30 Jahre Kunstverein Talstraße

24. August 2021 | Kultur | Keine Kommentare

30 Jahre ist es her, als neun Absolventen der BURG-Giebichenstein (heute Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle) einen Kunstverein gründeten, den sie “TALSTRASSE“ nannten. Der Name beschrieb die Situation und das Befinden der neun Künstler und nannte gleichzeitig den Ort, den sie für ihre Gründung gewählt hatten – das Atelierhaus in der Talstraße 23 im Ortsteil Kröllwitz in Halle (Saale).

Noch in den 1990er Jahren etablierte der Kunstverein seine eigene Galerie und zeigte erste spektakuläre Ausstellungen, wie die zum erst kürzlich  verstorbenen Modefotografen F.C. Gundlach, das internationale Projekt „Halle meets Prag – Prag meets Halle“ sowie die intensive Auseinandersetzung mit hallescher Kunsttradition, und öffnete sich rasch für kunstinteressierte Bürger. In den 2000er Jahren entwickelte sich der Kunstverein
zu einem der größten in Mitteldeutschland und stellte neben in der Region bekannten Namen wie Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke und Willi Sitte auch international renommierte Künstler wie Alberto Giacometti, Giorgio Morandi, Antoni Tàpies und Gotthard Graubner, vor.

Als die räumlichen Bedingungen zu Beginn der 2010er Jahre komplizierter wurden, kämpfte der Verein für einen Erweiterungsbau. Unter großen Kraftanstrengungen gelang es den Mitgliedern ihre eigene Kunsthalle zu errichten. Seit 2014 betreibt der Kunstverein als freier Träger dieses Haus und bleibt dabei seinem Programm treu. So konnte beispielsweise erstmals der bedeutende Meister der Neuen Sachlichkeit, Rudolf Schlichter, umfänglich in Mitteldeutschland vorgestellt werden. Mit dem Wiederentdecker des modernen Bildteppichs, Jean Lurçat, war ein großer Anreger zeitgenössischer
hallescher Künstler in seiner ganzen künstlerischen Breite erstmals in Mitteldeutschland präsent. Verstärkt werden nun auch Vernetzungen zu anderen Häusern betrieben, so war 2016 die Präsentation des Kunstvereins im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) „Gewebte Träume“ ebenso reizvoll wie die Korrespondenz beider Häuser im Rahmen der George Rouault – Ausstellung.

Nicht zuletzt ist es der großen regionalen und überregionalen medialen Wahrnehmung zu verdanken, dass der Verein, der heute von fast 400 Mitgliedern getragen wird und inzwischen einige fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt, Gäste aus nah und fern anzieht. Denn insbesondere der Erhalt seiner Kunsthalle ohne große öffentliche Förderung fordert den Verein, was unter der Corona-Pandemie besonders zu spüren war. Doch mit vielen Ideen und Projekten, begeisterten Mitstreitern kämpft der Kunstverein auch im 30. Jahr seines Bestehens weiter. So fanden im Sommer 2021 allein 17 Konzerte Open-Air im Felsengarten statt.

Mit der am 24. September 2021 beginnenden Ausstellung „Grenzerfahrungen. Hommage zum Hundertsten“ mit Werken von Hermann Bachmann, Mareile Kitzel, Gerhard Lichtenfeld, Werner Rataiczyk, Willi Sitte und Hannes H. Wagner sollen die kontinuierliche, jahrzehntelange Spurensuche fortgesetzt und selten oder sogar noch nie gezeigte Werke der 1950er/1960er in einen neuen Kontext gestellt werden. Dass dies parallel zur Willi-Sitte-Retrospektive im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) geschieht, dürfte für Besucher beider Ausstellungen besonders reizvoll sein. Mit einer
zeitgleich stattfindenden Kabinettausstellung wird an die Gründung des Kunstvereins “Talstrasse“ e.V. vor 30 Jahren erinnert, wobei auf wichtige Ausstellungsprojekte verwiesen werden wird. Ebenso wird der siebzigjährigen Geschichte des Atelierhauses in der Talstraße 23 mit einer ganzen Reihe von Kunstwerken ihrer ehemaligen kreativen Bewohner gedacht.

Ausstellungsort: Kunsthalle “Talstrasse“, Talstraße 23, Halle (Saale)

Titel: „Grenzerfahrungen. Hommage zum Hundertsten“

„30 Jahre Kunstverein “Talstrasse“ – 70 Jahre Atelierhaus“

Ausstellungsdauer: 25.09.2021 bis 27.02.2022
Kontakt: info@kunstverein-talstrasse.de 0354-5507510
Öffnungszeiten: Mi – Fr 12 bis 19 Uhr, Sa und So 14 bis 18 Uhr
Eintritt: 7 € / ermäßigt 5 €

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