Wir sind Opfer!

15. Januar 2017 | Glosse | 4 Kommentare

Unsere Frau Poppinga wirft einen kritischen Rückblick auf das „Studententheater in Magdeburg“

Nach „1000 brennende Wohnheime“ und „500 abgetauchte Kameraden“ jetzt „Wiedererrichtung der Deutschen Universität“:

Ich war bereits etwas enttäuscht, nachdem das „Salontheater“ in Magdeburg mit Teilnehmern der nationalen Bühne und der regionalen Politik leider abgesagt worden ist. Es hätte ein Bühnenstahlgewitter werden können. Einen Ersatz bot heuer die Universität Magdeburg:

Die Inszenierung ließ insgesamt Tiefe und intellektuelle Schärfe stark vermissen, wenn auch die Regie über die Empörung des Publikums sehr zufrieden schien. Aufgeregte Stellungnahmen der Politik und der Presse, jedenfalls ihrer Richtung betreffend, wurden dank des mitgebrachten Fernsehteams grandios beflügelt, wenn auch die Statisten einfach zu übereifrig agierten und die Hauptdarsteller dadurch nicht recht zu Geltung kamen. Wir können gespannt sein, welches Stück wir im Kleinkunstzyklus „Wir sind Opfer!“ noch gegeben wird. Die Produzenten lassen sich leider nicht ihre Karten schauen. Das Skript der Inszenierung hielt sich stark an das Original (1929), wurde kaum an unsere Zeit angepaßt und so ließen Dialoge extreme Wirklichkeitsferne zu. Das störte die Kritikerin doch sehr, ansonsten ein Spektakel, wie es in unseren Zeiten viel zu selten an Universitäten gegeben wird. Mein Großonkel mütterlicherseits Fred von B., der leider längere Zeit seines überlangen Lebens in Südamerika zubringen mußte, hätte das sicher gut gefallen. Ich bin da eher konservativ und meine, wenn Laientheatertruppen mit wenig Gestaltungswille und schwachen Inhalten auftreten wollen, wäre doch eine Übungstournee in der Provinz produktiver. Ich dachte da an Kärnten oder andere ländliche Gebiete in Österreich, wo diese Inszenierungen im Moment (trotz des deutschen Beigeschmacks) großen Beifall einbringen. Wien aber bitte noch meiden!

Paula Poppinga

 

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