Das mehrsprachige transkulturelle Radionetzwerk Colourfulvoices.net ist online

6. August 2020 | Kultur | Keine Kommentare

Von der Öffentlichkeit eher unbemerkt, hat sich neben dem Medienrummel um die sogenannte Flüchtlingskrise 2015 in den vergangen Jahren eine neue Mediensparte etabliert, in welcher Menschen mit Fluchterfahrung in lokalen Community Radios in vielen Sprachen ihre Versionen der Geschichte erzählen. Eine davon ist Seena Rahmani, aktiv bei Common Voices bei Radio CORAX in Halle:

„Ich bin ausgebildete Journalistin aus Afghanistan. Dort habe ich im Fernsehern auf Paschtu, meiner Muttersprache, viele Sendungen produziert und moderiert. Hier in Deutschland ist es allerdings schwierig für mich als Journalistin anerkannt zu werden. Common Voices gibt mir die Möglichkeit journalistisch zu arbeiten und in meiner Sprache
in den Medien aktiv zu sein.“

Insgesamt 12 solcher Redaktionen sind bei Colourful Voices mit dabei. Die vielen kleinen Projekte hatten bisher aber nur eine überschaubare lokale Hörerschaft.

„Bisher war es nicht leicht, in unseren mehrsprachigen Sendungen die Hörer zu halten. Wenn eine Sprache kommt, die ich nicht verstehe, schalte ich als Hörer natürlich schnell ab.“, schildert Saher Iskaf von der Nürnberger Sendung Immigration Broadcast seine Erfahrungen.

Die Website ist deshalb bisher auf Deutsch, Englisch, Französisch, Farsi, Kurdisch und Arabisch abrufbar. So können Nutzer die verfügbaren Beiträge gezielt in der gewünschten Sprache anwählen. Gerade für Menschen, die kein Deutsch sprechen, sind die Informationszugänge sonst häufig schwierig. Die Radiomacher investieren viel Zeit und Engagement in das neue Projekt.

„Das ist häufig mühsam. Wenn Menschen neu hierher kommen, ist ihr Leben sowieso ganz schön chaotisch. Du brauchst eine Aufenthaltsgenehmigung, lebst im Wohnheim, suchst einen Job, machst Sprachkurse. Eine Gruppe aufzubauen, die kontinuierlich an so einem Prozess arbeitet, ist ziemlich herausfordernd.“ findet Abir Khaled von der Sendung Common Voices aus Halle, die von der ersten Idee an bei dem Netzwerkprojekt dabei ist.

Der erste Schritt ist nun aber getan. In den nächsten Monaten wollen die Radiomacher das Portal noch weiterentwickeln. Mehr Sprachen sollen hinzukommen und die Beiträge sollen auch abonniert werden können.

 

 

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