GOLEHM-Lehmbau-Initiative stellte sich vor
1. November 2020 | Nachrichten | 7 Kommentare
Bauen mit Lehm hat wieder Zukunft. Das betonten Vertreter der GOLEHM-Initiative, der Staatssekretär für Kultur Dr. Gunnar Schellenberger, der Bürgermeister von Großzöberitz, Prof. Dr. Harald Meller vom Landesamt für Archäologie und Lehmbauexperten bei einem Ortstermin am 29.Oktober in Großzöberitz. Eingeladen hatte die Netzwerk-Initiative GOLEHM, die sich die Aufgabe gestellt hat, den Lehmbau in Sachsen-Anhalt zukunftsfähig zu machen.
Der Rohstoff Lehm ist einfach über kurze Transportwege verfügbar, mit wenig Energie Aufwand zu verarbeiten komplett recycelbar und damit nahezu klimaneutral. Er ist schadstofffrei mit Strohbeimengungen wärmedämmend, diffusionsoffen und sorgt für ein optimales Raumklima. Das mitteldeutsche Trockengebiet im Windschatten des Harzes hält mit dem Lösslehm, der hier teilweise mehrere Meter ansteht, den optimalen Baustoff bereit. Auch die Regenarmut mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von nur etwa 500 mm lässt Gebäude aus Lehm hier über Jahrhunderte überdauern.
Lehmbau hat Tradition
Die archäologisch ältesten Belege für diese Bauweise reichen in das 6.Jahrtausend v. Chr. zurück. Mit dem Beginn der bäuerlichen Lebensweise wird der Mensch sesshaft. Es entstehen die ersten dauerhaften Gebäude aus Lehm und Holz. Besonders im ländlichen Raum prägen solche Lehmgebäude das Ortsbild bis heute. Der Ort Großzöberitz im Landkreis Anhalt Bitterfeld steht exemplarisch für die aktuelle Situation im ländlichen Raum. Der denkmalgeschützte Dorfkern mit gotischer Kirche und Löschteich besteht aus einigen staatlichen Bauernhöfen und einem einstigen Rittergut. Scheunen und Ställe, aber auch Wohngebäude sind hier in der traditionellen Bautechnik aus Lehm „gewellert“. Die Konstruktion der massiven Wände erfolgte aus einem Lehm-Strohgemisch, welches aufgeworfen, stampfend verdichtet und nach einer kurzen Trocknungsphase zur senkrechten Mauer abgestochen wurde. Hier bietet sich die Chance, durch neue Sanierungskonzepte die bestehenden Lehmgebäude weiter zu nutzen und innovative Lösungen für den Neubau zu entwickeln. So kann die Attraktivität des ländlichen Raums als lebenswerte Wohn und Arbeitsort erhöht werden.
LSA hat Pionierrolle
„Sachsen-Anhalt nimmt hier eine Vorreiterrolle ein“ betonte Prof. Meller. Nach über einem halben Jahrhundert ist das geplante Besucherzentrum am Ringheiligtum Pömmelte der erste öffentliche Massivlehmbau in Mitteldeutschland. „Für die Sanierung des historischen Baubestandes gibt es nur wenige Richtlinien oder Erfahrungswerte. Geplant sind deshalb neue Sanierungsrichtlinien für bestehende Lehmmassivbauten, die Erschließung von Rohstoff vorkommen, die Entwicklung neuer Lehmbaustoffe und die Erarbeitung von Weiterbildungsangeboten“ hob Prof.Dr. Christoph Ziegert, der führende deutsche Lehmbauexperte hervor. Staatssekretär Schellenberger gab sich beeindruckt von der GOLEHM-Initiative und stellte Unterstützung seitens der Landesregierung in Aussicht. Die Initiative erfährt Förderung im Rahmen von „WIR!“ (Wandel durch Innovation in der Region) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Infos zum Lehmbau gibt es hier: golehm@archlsa.de und Facebook/golehm.de
(H.J. Ferenz)
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Du meinst, um im Wohnzimmer einen Fernseher an die Wand zu hängen (neuer Trend) , brauche ich dort bloß eine Gipskartonwand zu errichten?
Siehst Du. Und so ähnlich geht es beim Lehmbau auch.
Ich habe Gipskartonplatten in der Küche. Da wurden in das metallene Tragegerüst beim Bau Quertraversen eingezogen, an dem die Hängeschränke befestigt wurden.
Wenn du in einem sanierten Haus mit Gipskartonplatten wohnst, kannst Du da auch nicht so einfach mal einen schweren Oberschrank dranhängen.
Ich habe gerade nachgelesen, wie man in einem Lehmbau etwas an die Wand hängen kann. Gibt es noch die alten Küchenbuffets, die man nicht an der Wand befestigen muss?
Schade, auch der Nachdruck ist leider vergriffen:
https://www.amazon.de/Lehmbaufibel-Toni-Miller/dp/3957730848
Eine Grundlage könnte die Lehmbaufilbel von 1947 sein, mittels des Umbaus von Scheunen, Ställen etc. wurde damals die Wohnungsnot beseitigt…