HAVAG-Lohnerhöhung: „Grenze der Machbarkeit“, 1,7 Mio Euro Mehrkosten

6. März 2013 | Nachrichten | Ein Kommentar

Der in der Nacht ausgehandelte Tarifvertrag im Nahverkehr mit Lohnerhöhungen von monatlich 100 Euro in diesem und kommenden Jahr bewegt sich nach Angaben der Stadtwerke Halle (Saale), zu denen die Hallesche Verkehrs AG (HAVAG) gehört, an der Grenze des Machbaren. Das Unternehmen rechnet mit Mehrausgaben von 1,5 bis 1,7 Millionen Euro.

„Es waren sehr schwierige Verhandlungen, weil die wirtschaftliche Situation der Betriebe doch sehr unterschiedlich ist“, sagte Stadtwerke-Arbeitsdirektor René Walther. „Der Tarifabschluss ist aus unserer Sicht an der Grenze des Machbaren, das muss man so deutlich sagen. Aber ich denke, das ist auch was für die Beschäftigten, was wir ausverhandelt haben.“ Wichtig sei gewesen, dass auch der Tarifvertrag für Auszubildende modifiziert wurde, sagte Walther. „Das ist wichtig für die Zukunft des Nachverkehrs.“

Der Warnstreik sei ein deutliches Zeichen für die HAVAG gewesen, auf die Gewerkschaften zuzugehen. Die Mitarbeiter waren vor anderthalb Wochen auf die Straße gegangen und hatten den Nahverkehr der Stadt für 24 Stunden lahmgelegt. Hintergrund war, dass bis dahin noch kein Angebot der Arbeitgeber vorlag. Der Streik selbst brachte dann Bewegung in die Sache. „Man hat ja gesehen, das wenn der Nahverkehr hier brach liegt in Halle, da alles dran hängt.“ Aus diesem Grund sei der Einigungswille dann auch da gewesen, so Walther. „Ein unbefristeter Streik wäre noch viel viel schlimmer für so ne Infrastruktur der Stadt Halle.“

Die Stadtwerke gehen davon aus, dass der Tarifabschluss das Unternehmen 1,5 bis 1,7 Millionen Euro kosten wird. „Wir haben aber schon im Wirtschaftsplan entsprechende Vorkehrungen getroffen.“ Teilweise müssten die Tariferhöhungen auch auf die Fahrpreise umgelegt werden. „Aber es hängt nicht nur von den Personalkosten ab.“ Auch Unterhaltungskosten für die Infrastruktur und Fahrzeuge sowie Baumaßnahmen kämen auch hinzu. Zwar werden die Preise in Halle in diesem Jahr angehoben, hier machen sich die Tarifsteigerungen der Löhne aber noch nicht bemerkbar, erst frühestens im nächsten Jahr. „Natürlich wird’s auf die Preise niederschlagen. Aber nicht in dem Maße, in dem man es immer deutlich machen will.“

Die Tarifsteigerung der Löhne trifft den Stadtwerke-Konzern auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn gerade im Energiesektor steht die Tochter EVH vor großen Herausforderungen. Die Gewinne, mit denen bislang die Zuschüsse für die HAVAG bezahlt wurden, fließen nicht mehr so üppig. „Da wirkt der Tarifabschluss jetzt nicht unbedingt förderlich.“ Der Wirtschaftsplan sei aber so ausgerichtet, dass Tarifabschlüsse maßvoll mit eingearbeitet seien.

Tarifabschluss im Detail:
Arbeitszeit
– zum 01.04.2013 Reduzierung der regelmäßigen durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit auf 38 Stunden mit Entgeltausgleich auf 39 Wochenstunden
– zum 01.01.2015 Beibehaltung der regelmäßigen durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit von 38 Wochenstunden mit Entgeltausgleich auf 40 Wochenstunden
Entgelt
– zum 01.04.2013 eine Tabellenwirksame Entgelterhöhung um einen Sockelbetrag von 100,- €
– zum 01.05.2014 eine Tabellenwirksame Entgelterhöhung um einen Sockelbetrag von 100,- €
– Einstiegseingruppierung für neueingestellte Fahrer in die Entgeltgruppe 3 Stufe 1 ab dem 01.04.2013
– Erhöhung der Rufbereitschaftspauschale auf 2,50 €
– Eine Erhöhung der Entschädigung für geteilte Dienste auf 4,- € je Dienstschichtteilung
– Modernisierung des Tarifrechts für Auszubildende, verbunden mit einer Ausbildungsvergütung auf Basis TVAöD ab 01.04.2013
– Die Verteilung der Arbeitszeit erfolgt durchschnittlich an 5 Kalendertagen in der Kalenderwoche

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