Das Hasi als offenes Denkmal: kompetente Führungen durch die Geschichte der ersten Halleschen Gasanstalt

17. Februar 2018 | Kultur | 19 Kommentare

Das Hasi hatte gerufen, und etliche Interessierte waren gekommen. Samstag nachmittag hatte der Capuze e.V. zu einer Führung mit anschließendem Beisammensein geladen. Im Garten traf man sich am Infotisch, an dem einiges an Material aus lag: so ein druckfrisches Heft „Geschichte eines vergessenen Denkmals – Die Gasanstalt in der Hafenstraße 7 in Halle an der Saale“ (Autor S. Maynicke/Capuze e.V. Hrg). In der Broschüre wird die Geschichte des Gebäudes und der ersten Halleschen Gasanstalt beleuchtet, interessant sind hier auch viele historische Abbildungen. Am Stand erhältlich auch: eine Postkarte mit einer akribischen Rekonstruktion des gesamten Gaswerkes.

Die erste Gasanstalt in Halle. Zeichnung: S. Maynicke (c) 2016

„Entstanden aus einer aufwändigen fotogrammetrischen Rekonstruktion anhand von Luftschiffbildern aus dem Jahr 1913“, erläuterte Maynicke, als er die erste Gruppe unter seiner Führung durch das Gelände versammelte. So stolperte man los,  durch den holperigen, noch gefrorenen Gartenboden  zu den noch alten Fundamenten der Gasometer. Maynicke erläutert die Funktionsweisen der an antike Amphitheater erinnernden, aus sorgfältig gefugten Werksteinen errichten Rundbauten. Im Inneren befanden sich die „Tassen“, das waren einfache Wasserbecken, in den dann, wie eine Taucherglocke, der stählerne Vorratsbehälter für das Gas schwamm.  „Das Gas wurde unten eingelassen, das drückte dann die Behälter nach oben, und das Wasser funktionierte als Dichtung“, erklärte Maynicke. Die Gebäude, in den sich die Retortenöfen befanden, existieren nicht mehr, sie standen weiter nördlich des  heutigen „Hasi“-Geländes. Noch weiter nördlich, in Richtung des heutigen „Stadthafens“, befanden sich die Abfallgruben für den Steinkohleteer, der bei der Gasgewinnung als ungeliebtes Nebenprodukt anfiel. Das besetzte Haus, das wir nun betreten, war das so genannte „Beamtengebäude“, errichtet 1856. Hier lebten damals drei Familien der Führungsebene des Werkes. Bis 2003 war das Gebäude bewohnt, erzählt unser Führer, um dann die Geschichte von der Besetzung, dem Gestattungsvertrag mit der HWG und dem jetzigen Schwebezustand wiederzugeben. Unsere Leser wissen darüber Bescheid. Während der Hausführung fand in einem der Räume gerade  das Capoeira Roda-Treffen des Ilê Angola e.V. statt, im Erdgeschoss gibt es einen Krafttrainingsraum, einen Umsonst-Laden gibt es, und jede Menge Räume für Workshops aller art. Das Haus ist mit der Vielzahl der Initiativen schon ziemlich ausgelastet.

Weiterführende Infos hier

 

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