Update. Die schaffende Galatea. Frauen sehen Frauen.
13. Juli 2019 | Kultur | Keine KommentareDie Verleihung des Kunstpreises der Saalesparkasse ging selbstverständlich an einen Mann, die letzten (Sonder-)Ausstellungen des Kunstmuseum Moritzburg drehten sich um berühmte Malermänner: Nach Klimt kamen Marc, Macke, Nolde und Co. Es scheint so, als würde der Kunstverein Talstraße mit der Ausstellung „Die schaffende Galatea. Frauen sehen Frauen“ einen Gegentrend schaffen zu wollen. Denn in dieser Sonderausstellung sind bis zum 13. Oktober nur Kunstwerke ausschließlich weiblicher Autorenschaft ausgestellt. Etwas was noch nicht einmal Berlin gelungen ist, wie Dr. Anne Havemann, Repräsentantin des traditionellen Vereins Berliner Künstlerinnen 1867 e.V., gestern neidvoll Halle zugestehen mußte.
Ausschließlich Kunstwerke weiblicher Autorenschaft
In der Kunst ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch lange nicht angekommen. Das betonten in Ihren Begrüßungsreden Matthias Rataiczyk, der Vorsitzende des Kunstvereins „Talstraße“ e. V. und alle seine Nachrednerinnen in fast gleichlautenden Worten. Ministerin Anne-Marie Keding, Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt (CDU), konnte diese Behauptung eindrucksvoll mit Fakten untermauern. Wenn in großen deutschen Kunsthallen ca. nur 10 % der Personalausstellungen Künstlerinnen gewidmet sind, dann kann man ohne Übertreibung behaupten: Die Kunst ist (immer noch) männlich. Dies zu ändern, ist der Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 e.V. angetreten, der bis heute besteht. Dr. Anne Havemann stellte den Verein in ihren Worten zur Sonderausstellung vor. U.a. die berühmtesten Künstlerinnen, die der Kunstverein ausstellt, nämlich Käthe Kollwitz und Paula Modersohn-Becker, waren im Verein Mitglied.
Angeschlossen an die Ausstellung ist die Kabinettausstellung Frauen-Schönheit-Schicht. Frauen im VEB Kosmetik – Kombinat 1988-1989 mit Fotografien von Barbara Köppe. Barbara Köppes Werk wurde zur Eröffnung von Dr. Ursula Röper vorgestellt. Die Fotografin hatte sich bereits zurückgezogen und sah lange Zeit keine Möglichkeit mehr, ihre Sicht auf Frauen in der DDR auszustellen. Nun sind ihre Fotografien kein Anhängsel, sondern eine gelungene Ergänzung zur Galatea-Sonderausstellung in der Kunsthalle.
„Wir mußten die Kunstgeschichte neu erfinden“
Wie die Verfasserin dieses Einführungstextes, Silke Tobeler, zu recht meint: „Ein Armutszeugnis“. Deswegen ist diese Ausstellung in der Kunsthalle „Talstraße so wichtig. Und nicht nur wichtig. Die Qualität der Bilder hat mich überrascht. Warum eigentlich? Die Ausstellung ist also auch sehr sehenswert, abwechlungsreich und verspricht einen überaus großen Kunstgenuß. Wir sind dem Kunstverein „Talstraße“ deswegen ausgesprochen dankbar für ein Engagement, dass sich die meisten staatlichen Kunstmuseen anscheinend nicht trauen. Bitte werfen auch Sie einen Blick in die Ausstellung!
13. 7. – 13. 10. 2019 | Kabinett in der KUNSTHALLE
Frauen-Schönheit-Schicht. Frauen im VEB Kosmetik – Kombinat 1988-1989
Fotografien von Barbara Köppe
Zu den Öffnungszeiten der Kunsthalle:
Sommer im Felsengarten
Achtung: Der Besuch des Felsengartens mit romantischen Skulpturenpark ist nur im Zusammenhang mit einem Ausstellungsbesuch möglich. Aber dann sollte ein Gang auf keinen Fall ausgelassen werden!
Hintergrund Galatea:
Die vom griechischen Künstler Pygmalion geschaffene weibliche Statue wird durch die Gunst der Göttin Venus zum Leben erweckt und wird zur Frau des vorher frauenhassenden Künstlers, mit dem sie ein Kind hat. Den Namen Galatea erhielt die belebte Statue erst im 18. Jahrhundert.