Angst essen Seele auf
22. Januar 2017 | Kultur | 7 KommentareRainer Werner Fassbinder drehte 1974 ein filmisches Melodram über die deutsche Alltagsrealität, Matthias Brenner hat den Film für die Bühne bearbeitet und das Stück auch inszeniert. Dabei geht es um ein Thema, daß in den vergangenen Jahren nicht an Aktualität verloren hat. Die Inszenierung fügt sich in die Gegenwart ein, wo die Problematik aktueller denn je ist. Damals waren es die Gastarbeiter, heute sind es die zahlreichen Flüchtlinge in unserem Land.
Eine nicht mehr junge Witwe mit bereits erwachsenen Kindern verliebt sich in einen viel jüngeren Mann aus Marokko. Sie haben sich in einer Kneipe kennengelernt, schließlich heiraten sie. Die Reaktionen der Nachbarn und Kollegen sind abweisend, auch ihre Kinder wenden sich ab. Jenseits der Toleranz wuchert das Böse: „Angst essen Seele auf“, jeder aber hat doch das Recht auf Wärme und Liebe.
Mit Elke Richter und Benito Bause wurde ein Paar gefunden, das die Liebesgeschichte überzeugend vermittelt. Zum Ensemble gehören auch Mitglieder des multikulturellen Musik-Projektes „Arabische Oase“ und des Tanz-Projektes „Was uns bewegt“. Lang anhaltener Beifall belohnt den gelungenen Abend im Neuen Theater.
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Der Film ist beklemmend,
wenn das auf der Bühne rüberkommt, kann man es nur empfehlen! Hohe Kunst, und für manchen halt zu groß.
fractus, fremdgedachte Sichten verstören mich eben.
@farbi,
Kunst die (zumindest dich) verstört. Sie hat also ins Herz getroffen und kann so verkehrt also nicht sein. Die Bühne scheint zumindest spannender als die ganze sterile bürgerliche Hochkultur a la Bayreuth. Ein Besuch von Frau Merkel ist so ganz sicher nicht zu befürchten.
Wie viele Stammtischkämpfer hat denn Brenner nun ausgebildet?
Es ist die hohe Kunst des Diskurses, etwas zu boykottieren, das man schon vorher nicht genutzt hat.
Dann macht er alles richtig.
Mir ist schon aufgefallen, dass Brenner hochgradig durchgedreht ist, Ich besuche schon die Aufführungen der GmbH nicht mehr, weil ich immer befürchte, dass Brenner vor Beginn der Vorstellung auftritt und ein Manifest vorliest.