Bronzezeitliches Säuglingsskelett von hohem gesellschaftlichen Rang geborgen

27. August 2021 | Kultur | Keine Kommentare

Grabbeigabe: Bronzene Armspirale

In Vorbereitung des Ausbaus des lange umstrittenen Abschnittes der Autobahn A 143 bei Friedrichsschwerz im Saalekreis finden z.Z. umfangreiche archäologische Untersuchungen statt. Zahlreiche Funde aus Zeitepochen, die bis in die Frühbronzezeit 2.000 bis 1.550 vor Christus, die Zeit der Aunjetitzer Kultur zurückreichen, konnten hier bereits gemacht werden. 

Eine ganz besondere Überraschung kam hier kürzlich zu Tage. Inmitten eines Bereiches mit mehreren Grubenbefunden stießen die Ausgräber vom Landesamt für Archäologie auf eine Grube mit einem Durchmesser von mehr als 60cm, die mit Bruchsteinen eingefasst war.  Im Zentrum dieser Grube befanden sich die gut erhaltenen sterblichen Überreste eines Säuglings. Dieser bemerkenswerte Fund ist ein außergewöhnlicher Glücksfall. Trotz hoher Kindersterblichkeit sind Funde vorgeschichtlicher Kinderbestattungen nämlich ausgesprochen  selten. Die zarten Skelette bleiben meist nicht gut erhalten. Zudem wurden verstorbene Kleinkinder meist ohne besonderen Aufwand und oft außerhalb von Gräberfeldern beigesetzt. 

Besonders bemerkenswert ist für die Archäologen der Fund einer wertvollen Grabbeigabe, nämlich einer gut erhaltenen schweren, bronzenen Armspirale in Erwachsenengröße. Reste einer weiteren Armspirale fanden sich in unmittelbarer Nähe. Diese für ein Kleinkind ungewöhnliche Grabbeigabe lässt auf einen hervorgehobenen Status des Kindes schließen. In der streng hierarchisch aufgebauten Gesellschaft der bronzezeitlichen Kultur erhielten nur wenige Personen solche wertvollen bronzenen Grabbeigaben als Ausdruck ihrer gehobenen gesellschaftlichen Stellung. Man kann also annehmen, dass das Kind in eine gehobene gesellschaftliche Stellung hineingeboren worden war und mit entsprechenden Statussymbolen beigesetzt wurde.

Keramikreste aus Gräberfeld

Keramikreste aus Gräberfeld

Nur wenige Meter von dieser außergewöhnlichen Säuglingsbestattung entfernt fanden sich die Reste zweier in den Boden eingelassener frühbronzezeitliche Keramikgefäße. Die Archäologen vermuten, dass es sich um die Reste von sogenannte Pithosggräbern handelt. Bei dieser Bestattungsform wurde der Kindesleichnam in Vorratsgefäßen mit flachem Boden, sogenannten Pithoi, beigesetzt. Solche Beisetzungen sind aus der Aunjetitzer Zeit durchaus bekannt. Die Archäologen vermuten, dass die freigelegten Gräber am Rande einer frühbronzezeitlichen Siedlungsstelle lagen. Sie hoffen, bei weiteren Grabungen Belege hierfür zu finden bevor das Areal durch den Autobahnbau zerstört wird. Das geborgene Säuglingsskelett wurde en bloc geborgen und wird von den Archäologen eingehender untersucht.

(H.J. Ferenz)

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