4.Sinfoniekonzert der Staatskapelle Halle – brilliant mit Brahms Zyklus/2

29. Januar 2019 | Kultur, Rezensionen | Keine Kommentare

Mit dem 4.Sinfoniekonzert setzte die Staatskapelle Halle den Brahms-Zyklus in der aktuellen Konzertsaison am 27. und 28.1.2019 fort. Wieder einmal sprang die designierte Generalmusikdirektorin Ariane Mathiak ein und übernahm unplanmäßig die musikalische Leitung der Brahms-Werke. Zur Aufführung kamen das Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 d-Moll op.15 und die Sinfonie Nr.1 c-Moll op. 68. Solist am Klavier war der aus Nazareth stammende israelisch-palästinensische Pianist Saleem Abboud Ashkar.
Johannes Brahms war 26 Jahre alt, als er sein erstes Klavierkonzert (D-Moll, op. 15) beendete, das zu den dichtesten und solistisch anspruchsvollsten des gesamten 19. Jahrhunderts gehört. In der Sturm- und Drangperiode des jungen Komponisten ging die Arbeit daran langsam und mühevoll vor sich; über drei Jahre benötigte er, um das Werk zu verbessern und zu überarbeiten. Ursprünglich hatte Johannes Brahms das erste Klavierkonzert als Sonate für zwei Klaviere gedacht. Aber dann machte er aus dem ersten Satz den Anfang einer Sinfonie, um ihn 1856 zum Einleitungssatz seines ersten Klavierkonzerts umzuarbeiten. Im Unterschied zu den meisten Virtuosenkonzerten seiner Zeit könnte man es beinahe als Symphonie mit obligatem Klavier bezeichnen. Bei der Uraufführung hatte der Komponist selbst den Klavierpart übernommen. Das Publikum war damals enttäuscht, weil die komplexe Struktur, die symphonischen Dimensionen, der Verzicht auf Dominanz des Soloparts, zunächst nicht verstanden wurde. Heute zählt das Werk zu den beliebtesten Konzerten des internationalen Repertoires. Dirigentin Mathiak und Pianist Ashkar gelang es hervorragend, die Brahmschen Intentionen umzusetzen. Kraftvoll, getragen von unermeßlicher Energie führte Mathiak die Staatskapelle durch das anspruchsvolle Orchesterwerk. Energisch und einfühlsam kommunizierte Pianist Ashkar mit dem Orchester, ohne jedoch zu dominieren. Beide Spitzenleistungen wurden vom Hallenser Publikum mit langem Beifall begeistert belohnt. Dass Saleem Abboud Ashkar auch ausgesprochen gefühlvoll konzertieren kann, bewies er mit seiner Träumerei-Zugabe.
Nach der Pause gab es die 1876 uraufgeführte Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68. Brahms brauchte 2 Jahrzehnte für diese Komposition, wollte er doch zeigen, dass es auch nach Beethoven neue Wege im symphonischen Leben geben kann. Die Komplexität des großen ersten Satzes fordert zum Nachspüren der Themen auf. Der zweite Satz gibt sich idyllisch bis leidenschaftlich. Der Beginn des 3. Satzes wirkt erst pastoral, wird dann aber rasch heftiger, fröhlicher. Das Finale, der 4.Satz, kommt gewaltig; alles mündet in einen abschließenden Jubel. Man landet beim C-Dur Finale und kann Bedeutendes fühlen. Tastend das große Hornthema, und der Choral darin – spannend komponiert. Und dann der Hauptsatz mit seinem berühmten „alternativen Freudenthema“. Scheinbar ohne Anstrengung und doch kraftvoll und einfühlsam zugleich führte Mathiak die Staatskapelle, ebnete Raum für hervorragende Leistungen der einzelnen Instrumentengruppen, die mit ihrem großartigen Können zum Erfolg des Konzertes beitrugen. Man merkte, die Chemie stimmt. Die Hallenser dankten mit ausgiebigem Beifall. Sie dürfen sich auf eine interessante, spannende frischegeladene Konzertsaison mit ihrer Ariane Mathiak freuen.

H.J. Ferenz

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