DER SCHNEE VON GESTERN IST DIE SINTFLUT VON HEUTE
29. Oktober 2019 | Buchtip, Kultur, Rezensionen | 6 Kommentare
Cover_Daniela Dahn
„Die Einheit – eine Abrechnung“ ist der Untertitel des neuesten Buches von Daniela Dahn. Sie zieht Bilanz und sie zieht sie schonungslos. Die deutsche Einheit war für sie eine feindliche Übernahme auf Wunsch der Übernommenen.
Sie war Mitbegründerin der oppositionellen Gruppe DEMOKRATISCHER AUFBRUCH und hat sich schon immer eingemischt. Der damalige Runde Tisch hatte einen Verfassungsentwurf erarbeitet für ein neues ungeteiltes Deutschland. Der wurde allerdings schnell vom (Runden) Tisch gefegt. Sie stellt fest: Die „friedliche Revolution“ hat den Menschen viele Annehmlichkeiten gebracht, aber revolutioniert wurde nichts. Das Eigentum wurde wieder sakrosankt. Der 40-jährige Versuch, eine solidarische Gesellschaft zu organisieren, musste einem inzwischen hemmungslosen „Raubmensch-Kapitalismus“ weichen.
Von der Euphorie der Wende ist wenig geblieben. Was folgte war und ist eine Geschichte von Demütigungen, einer konsequenten Verachtung der Kultur, Literatur, Wirtschaft und sozialen Infrastruktur. Das Ende des sozialistischen Systems hat die ganze Welt verändert, weil das Regulativ des Kapitalismus verschwand. Der Krieg hat sich wieder breit gemacht, die Ausbeutung wenig entwickelter Länder durch den Westen ist ungebremst. Und sie beschreibt die rechten Strukturen in der Bundesrepublik, die nach dem 2. Weltkrieg nicht verschwanden und bis heute wirken. Da schließt sich der Kreis. Die aus dem Westen stammenden Protagonisten der AFD nutzen die Unzufriedenheit im deindustrialisierten Osten für ihre alten braunen Ideen – mit beängstigendem Erfolg.
Und den jungen Leuten von Fridays for Future gibt sie den Rat: „Wer vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Klima schweigen.“
Jorge Semprun schrieb über sie: „Daniela Dahn ist eine Kritikerin der Verhältnisse par excellence, sie ist folglich unbequem. Scharfsinnig im Urteil und unabhängig in der Analyse, gehört sie zu den mutigen Publizisten dieser Zeit.“
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Das Buch habe ich nicht gelesen, wohl aber mehrere Rezensionen ( nicht nur hier) . Bauchschmerzen macht mir, wie leichtfertig die Autorin den Wähler entschuldigt. Klar, die Neue Rechte: Westimport. Der Ostdeutsche Wähler: unschuldig verführt.
Nach 1945 konnte sich keiner daran erinnern, NSDAP gewählt zu haben. Nach 89 hatte niemand was mit SED oder Stasi zu tun gehabt. Heute hat angeblich damals niemand Kohl gewählt. Und morgen will niemand heute die AfD gewählt haben.
Alles nur Opfer, die ewig mündigen Bürger, verführt von unheimlichen Mächten.
Selbst an der eigenen Dummheit, Gier und Gedankenlosigkeit sind immer „Die Anderen“ schuld.
Ein Beispiel gefällig? bitte sehr: „Und den jungen Leuten von Fridays for Future gibt sie den Rat: „Wer vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Klima schweigen.“
Es ist also der Kapitalismus, der die Luft verpestet. Nicht der unmündige Angestellte, der glaubt, auf den SUV angewiesen zu sein, und nicht aus dem System heraus kommt.
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“
(Immanuel Kant)
Der DA wurde von der Staatssicherheit initiiert.
Dahn und Schorlemmer verließen diesen Verein sofort, als sie es bemerkten.
Es verblieben in der Führungsriege, Schnur, Maizière, Merkel.
Offiziell ist, dass Schnur, Maizière als IM der Sztaatssicherheit arbeiteten.
Da muss ich Wolli schon teilweise recht geben, mir erscheinen diese Positionen ziemlich klischeehaft und unausgegoren.
Der DA hat sich übrigens ziemlich schnell von der Ost-CDU schlucken lassen.
Unsere Demokratie erlaubt es, dass Daniela ihren Unsinn verbreiten kann. Ihre journalistische Ausbildung hat sie in „Roten Kloster“, der Journalistenschule der DDR, in Leipzig erhalten.
„Die deutsche Einheit war für sie eine feindliche Übernahme auf Wunsch der Übernommenen“
Was haben die sich denn dabei gedacht, als sie CDU gewählt haben? das habe ich schon damals nicht verstanden.
Wo sie recht hat, hat sie unbestritten recht. Es war so wie beschrieben. Und ja, auch marx hatte recht, sonst würde er nicht heute noch im BWL-Lehrplan stehen…
Nur eben habe sich seine BWL-Schüler in den seltensten Fällen seine Werke zueigen gemacht. Sonst sähe es gewiss anders aus.