Wiegand – Von der Jagd auf einen parteilosen Oberbürgermeister

3. März 2021 | Glosse, Politik | 21 Kommentare

Nach seinem Auftritt in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ wird die Kritik nicht leiser – eher lauter – doch Halles Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand zeigt sich weiter uneinsichtig gegenüber allen Kritikern und versteht die moralische Dimension seines Handelns (als er sich selbst vorzeitig hat impfen lassen) nicht.

Nur eines scheint man ihm dieser Tage allerdings nicht vorwerfen zu können: Sich bezüglich der Rechtfertigung für seine Impfung wie ein Fähnlein im Wind zu verhalten. Ganz anders da die Beigeordneten für Bildung und Soziales, Katharina Brederlow, die sich als Mitglied des Katastrophenschutzstabes und Wiegands „rechte“ Hand (in den Pressekonferenzen ist sie stets rechts von Wiegand zu sehen) noch vor wenigen Tagen zu den Medienberichten über ihre Person echauffierte und lauthals erklärte, sie bedauere ihre Impfung eigentlich gar nicht und dann am gestrigen Tag eine gegenteilige persönliche Erklärung an die Mitglieder des SPD-Stadtverbandes abgab, in welchem sie nun doch ihr Bedauern kundtat.

Offenbar sah sich Wiegand angesichts dieser Entwicklungen nun erneut gezwungen seinen Standpunkt zu verkünden und übermittelte daher am gestrigen Nachmittag eine erneute Erklärung seinerseits. In dieser geht er zunächst auf die ohne Zweifel wichtige Arbeit des Katastrophenschutzstabes ein. Konkret heißt es:

„Der Katastrophenschutz-Stab tagt seit dem 18.12.2020 aufgrund einer Inzidenz von 200 steigend, auf der Grundlage des § 8 Abs. 2 S. 2 KatSG-LSA. Am 12.01.2021 erreichte die Inzidenz mit 335 ihren Höchstwert. 19 Kat-Stab-Mitglieder und 10 Stadträte erhielten ein Impfangebot unter der Voraussetzung, dass kein anderer mehr
in der höchsten Priorität für die „letzte Spritze“ erreicht werden konnte. Stadtrat und Katastrophenschutz-Stab müssen funktionsfähig bleiben.“

Erneut treffen in dieser Erklärung also zwei stetige Wiegand-Argumente zusammen: Erstens dasjenige, dass es sich wirklich um die absolut aller letzte Möglichkeit gehandelt habe, die Impfspritzen nicht vernichten zu müssen; Dass sich also quasi jeder Lokalpolitiker aufopferungsvoll dazu bereit erklärt habe, die Stadt vor einer solchen möglichen Schande zu bewahren. Und zweitens dasjenige Argument der Wichtigkeit seiner eigenen Person als Oberbürgermeister und Chef des Katastrophenschutzstabes, ohne den im Falle einer Corona-Erkrankung der Untergang Halles an der Saale wohl besiegelt gewesen sei. – Was zugleich die logische Schlussfolgerung á la Wiegand ziehen lässt, dass Stadträte und Lokalpolitiker natürlich mit Höchstrisikopatienten, Über-90-Jährigen und medizinischem Personal in der Corona-Pandemie gleichzusetzen sind.

In seiner Erklärung von gestern heißt es daher weiter: „Niemand hat sich rechtlich etwas vorzuwerfen, meiner Auffassung nach auch moralisch nichts, weil das Impfmittel ansonsten hätte vernichtet werden müssen. In der heutigen durch Corona geprägten Zeit stellt sich überdies die Frage, was moralisch verwerflich ist: Eine Impfdosis anzunehmen, die ansonsten verfallen würde, oder daraus ein Politikum zu machen, um einen parteilosen OB aus dem Amt zu entfernen.“

Wiegand geht also in den Angriff über, argumentiert nun auch „moralisch“ und sieht weiterhin eine Hexenjagd gegen ihn im Gang. – Ein einsamer parteiloser Kämpfer also, der sich nichts vorzuwerfen hat!

To be continued …

Print Friendly, PDF & Email
21 Kommentare

Kommentar schreiben