Bühnen Halle: beste Besucherzahlen seit 6 Jahren – aber ungewisse Zukunft

14. Januar 2013 | Kultur | 2 Kommentare

So gut lief es schon lange nicht mehr für die Halleschen Bühnen. In der abgelaufenen Spielzeit 2011/12 konnten trotz höherer Kartenpreise 278.622 Gäste begrüßt werden, da ist ein Anstieg um 39.115 gegenüber er Vorsaison. In den vergangenen Jahren pendelte die Besucherzahl immer um 250.000. Mit knapp 290.000 Gästen war nur die Spielzeit 2005/06 erfolgreicher.

Oper Halle

Der Besucheranstieg erfolgte fast über alle Sparten hinweg. So kamen zu den 497 Vorstellungen des Opernhauses 94.798 Gäste (2010/11: 86.129), die 552 Veranstaltungen im neuen theater wurden von 55.250 Besuchern gesehen (2010/11: 49.773). Zu den 197 Konzerten der Staatskapelle pilgerten 62.581 Musikliebhaber (2010/11: 54.147). Einen enormen Anstieg gab es auch beim Thalia Theater, das zum Ende der Spielzeit seine eigene Spielstätte verlor und nun mit einem geschrumpften Programm auf der Kulturinsel Unterschlupf findet. 42.764 Besucher kamen in die 393 Veranstaltungen gegenüber 25.942 Gästen in der Spielzeit davor. Zum Teil ist das auf die Kinderstadt „Halle an Salle“ zurückzuführen. Doch auch die Veranstaltungen im bisherigen Stammhaus in der Kardinal-Albrecht-Straße waren besser besucht. Eine Ausnahme bildet lediglich das Puppentheater, die Zuschauerzahl in den 263 Veranstaltungen sank auf 19.865 (2010/11: 22.544).

Mehr Besucher bedeuten natürlich auch höhere Einnahmen. Die Erlöse aus Kartenverkäufen kletterten von 1,8 auf 2,1 Millionen. Die Gesamtumsatzerlöse, also inklusive Einnahmen aus Vermietungen, Programmverkauf oder besondere Förderprogramme, steigt dagegen nur minimal von 2,99 auf 3,07 Millionen. Allerdings machen die Umsatzerlöse bei einer Gesamtbilanz von 37,2 Millionen Euro nur einen geringen Teil aus. So erhält die TOO einen jährlichen Zuschuss von 33,2 Millionen Euro. Jede Theaterkarte wird damit mit 119,25 Euro subventioniert.

Ungewisse Zukunft
Das ist auch eine de Sorgenkinder für die Zukunft. Denn aktuell berät der Kulturkonvent über die Theaterzuschüsse im Land für die nächsten Jahre. Angesichts knapper werdender Kassen ist mit einem Abschmelzen des Betrags zu rechnen. Das hätte weitere harte Einschnitte zur Folge, denn aktuell gehen 28,5 Millionen Euro für Gehälter drauf. In den vergangenen Jahren haben die Beschäftigten durch Haustarifverträge – und damit Umgehung der offiziell geltenden Tarife als kommunales Unternehmen – bereits auf einen Teil des eigentlich laut Tarifvertrags zustehenden Lohns verzichtet. Außerdem sank die Mitarbeiterzahl. So gab es in der vergangenen Spielzeit noch 492 Vollzeitstellen, 42 weniger als ein Jahr davor.

Als „immer dramatischer“ werden im Jahresabschluss die Auswirkungen des Haustarifvertrags bei der Staatskapelle bezeichnet. Denn Nachwuchs wird nicht mehr eingestellt, bereits jetzt beträgt das Durchschnittsalter der Musiker 47 Jahre. 90 Prozent aller Musiker haben das 40. Lebensjahr überschritten, zum Auslaufen des Haustarifvertrags im Jahr 2017 werden 42 Prozent älter als 53 Jahre sein. Das führe zu einer Beeinträchtigung des Leistungsvermögens.

„Für die Zeit ab Beginn des Kalenderjahre 2014 besteht für die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle ein stark erhöhtes Risiko, da noch keine Aus- und Zusagen über die Höhe der jährlichen Zuschüsse vorliegen“, führt Geschäftsführer Rolf Stiska aus. Als eines der Sorgenkinder stellen sich dabei die Haustarifverträge darf, die für die Staatskapelle bis 207 und für alle anderen Mitarbeiter bis Sommer 2014 laufen. In dieser Zeit seien betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen, so Stiska. Kommt kein neuer Haustarifvertrag zustande, müssten die Beschäftigten sogar wieder nach Flächentarif bezahlt werden. Ein etwaiger Kostenaufwuchs könne nicht kompensiert werden. Stiska rechnet mit nötigen Mehrausgaben von drei Millionen Euro, sofern kein neuer Haustarif vereinbart wird. Verhandlungen über Haustarife könne man aber erst aufnehmen, wenn Stadt und Land sagen, wie hoch ab 2014 die Zuschüsse ausfallen.

Schreiben von TOO-Chef Rolf Sitska

In einem Schreiben außerhalb des Jahresabschlusses wird Stiska konkreter. Ohne neuen Haustarifvertrag und bei gleichbleibenden Zuschüssen müssten bis 2017 etwa 80 bis 100 Mitarbeiter entlassen werden. Umgesetzt werden könne dies nur über die Schließung ganzer Sparten, weil ein gleichmäßiger Stellenabbau über alle Sparten hinweg zu Qualitätseinbußen führen würde. Vier Millionen Euro, so Stiska, gelte es in dem Fall einzusparen. Erreicht werden könne dies entweder durch die gemeinsame Aufgabe der Sparten Puppentheater, Kinder- und Jugendtheater und Ballett, oder der Aufgabe des Schauspiels oder der Auflösung des Musiktheaters (Oper) einschließlich Chor und Ballett.

Und wenn es gar zu einer Absenkung der Zuschüsse kommt? Dann „tritt spätestens im Geschäftsjahr 2014/15 die Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft ein“, so Stiska. „Die Zahlungsunfähigkeit tritt auch ein, wenn es bei Nichtverlängerung der Haustarifverträge nicht zu der bezifferten Zuschusserhöhung auf etwa 35,6 Mio. € für das Geschäftsjahr 2014/15 kommt.“ Die Mitarbeiter würden im Insolvenzfall wieder ann die Stadt übergehen, die sie mit Gründung der GmbH im Jahr 2009 ausgelagert hatte.

Es kommen also erneut harte Zeiten auf die Bühnen in Halle (Saale) zu.

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