Hetzerei gegen das Opernhaus

9. Mai 2017 | Kultur | 8 Kommentare

Ich habe genug! Seit Wochen lese und höre ich beinahe täglich Angriffe auf das Opernhaus und sein junges Leitungsteam. Ich habe genug!

Ich habe genug, von der Hetzerei gegen das Opernhaus, von der Heftigkeit der Auseinandersetzungen, den Beschuldigungen, den persönlichen Angriffen und der Besserwisserei die so manch einer an den Tag legt. Ich frage mich, wozu das alles dienen soll? Denn hilfreich ist das nicht und brauchbare Lösungsvorschläge lese und höre ich keine.

Derweil hat das Opernhausteam, das munter und farbenprächtig weiterinszeniert, vielfältige Möglichkeiten geschaffen, konstruktiv, sinnvoll und kritisch mit seinen Gästen ins Gespräch zu kommen. Kostproben, Stückeinführungen, Nachgespräche, Facebook und Co. – all das ermöglicht den Besuchern, Freunden und Kritikern durchaus aktiv auf das Spielzeitgeschehen und einzelne Stücke einzuwirken und das Opernhaus mitzugestalten. Fantastische Möglichkeiten, wie ich finde und die leider viel zu selten in Anspruch genommen werden.

Warum bereits seit einigen Monaten, trotz lauter Kritik, immer wieder fragwürdige Inszenierungen, zuletzt „Herzogs Blaubarts Burg/Bremer Freiheit“, auf die Bühne gebracht werden, darüber mag ich nicht urteilen und ich verstehe es auch nicht. Was ich aber verstehe ist die Tatsache, dass neue Wege auch mutig gegangen werden müssen. Dass Man(n) dabei nicht allem gerecht werden kann, versteht sich fast von selbst. Aus dieser Sicht finde ich, leistet das Opernhaus unter der neuen Leitung fantastische Arbeit, – unkonventionell, Grenzen sprengend, aufrührend. Ich bin begeistert und finde es einen guten Weg um Menschen aller Generationen ins Opernhaus zu ziehen. Beispielhaft möchte ich hier gern „Groovin Bodies“, „Werther oder ich werde geliebt, also bin ich“, „Spring Awakening“ und das „Lutherkantatenpojekt“ erwähnen. Letzteres ist ein generationsübergreifendes Musiktheater, das seit September 2016 weit mehr als 100 Bürger*innen aus Halle und Umgebung auf und hinter der Bühne mit allen Akteuren des Hauses zusammenbringt. Ist das nicht ein wunderbarer bildungskultureller Ansatz?

Wer kann mit Blick auf das Opernhaus Halle denn nun wirklich zu hundert Prozent sagen was richtig oder falsch ist? Ich weiß es nicht! Alles ist ein Experiment, ein Ausprobieren basierend auf den bisherigen gesammelten Erfahrungen aller Menschen aus allen künstlerischen Sparten die an diesem spielfreudigen Hause tätig sein dürfen. Ein Ausloten des Machbaren. Nur so geht aus meiner Sicht Wachstum. Einzig wichtig, dass man sich selbst dabei treu bleibt und sein Publikum beim Weitergehen nicht vergisst.

Wie heißt es so schön im „Lutherkantenprojekt“, einer Produktion des Opernhauses Halle unter der Regie von Dr. Veit Güssow, stellvertretender Intendant: „Hätte, hätte, Fahrradkette“. Bleibt zu hoffen, das uns allen dieses HÄTTE zur Podiumsdiskussion mit dem Leitungsteam des Hauses am 14.05.2017 um 19.30 Uhr im Opernhaus, Großer Saal und darüber hinaus erspart bleibt! Wünschenswert ist ein konstruktives, produktives und ehrliches Miteinander auf Augenhöhe, ein offener Diskurs der weder ver- noch beurteilt.

Ich wünsche mir von allen Beteiligten, den vielen Hallensern, denen die wunderbare Kultur in unserer Stadt nicht egal zu sein scheint, Vertrauen in das was neu entstehen mag, einen optimistischen und dennoch realistischen Blick nach vorn, sowie einen fairen, entspannten Umgang mit Kritik!

Besten Dank, Silke Schuender

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