen dabei auf der Couch von Dr. Yellow. Dabei ist Jesus, ja, genau der mit dem Erlöserfimmel und dem tragischen Kreuzestod als jüdischer Aufrührer, der an seiner Mission zweifelt und ganz offenkundig einen Vaterkomplex hat. Dabei ist eine Frau, die sich nur frei fühlt, wenn sie sich von ihrem Mann löst, und ihn doch über alles liebt, nicht über das Verlassenwerden hinweg kommt. Dabei ist auch Michael Jackson, Musiker und Tänzer, der bei Dr. Yellow glücklich wird, weil es ihm endlich gelingt, einzuschlafen, und wieder unglücklich, weil sich sich nicht seinem Jackson-Zirkus anschließen möchte. Dabei ist auch Herr Schmidt, der nicht glücklich werden kann, weil er das Glück hatte, ein Zugunglück zu überleben. Und immer weiß man nicht, ob Mensch oder Puppe, beides verschwimmt und ist beides Realität. So sind die Puppen oft lebendiger als die, die ihnen zuschauen.

Glück ist, nichts mehr zu fühlen“, Frau, die von ihrem Mann verlassen wird

So ein wenig holperte es noch in der Premiere, es gab noch Ecken und Kanten, aber wie großartig wurde gespielt! Ich bin schon ein wenig verliebt! Besonders glücklich aber bin ich aber über Rike Schuberty, der man nicht anmerkte, dass sie kurz vor der Premiere erst von der „Ersatzbank“ für die Startelf engagiert wurde, wenn auch nur als Krankheitsvertretung. So großartig möchte ich auch einmal vertreten werden.

Open Stage

Das Bühnenbild war einfach: Zwei bühnengroße Bilderrahmen, die die Bühne einrahmen und aus denen die Puppenspieler/Schauspieler aus den Rahmen fallen können. Das einzige Möbel war die Couch der Therapeutin. Mehr braucht es nicht für das GLÜCK der Herren Werner und Meyer. So einfach und so gut. Aber manchmal braucht es eben etwas Aufregung, um es zu erkennen.

Die Frage, ob das Publikum glücklich wurde, konnte man an der Länge und der Lautstärke des Applaus ablesen: Es müssen alle mit einem glücklichen Lächeln nach Hause gegangen sein. Wie man geliebt wird und glücklich wird, konnte in dem Stück Choupette, die Katze eines Modenarren, beantworten. Sie erheischte die Liebe und Aufmerksamkeit ihres Futtergebers mit dem Trick, ihm so aufs Parkett zu pinkeln, dass er es nicht übersehen konnte. Versuchen Sie es einmal!

Glücklich in die Premierenfeier zog am Ende auch der Herr der Puppen, der Herr Werner, davon. Ob er das Rezept der Choupette oder ein anders verwandt hat, trotz aller Widrigkeiten verlief die Premiere glücklich und ein Ansehen zu einem anderen Zeitpunkt wird ihnen von mir ganz höflich ans Herz gelegt. Denn schließlich sollen Sie auch ihr Glück machen.

Christoph Werner (Foto (c) Yvonne Most))

Regie: Christoph Werner // Bühne und Kostüme: Angela Baumgart // Puppen: Lili Laube, Hagen Tilp // Live -Musik: Sebastian Herzfeld // Dramaturgie: Ralf Meyer
DR. RITA YELLOW, eine amerikanische Seelenärztin / CHOUPETTE, die Katze eines Modenarren: Ines Heinrich-Frank // JESUS VON NAZARETH, Religionsstifter, dem Aussehen nach 30 Jahre / MICHAEL JACKSON, Musiker und Tänzer, zu seiner Zeit der berühmteste lebende Mensch des Planeten, 50 Jahre / SCHMIDT 1,  Außendienstmitarbeiter am Ende seiner Jugend: Simon Buchegger // Eine FRAU, die ein Päckchen packt, 40 Jahre / Eine GELIEBTE, 40 Jahre: Rike Schuberty (Premiere, 2. Aufführung), Franziska Rattay // SCHMIDT 2, Außendienstmitarbeiter am Ende seiner Jugend /Ein MANN im Smoking, der einen Traum hat, 35 Jahre: Nils Dreschke

HALLE-PREMIERE Glück (UA) Freitag, 31. Januar 2020 | 20 Uhr | Puppentheater Dock 2

B-Premiere Glück (UA) Samstag, 01. Februar 2020 | 20 Uhr | Puppentheater Dock 2
Weitere Vorstellungen:
Mittwoch, 05. Februar 2020 | 18 Uhr | Puppentheater Dock 2
Freitag, 20. März 2020 | 20 Uhr | Puppentheater Dock 2
Sonntag, 22. März 2020 | 20 Uhr | Puppentheater Dock 2
Samstag, 28. März 2020 | 20 Uhr | Puppentheater Dock 2
To. Kreutzfeldt, Fotos, wenn nicht anders angegeben, Bühnen Halle.
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