Heftige Kritik am Abriss des Peißnitz-Planetariums: Denkmalinitiative Schalendom versendet mehrseitige Stellungnahme
23. Januar 2018 | Nachrichten | 6 KommentareNicht mehr viel steht von dem „Raumflugplanetarium Sigmund Jähn“ auf der Peißnitz. Bagger hatten am vergangen Freitag mit dem Abriss des angeblich flutgeschädigten Baudenkmals begonnen. Der „Denkmalinitiative Schalendom“, die sich intensiv, aber vergeblich bis zu Letzt gegen die Zerstörung des Kulturdenkmals gewehrt hat, bleibt nur ein abschließender Wutschrei:
„Das Raumflugplanetarium Sigmund Jähn wird in den nächsten Tagen restlos verschwunden sein. Die Stadt Halle (Saale) hat es in fataler Unterschätzung seines Denkmalwertes preisgegeben, um sich durch ein Fördermittelprogramm die nötigen finanziellen Mittel für ein anderes Projekt zu besorgen. Es hätte alternative Lösungen für das alte Planetarium gegeben, und sicher hätten sich auch andere Finanzierungen für das Projekt eines neuen Planetariums auf dem Holzplatz finden lassen.
Die Denkmalinitative Schalendom wollte die Stadt aus der Verantwortung entlassen und sich um den Erhalt kümmern. Die Stadt nahm dieses Angebot nicht an. Das Landesverwaltungsamt hat mit der kompromisslosen Auslegung des Fluthilfeprogramms und mit dem Ausspielen zweier Denkmäler gegeneinander zu dieser unglücklichen Entscheidung maßgeblich beigetragen.
Und so wird seit dem 18. Januar ein ausgewiesenes Einzeldenkmal, ein Unikat der Ost-Modern , ein von Klaus Dietrich und Herbert Müller entworfenes Meisterwerk des HP-Schalenbaus abgerissen. Es schmerzt uns außerordentlich, dass der Schalendom noch nicht einmal seinen 40. Geburtstag erleben durfte. Die wenigen geborgenen Relikte sind kein Trost.“
Eine umfassende, mehrseitige Stellungnahme der Denkmalinitiative kann man hier nachlesen:stellungnahme_abriss_planetarium_2018_01_22
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„Alles in allem traurig aber nicht mehr umkehrbar.“
Im konkreten Fall ja, sehr traurig sogar! Aber was lernen wir für die Zukunft?
Und wie hätten sie denn die leere Hülle vor Vandalismus schützen wollen, die sah ja jetzt schon recht schlimm aus mit den ganzen Schmierereien, wenn die Hütte ungenutzt rum steht wäre das immer wieder passiert. Da hätte schon wenn ne regelmäßige Nutzung rein gemusst um wenigstens die Schmierfinken etwas auf Abstand zu halten. Der Knackpunkt in der Argumentation dürfte der Passus, Nachnutzung sein, die Stadt wird argumentieren, wenn etwas so kapuut ist das ich es nicht mehr nutzen darf reis ich es eben ab. Am Ende kochen jetzt die Emotionen so hoch das jeder den Schwarzen Peter auf den anderen schiebt, „nö so haben wir das doch garnicht gemeint das habt ihr bestimmt falsch gedeutet“. Alles in allem traurig aber nicht mehr umkehrbar.
@McPoldy: wie du gelesen haben könntest, wollte die Initiative den Schalendom nicht als Planetarium nutzen, sondern nur den Baukörper als solchen als Denkmal erhalten. Diese solide Baustruktur hätte noch zwanzig Hochwässer überstanden, ohne dass danach irgendwelche teuren Sanierungskosten entstanden wären. Bei dem Aufwand, den die Initiative an Überzeugungsarbeit aufgebracht hat, kann ich eigentlich nicht glauben, dass der Abriss nur ein „Missverständnis“ gewesen sein kann. Alle Argumente lagen auf dem Tisch.
Stimmt, wenn man dann nach jedem Hochwasser 2 Mio an Sanierungskosten rein steckt hat man erstmal paar Jahre Ruhe bis die Summe für den Neubau aufgebraucht ist. Ist es aber vernünftig in einem Überflutungsgebiet immer wieder Steuergeld zu verpulvern? Wo hätte denn der Peissnitzverein oder die Denkmalschutz Initiative zb das Geld für die Gebäudeversicherung hergenommen, neuester Nutzer wollte ja der Saaleschwimmer Verein werden, gut die hätten es dann nicht so weit ins Wasser wenn es direkt im Gebäude steht beim nächsten. Hochwasser.
Das erinnert doch sehr an die Behauptung, dass ohne den Abriss des Künstlerhauses 188 alle Fördergelder für die Stadtbahn wegfallen würden. Wie wir wissen, war auch das eine (gezielte) Falschinformation.
Alles nur ein Mißverständnis?
https://www.mz-web.de/halle-saale/planetarium-abriss-des-weltweit-einzigartigen-baus-war-ein-missverstaendnis-29545680