Buchmessenachschlag 2017

5. April 2017 | Kultur | Keine Kommentare

HalleSpektrum hatte noch einen Bericht von der Leipziger Buchmesse versprochen. BartBroAutor Lars Kattge war für uns dort unterwegs und liefert jetzt (mit etwas Verspätung) seinen Bericht ab, wir haben leicht gekürzt:

10:20
Ich bin endlich auf dem Messeparkplatz angekommen. Ich stehe gar nicht so weit hinten, wie ich befürchtet habe. Immerhin kann ich die Messegebäude von hier aus noch sehen. Ich mache mich dann mal auf den Weg.
10:45
Die Taschenkontrolle vor dem Eingang, die sie wahrscheinlich aus Gründen der Terrorabwehr eingerichtet haben, hält gar nicht so sehr auf. Das Erste, was mir in den Sinn kommt, als ich den Eingangsbereich betrete:
Meine Güte, wieso ist das zum Freitag so voll? Müssen die alle nicht arbeiten? Nun gut, es sind viele Schulklassen hier, die freuen sich vermutlich über den Ausflug. Die anderen Leute sind wohl so ähnlich wie ich – ein klein wenig literaturverrückt. Mein Weg führt direkt nach Halle 5, zum Stand von Kia Kahawa. Als ich zum letzten Mal dort war, Dienstagabend zum Aufbau, war dieser Stand als einer der ersten weit und breit vollständig bestückt. Jetzt ist er natürlich einer unter vielen, aber trotzdem ist er etwas besonderes. Kia ist nicht nur eine Freundin, sondern auch Mitglied bei den BartBroAuthors. Und deshalb hängt da auch ein Plakat des Vereins. Und deshalb ist der Stand auch so etwas wie der inoffizielle Dreh- und Angelpunkt für die Vereinsmitglieder.

Treffen der Bartbroauthors

Exkurs: Woher kommen die BartBroAuthors?

Die BartBroAuthors sind ein noch recht junger Verein. Als Idee entstand er vor ziemlich genau einem Jahr, bei der LBM 2016. Einige, vorwiegend junge, Leute waren der Meinung, dass es an der Zeit sein könnte, die ausgetretenen Wege der etablierten Autorenverbände und -vereine zu verlassen und mal etwas neues auszuprobieren. Ein Zusammenschluss von Autoren, der eben nicht unterscheidet zwischen etablierten Verlagsautoren, Selfpublishern und angehenden, also noch gar
nicht veröffentlichten, Schriftstellern. Genau so wenig wie nach dem Genre, in dem man sich zuhause fühlt. Es sollte etwas sein, das den klassischen Rollenbildern entgegensteht. Wie sieht der idealtypische Autor aus? Pfeife rauchend, Flicken auf den Ellbogen, im Ohrensessel sitzend – und mit Bart. Daher der Bart. Eine Familie sollte es sein, Gleichgesinnte, Brüder. Daher das Bro (Denn BartBrüAutoren klingt doch doof, oder?). Die BartBroAuthors eben.
10:55
Meine Ankunft an Kias Stand fällt mit dem Zeitpunkt zusammen, an dem alle anderen auf der Messe anwesenden BartBros sich gerade wieder in alle Winde beziehungsweise Messehallen zerstreut haben. Schön, denke ich mir, habe ich den Stand für mich allein. Also besorge ich erst einmal Kaffee für Kia und mich. Die Messe ist, was das Catering anbelangt, ziemlich gut ausgestattet. Außer den fest eingebauten Imbissständen findet man in jeder Halle Stände, an denen es leckeren Kuchen, Crépes und richtig guten Kaffee gibt, aus richtigen Espressomaschinen, nicht aus dem Automaten. Man weiß hier offensichtlich, dass Büchernarren und Schriftsteller zumeist auch Kaffeeliebhaber sind. Das freut mich. Auf dem Weg zu einem dieser kleinen Oasen lasse ich mir Zeit und werfe einen Blick nach rechts und links in die Messestände. Hier, in Halle 5, tummeln sich vorwiegend Kleinverlage und Dienstleister rund um das Buch- und Schreibgeschäft. Es ist schön, dass es abseits der großen Verlagshäuser solche Vielfalt zu entdecken gibt.
12:30
Als ich bewaffnet mit zwei Bechern Kaffee wieder an Kias Stand auftauche, trudeln nach und nach noch mehr
Mitglieder der BartBroAuthors ein. Es gibt immer wieder ein großes Hallo. Ich kenne bisher nur die allerwenigsten von denen persönlich, aber ich erkenne beinahe alle von ihnen. Man ist sich eben in Zeiten der sozialen Medien fremd und doch auch wieder nicht. Wir nutzen die Gelegenheit, Dinge voneinander zu erfahren, die in den sonst üblichen Chatkanälen oder im Forum eher selten angesprochen werden. Das Schöne ist, dass man schon vorher weiß, dass man sich mehr oder weniger auf der gleichen Wellenlänge befindet: Schreiben, Geschichten und Bücher. Das macht es leicht, einen Einstieg zu finden.

Exkurs: Wer gehört zu den BartBroAuthors?

Der BartBroAuthors e.V. hat es sich auf die Fahnen geschrieben, eine Heimat für jeden zu bieten, der das Schreiben liebt. Dazu zählen explizit nicht allein Schriftsteller jeder Könnensstufe, sondern auch Grafiker und Lektoren. Die sind nämlich in Zeiten des Selfpublishing zunehmend wichtig und haben ja auch irgendwie mit Büchern zu tun. Aus irgendeinem geheimnisvollen Grund (oder auch aus Zufall) hat sich die Mehrzahl der BartBroAuthors der Fantasy verschrieben. Es finden sich jedoch auch Autoren von Entwicklungsromanen darunter, ebenso wie Krimi- und Kinderbuchautoren. Viel mehr Vielfalt geht eigentlich kaum.
Und alle eint dieselbe Leidenschaft. Sicherlich wären auch Lem, Snegow oder Strugatzki BartBroAuthors geworden, wenn es den Verein damals schon gegeben hätte.
16:00
Ich habe mich bis jetzt noch nicht besonders weit von Kias Stand wegbewegt. Es war einfach zu viel los. Ständig kam
jemand vorbei, mit dem sich interessante Gespräche ergaben. Ob BartBroAuthor oder neugieriger Messebesucher, jung oder alt, es hatte etwas von einem Taubenschlag. Dazu kommt, dass der Stand genau an eine der zahlreichen Leseinseln grenzt und es deshalb immer wieder einmal etwas zu hören gibt, wenn ein Autor aus seinem Buch vorliest. An Veranstaltungen wird hier auf der LBM wirklich nicht gespart. Und das ist gut so. Ich beschließe, nun endlich einmal meine Nase in die anderen Messehallen zu stecken. Die Manga- und ComicConvention lasse
ich aus. Ich weiß schon, dass ich dort am Sonntag noch einmal mit der Familie hin muss, das genügt. Es ist nicht so, dass ich Comics nicht mag, oder dass ich Cosplayer komisch finde, aber man muss ja Prioritäten setzen und die Messe hat nicht ewig auf. Apropos Cosplayer: Das sind die, die sich wie Elfen oder wie Batman oder wie Gandalf verkleiden. Man kann das gut finden oder auch albern, aber Respekt haben diese Leute auf alle Fälle verdient. Wenn man sich einmal anschaut, mit welcher Liebe zum Detail sie ihre Kostüme individuell angefertigt haben, bleibt einem im Prinzip nichts übrig, als den Hut zu ziehen. Und ich persönlich habe lieber jemanden, der als Elfe kostümiert über die Buchmesse schwebt, als jemanden, der als besorgter Bürger verkleidet vor Flüchtlingsunterkünften Mahnwache steht. Ohne Cosplayer wäre die LBM auf jeden Fall um Einiges farbloser.
18:00

Übers Schreiben reden …

Die Buchmesse schließt für diesen Tag ihre Pforten. Abseits der zahllosen Lesungen und Vorträge ist sie vor allem
eins: Ein Eldorado für Leute, die gern in Buchläden stöbern. Deshalb komme ich morgen auch wieder her. Aber für heute ist es genug. Ich gehe mit den BartBroAuthors noch in die Stadt auf ein oder zwei Bier. Übers Schreiben reden, natürlich nur über das Schreiben.

 

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