Das Böse erscheint in Hallenser Salongesprächen

24. Mai 2017 | Kultur | Keine Kommentare

Das Salongespräch, zu dem Dr. Nachtwei (Theologe), Dr. Piskorz (Nervenarzt), Herr Borgmann (Jurist) und Frau Tesching (Gemeindereferentin), einluden, war am sommerlichen Abend des 23. Mai 2017, ein Gartengespräch im Schatten der Moritzkirche. Etwa ein Dutzend Menschen war der Einladung zum Diskurs gefolgt. Der große Engel, der das Böse oft verkörpern muss und auch in der Diskussion mehrmals angesprochen wurde, sass im Schatten mit dabei und verfolgte die Gespräche interessiert.

Das Böse lauert im Garten

Vorsichtig näherte sich Dr. Piskorz nach den Einführungsworten von Frau Tesching und Pfarrer Nachtwei dem Thema an und verschleierte dabei auch seine Ratlosigkeit nicht, sich mit dem Bösen zu beschäftigen: Wo entsteht das Böse. Hat seinen Ursprung im sozialen Bereich? Entsteht es im familiären Bereich? Gibt es Gehirnbereiche, in dem das Böse entsteht? Untersuchungen bestätigen das Vorhandensein einer geringeren Hemmschwelle bei Tätern mit Defiziten im Stirnhirnbereich. Warum sind Serienmörder, die es tatsächlich auch in der Wirklichkeit gibt, so gefühlskalt und ohne Gefühl?

Herr Borgmann führte aus, dass wir von Kindesbeinen lernen Gut und Böse zu unterscheiden. Er erwähnte Menschen, die diese Grenzen überschreiten und das auf fürchterliche Weise. Er führte dazu den aktuellen Mordprozess in Dessau und das gerade stattgefundene Attentat in Manchester auf. Ist das böse? Ist es gut, keinen Menschen umzubringen? Wie ist es mit der Verantwortlichkeit für die Taten nach dem Strafrecht? Herr Borgmann führte aus, dass es Fälle gibt, in denen der Täter für seine bösen Taten nicht strafrechtlich verantwortlich gemacht werden kann. Ist er dennoch auf andere Weise verantwortlich?

Ist der Mensch von Grund auf böse?

Was ist also das Böse und wie ist es in die Welt gekommen?

Dr. Piskorz wurde nicht müde zu betonen, dass unsere kleinen Nachlässigkeiten und Unzuverlässigkeiten keinesfalls schon das Böse sind, so sehr wir damit auch oft andere Menschen verletzen oder gar schädigen mögen. Aber: Es gibt in uns allen Menschen gut und böse. Es gibt Menschen, die Spaß haben, Menschen zu quälen. Ist das Böse die Abwesenheit des Guten, wie man im Mittelalter gemutmaßt hatte? Ist Luzifer, der große Engel, das Böse?

Selbstverständlich kam man auch auf die Monster des vorherigen Jahrhunderts zu sprechen: Hitler, Stalin, Franco. Der Eichmannprozess wurde erwähnt und die Aussage von Hannah Arendt über die „Banalität des Bösen“. Oder gibt es nach Trump nicht böse oder gut, sondern nur Gewinner und Verlierer? Kommt dabei nicht die Albernheit des Bösen zum Tragen?

Der Diskurs wurde in der Runde munter geführt, konnte aber in einem Gartengespräch selbstverständlich nicht dem Bösen auf die Spur kommen, es noch nicht einmal ansatzweise enthüllen, was einen Besucher der Runde geradezu verdross, der Veranstaltungen zum „Bösen“ keinesfalls mehr besuchen wollte. Es mußte festgestellt werden: „Wir wissen nicht, woher das Böse kommt. Wir haben keine Antwort darauf.“

Der Abend endete mit einer Weisheitsgeschichte, statt mit Schlussworten, gelesen von Frau Tesching. Es ging dabei darum, was die Hölle ist.

TK

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