Fotoausstellung: „Heimkinder aus der DDR“ im roten Ochsen

14. August 2018 | Kultur | 5 Kommentare

Die Ausstellung informiert über Heimkinder aus der DDR und den Versuch, ihre Vergangenheit durch das Medium der Fotografie zu bewältigen. Die Heimerziehung von Kindern und Jugendlichen in der DDR wurde zum überwiegenden Teil in unterschiedlichen Institutionen amtlich verordnet. Sie war Teil repressiver Mechanismen, die sich in der realso-zialistischen Erziehungspolitik bereits in den frühen Jahren der DDR herausgebildet hatten. Dazu zählten die von der Jugendhilfe betreuten sogenannten Durchgangs- und Beobachtungs- oder Aufnahmeheime, Spezialkinderheime und auch (zum Teil geschlossene) Jugendwerkhöfe. Natürlich erfolgten Einweisungen dorthin auch aus Gründen der familiären Vernachlässigung. Die staatlich verordnete Fürsorge galt jedoch auch jenen Kindern und Jugendlichen, deren Verhalten von dem abwich, was als soziale Norm sozialistischer Persönlichkeitsentfaltung festgeschrieben wurde. Das konnten schon die bloße Kleidung oder ein seltener Musikgeschmack sein. Entsprach es dem Geschmack des Klassenfeindes, machten sich die Betreffenden erst recht verdächtig. Oft wurden die Gründe für Heimeinweisungen in einem solchen Verhalten gesehen, das als Störung der sozialistischen Lebensweise tagtäglich in offiziellen Verlautbarungen der DDR-Propaganda verkündet wurde.

Jugendwerkhof Königstein, Zwangsarbeit (um 1950). Quelle: Deutsche Fotothek.

Darunter fassten die zuständigen Fürsorger auch negatives Verhalten sogenannter „schwer erziehbarer“ Kinder und Jugendlicher. Unterm Strich stand letztlich ein großes Ziel: Umerziehung, also die Erziehung zur sozialistischen Lebensweise. In den Heimen wurde es nicht nur in Kauf genommen, sondern systematisch darauf abgezielt, junge und jün-gere Menschen zu brechen, in deren Folge die Betroffenen physischen, psychischen und sozialen Torturen ausgesetzt waren. Am Ende stand das vermeintliche harmonische Ganze, dem sich der Einzelne, das Individuum, unterzuordnen hatte – eben auch durch Brechung des eigenen Willens.
Die Folgen der Heimerziehung wirken bis heute traumatisch und zum Teil tiefgreifend nach, wenn etwa Betroffene soziale Bindungen kaum mehr eingehen können (Bindungs- und Vertrauensverlust). In einem moderierten Gespräch berichten die Zeitzeuginnen und Zeit-zeugen Nicole und Torsten Ehms, Brigitte Matthias und Thomas Senft über ihre Lebenswege und ihr sehr ambitioniertes Ausstellungsprojekt.
Die Ausstellung wird in Kooperation mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR, Außenstelle Halle, der Landesbeauftragten Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Zeitgeschichte(n) e.V. Halle gezeigt und ist bis zum 28. September 2018 in der Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saa-le) zu sehen.
Es handelt sich um eine öffentliche Veranstaltung bei der Foto- und Filmaufnahmen erfolgen können. Der Eintritt ist frei.

 

Fotoausstellung „Vergangenheit bewältigen – ehemalige Heimkinder der DDR und das gemeinsame Hobby Fotografie zur Aufarbeitung“
Ort: Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale)
Zeit: 16. August bis 28. September 2018
Ausstellungseröffnung am 16. August 2018, Beginn 18 Uhr

 

Print Friendly, PDF & Email
5 Kommentare

Kommentar schreiben