Die 19. Kirchennacht in Halle

18. August 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Bei warmen und trockenen Augustwetter fand am gestrigen Abend/Nacht die 19. Kirchennacht in Halle statt. Es ist schon zu einer kleinen Tradition geworden, dass ein HalleSpektrumteam in den Außenbezirken unterwegs ist, um die unbekannten Gotteshäuser fernab von Marktkirche, St. Moritz und Franckeschen Stiftungen zu entdecken. Dabei ist es uns so ein wenig ergangen, wie dem berühmten Briefträger Antoine (Dany Boon) im „Willkommen bei den Sch’tis“. Überall wurden wir willkommen geheißen, es wurde uns zu essen und zu trinken angeboten, dementsprechend lange blieben wir auch. Wir haben wundervolle Menschen kennengelernt. Nur das Fahrzeug verhinderte, dass wir genauso beschickert wie Antoine am Ende der Tour endeten. Die Kirchennacht ist auch ein wundervoller Moment der kirchlichen Gastfreundschaft. Zu unserer Überraschung war es auch eine kleine Straße der Romanik, die wir unternahmen und entdeckten wahre Schätze dabei.

Unser Startschuss fiel um 18 Uhr. Wenig später erreichten wir die St. Georg Kirche Morl, die erhöht über dem Dorf thront. Man kann sich aus der Entstehungszeit einen Holzturm des Grundherrn vorstellen, etwas höher gelegen als die Kirche und die Straße und die moorige Ebene beherrschend. Dort befindet sich jetzt ein alter Friedhof. Die jüngste Beerdigung, die wir fanden war von 1936. Eine Familiengruft liegt halb auf dem Friedhof, halb auf Privatbesitz, es wurde uns erzählt, dahinter steckte, dass der ehrenwerte Tote auch auf eigenen Grund beerdigt werden wollte. Die Kirche selbst ist ein spätromanischer Bau aus dem 13. Jahrhundert mit einem wuchtigen Turm. Im Erdgeschoß des Turmes erwartete uns eine Überraschung: Hier befindet sich eine alte Wangentruhe, deren Holz einer Untersuchung zufolge aus dem 9. Jahrhundert stammen könnte. Uns wurde berichtet, dass es sich um die älteste Truhe Deutschlands handelte.

Bei Grillwurst und Bier saßen wir noch lange vor der Kirche und führten ein schönes Gespräch mit einer alten Dame, die ganz begeistert davon war, wie engagiert die Jugend heutzutage ist und wie nötig das ist. Wir waren ganz erfüllt davon, wie offen und freundlich wie in Morl begrüßt, herumgeführt und aufgenommen worden sind. Aber es wurde Zeit für eine weitere Kirche:

Der Mond ist aufgegangen in Lettin

Wir gelangen nach St. Wenzel, der Kirche von Lettin, und das Thema mit dem Engagement von Jugendlichen wurde sogleich fortgeführt. Aber noch rasch ein Wort zu Kirche: St. Wenzel ähnelte in der Anlage der Kirche von Morl und auch die dritte Kirche im Bunde reihte sich dort ein. Auch hier ein trutziger Dorfkirchenbau im Stil der Spätromanik des 12./13. Jahrhundert mit einem älteren Vorgängerbau z.T. aus Holz ausgeführt. Öffnungen am Turm können als Schießscharten gedeutet werden. Hier wurden wir zunächst mit einem Konzert von Trompete und Flöte begrüßt. Da die im Programm angekündigte Organist erkrankt war, sprangen zwei Jugendliche aus der Gemeinde ein. Nicht perfekt, aber sehr stimmungsvoll. Danach wurden alle Anwesenden noch motiviert, „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius zu singen. Gut, dass ein Teammitglied wenigstens stimmlich etwas gebildet war, das andere krächzte mit.  Es folgte eine freundliche Aufnahme durch ein Gemeindemitglied, der uns die Kirche in allen Details bis hinauf in den Turm erklärte. Dort befindet sich nun auch eine neue Glocke, die extra für Lettin gegossen wurde.

Es folgte, Sie können es sich denken, Essen, Trinken, aber das Gespräch mußten wir jetzt etwas abkürzen, denn wenigstens eine Kirche sollte wenigstens in der Nacht noch besucht werden:

Treppengespräche in Dölau

In Dölau wählten wir nicht die moderne katholische Kirche, sondern eine der ältesten Kirchen von Halle: Die jetzt evangelische St. Nikolai et Antonii. Der Bau ähnelte ganz stark den bereits erwähnten Kirchen in Lettin und Morl und ist zeitlich ähnlich einzuordnen. Hier hatten die Anwesenden Gemeindemitglieder gar nicht mehr mit späten Besuch gerechnet. Und so ging die kurze Kirchenführung (nein, dieses Mal gelangten wir nicht mehr bis auf den Turm hinauf) in ein gutes Gespräch über, dass mit Wein auf der Treppe vor der Kirche endete. Und wir sind sicher, auch der Heilige Geist saß mit bei uns und grinste sich eins. Das war eine gute Kirchennacht! Wir freuen uns schon auf die nächste Tour von Kirche zu Kirche. Tipp: Eine Kirche kann auch außerhalb der Kirchennacht besucht werden.

Team: AK und ToK, Fotos: ToK

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