Ein Fest auf Halles Opernbühne

14. Februar 2019 | Kultur | 3 Kommentare

Das Fest beginnt- eine festliche Tafel wird gedeckt. Die Tänzerinnen und Tänzer tragen Tische und Stühle auf die Bühne- im Takt werden Tischdecken, Teller, Sektgläser, Besteck und ein Kronleuchter weitergereicht.

Seit August üben 100 Menschen mit und ohne professionelle Tanzerfahrung aus der Saalestadt mit den Choreographen Be und Mevlana van Vark vom Berliner Verein Tänzer ohne Grenzen e.V. ein zeitgenössisches Tanzstück ein. Das Bauhausjubiläum als großes Fest der Hallenserinnen und Hallenser zu feiern, ist eine Idee der Bürgerstiftung Halle.

Mit diesem Tanzprojekt verbindet die Bürgerstiftung Menschen aus unterschiedlichen Generationen und Stadtteilen. Sie sind ein Abbild unserer Gesellschaft. Die meisten der Teilnehmenden -zwischen 4 und 91 Jahren- haben noch nie auf einer Bühne gestanden und so werden Menschen, die völlig unterschiedlich sind, plötzlich Teil eines grandiosen Spektakels, eines Kunstwerkes.

Die Energie und Freude, die die Tänzerinnen und Tänzer seit August in das Tanzstück einbringen, waren heute auf der Generalprobe deutlich zu erkennen. Immer wieder animieren begeisterte Tänzerinnen und Tänzer das Publikum zum Mittanzen.

Es ist ein humorvolles, nachdenkliches, verbindendes und gemeinschaftsstiftendes Fest, das auf der Bühne dargeboten wird. Das Tanzstück lädt den Zuschauer ein, sich auf ungewöhnliche Weise mit dem Bauhaus und seinem Jubiläum auseinanderzusetzen. Die Inszenierung bringt Gemeinsamkeiten und Gemeinschaft von unterschiedlichsten Menschen durch Farben, Geräusche, Stimmen, Musik und Bewegung fulminant zum Ausdruck. Die Tänzerinnen und Tänzer feiern und tanzen, inspiriert von Bauhaus-Festen, in ausgelassener Stimmung. Getanzt wird im Gusto und Tempo von Jugend und Alter: Walzer, Stuhltanz, moderne Tänze, Gestentanz, Formentanz, alles drin bis hin zum triadischen Ballett. Letztere  sind eine Erfindung von Bauhauskünstlern um Otto Schlemmer. In abstrakten Kostümen gekleidete Tänzer bilden dabei Figuren, die an bewegte, konstruktivistische Bilder erinnern. Durch die abstrakten und geometrisch geformten Kostüme der Kostümbildnerin Bärbel Jahn entsteht mit Farbe und Licht ein dichtes Bühnenbild. Wie gewohnt auf Bauhausfesten gehört Kurt Schwitters „Ursonate“ dazu, Fisches Nachtgesang mündet in Lautkonzert. Zwischen stürmischen Bühnenbildern und ruhigen Szenen hat der Zuschauer immer wieder Zeit zum Nachdenken. Ist die Choreografie einer Schlägerei zwischen zwei Männern auf der Bühne eine Anspielung auf die Angriffe der Nationalsozialisten auf das Bauhaus? Haben die jungen Tänzerinnen und Tänzer Burkinis an? Geht es hier neben der Unterschiedlichkeit der Tänzerinnen und Tänzer und der musikalischen Vielfalt auch um unser Zusammenleben in einer Gesellschaft, in der Menschen aus unterschiedlichen Kulturen auf einander treffen und miteinander etwas gemeinsam schaffen müssen?

„Blume“ und „Quadrat“ räumen den Tisch ab. Das Fest ist zu Ende.

 

Die Choreographen gewähren den Tänzerinnen und Tänzern fünfundvierzig Minute Pause. Im Operncafe wird gemeinsam gegessen. Seit Montag wird von 15:00 Uhr bis 21:00 Uhr geprobt. Keiner ist in den Ferien in den Urlaub gefahren. Zwei Mädchen finden das Projekt toll. Es sei ein kreativer Schaffensprozess. Sie würden mit der Kostümbildnerin gemeinsam die Einschränkungen durch die Kostüme erforschen und mit der älteren Generation in Kontakt kommen. Auch für diese sei es spannend, wenn auch körperlich anstrengend, verrät ein Paar, das sich gerade mit einem mitgebrachten Abendessen stärkt. Eine berufstätige Tänzerin ist nach einem 14 Stundentag ebenfalls geschafft. Der Aufwand hat sich aber für alle gelohnt.

Die Premiere „Das Fest – Eine Stadt tanzt“ am 16. Februar um 17:00 Uhr im Opernhaus Halle wird vor fast ausverkauftem Haus verdient ein großer Erfolg.

 

„Das Fest“ wird drei Mal auf der Opernbühne zu sehen sein:

Premiere am 16. Februar um 17 Uhr,

weitere Aufführungen am 17. Februar um 11 und 15 Uhr.

 

Es gibt noch Restkarten an allen Vorverkaufsstellen für 7 bzw. 10 Euro oder über die Webseite der Bühnen Halle.

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