Bischof Feige ist wütend: Doppelmoral und Schwarz-Weiß-Denken
7. Juni 2018 | Kultur | Keine KommentareEs schien so, als hätte es eine Annäherung zwischen katholischen und evangelischen Christen in der Kommunionsfrage gegeben. Bischof Feige aus Magdeburg engagiert sich sich als Ökumene-Bischof sehr in Fragen der Gemeinsamkeit zwischen den Konfessionen und darüber hinaus. Noch am 25.02. diesen Jahres war von „Glücks-Moment für Ökumene“ die Rede gewesen, denn die Bischofskonferenz hatte folgenden Beschluss gefasst: Konfessionsverschiedenen Ehepaaren wird in bestimmten Fällen die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie ermöglicht. Aber das hatte einigen deutschen Bischöfen nicht gepasst, sie wandten sich an Rom. Sie hatten zunächst keinen Erfolg, aber plötzlich lehnte der Vatikan die von den deutschen Bischöfen mehrheitlich beschlossene Handreichung zum Kommunionempfang von nicht-katholischen Ehepartnern ab. Steckt der Papst selbst dahinter? Hören wir dazu Bischof Feige selbst. Wir dokumentieren hier seinen Brief vom 6. Juni 2018:
Nachruf auf eine unsägliche Entwicklung
Völlig unverständlich ist mir, wie es am 3. Mai 2018 aus Rom noch heißen konnte, die deutschen Bischöfe sollen in der Kommunionfrage für evangelische Christen aus
konfessionsverbindenden Ehen „eine möglichst einmütige Regelung“ finden, und dieser Auftrag jetzt – einen Monat später – offensichtlich durch Papst Franziskus selbst wieder rückgängig gemacht wurde. Die Enttäuschung ist bei vielen groß, der Schaden noch nicht abzusehen. Wunden sind neu aufgebrochen. Verbitterung und Resignation machen sich breit. Während die einen bis gestern darüber nachdachten, wie man zu einer größeren Einmütigkeit kommen könne, haben andere stattdessen immer wieder die Öffentlichkeit genutzt und Behauptungen aufgestellt, die den Inhalt und Charakter der erarbeiteten Orientierungshilfe in einem falschen Licht erscheinen lassen. Sich selbst ein sachgerechtes Bild zu machen, blieb den meisten Interessenten jedoch verwehrt, da der Text bis zum heutigen Tag nicht erscheinen durfte. Bestimmten Journalisten scheint er aber doch interessengeleitet zugespieltworden zu sein.
Doppelmoral beim Kommunionempfang
Vielleicht war die pastorale Handreichung, der mehr als dreiviertel der deutschen Bischöfe zugestimmt haben, der letzte Versuch, in dieser Frage überhaupt noch eine gewisse Ordnung zu erzielen. Möglicherweise hat der massive Widerstand dagegen erst so richtig offenbar werden lassen, dass eigentlich viele der Betroffenen schon längst das ganz selbstverständlich praktizieren, was der Würzburger Synode bereits vor 42 Jahren in einer Bitte an die Bischöfe um Klärung vor Augen stand und nunmehr hätte empfohlen werden sollen: im Einzelfall unter besonderen Umständen nach geistlicher Beratung und individueller Gewissensentscheidung die Kommunion zu empfangen. Mit dieser pastoralen Praxis kann selbst Kardinal Woelki – wie mehrfach von ihm zu hören war – leben, kämpft aber – für mich nicht nachvollziehbar –dagegen, diese Möglichkeit ins Wort zu heben. Redlicher wäre es auf jeden Fall, als gewissermaßen in einer Doppelmoral zu verbleiben: höchste Ansprüche für einen Kommunionempfang zu erheben oder dessen Unmöglichkeit zu behaupten, zugleich aber von unzähligen Ausnahmen zu wissen und diese ohne weiteres zu tolerieren.
Da die Bischöfe über Jahrzehnte nicht in der Lage waren oder – wie auch jetzt wieder – ausgebremst wurden, hilfreiche und verantwortbare Lösungen zu finden, hat sich offenbar ein Paradigmenwechsel vollzogen, scheint die Zeit, wo man noch Regeln verstanden und beachtet hat, vorbei zu sein, sind viele nicht mehr gewillt, sich danach zu verhalten, sondern suchen sich ihre eigenen Lösungen. Dazu aber brauchte man statt Verboten eher Leitsätze, Empfehlungen und Orientierungshilfen, die Wege aufzeigen und Gewissen bilden. Wenn das jedoch verhindert wird, bleibt nur noch die Ermunterung von Papst Franziskus in diesem Zusammenhang übrig: „Sprecht mit dem Herrn und geht weiter!“