China im Corona-Modus

24. März 2020 | Glosse | 5 Kommentare

Dies ist zwar kein Text, der sich unmittelbar auf die Stadt Halle bezieht. Aber vielleicht ist es auch für die Hallenser/innen interessant zu erfahren, wie das ferne China mit dem Corona-Virus umgegangen ist. Zumal unsere Regierung, wie german-foreign-policy berichtet, Hilfsangebote der chinesischen Regierung offenbar ignoriert.
Hier also ein Leserbrief, der auf Fefes Blog veröffentlicht wurde:

der Grund warum China die Maßnahmen lockert ist relativ einfach: Sie sind sich einigermaßen sicher, dass sie sie Sache im Griff haben. Was in den westlichen Medien einfach kaum erwähnt wurde, ist, wie drakonisch (aber auch effektiv) die Chinesen an die Quarantäne gegangen sind. Meine Frau ist Chinesin und wir konnten daher die Nachrichten aus erster Hand verfolgen. Hier einige Beispiele:

  • Wirklicher Shutdown für ganz China. Die Chinesen finden den halbherzigen Shutdown in Italien unverständlich und wundern sich, was der Pfusch soll.
  • In der Shandong-Provinz (80 Mio. Einwohner) haben sie schon Anfang Februar per Nummernschild-Erfassung, Zugticket-Erfassung und Handy-Tracking alle 70.000 Personen identifiziert, die im letzten Monat in Wuhan waren und die alle in Zwangsquarantäne gesteckt. Das ist ungefähr als hätte Deutschland alle Italien-Urlauber seit Anfang Februar in Quarantäne gesteckt.
  • Jeder bekannte Infizierte Fall wurde von einem Team von 5 Leuten bearbeitet, die über Big-Data, Tracking und Interviews alle Kontaktpersonen identifiziert haben und diese in Zwangsquarantäne gesteckt haben.
  • Als es im Wohnblock von Bekannten einen Corona-Fall gab, wurde das komplette Haus (30 Wohnungen) geräumt, alle Einwohner 14 Tage in Zwangsquarantäne in ein Hotel gesteckt und das ganze Haus mit Desinfektionsmitteln eingesprüht. – Für alle anderem im Wohnblock (ca. 500 Wohnungen) gab es jeden Tag von der Security Zwangs-Fiebermessen für alle.
  • Patrouillen in Wuhan haben alle Quarantäne-Brecher die meinten, draußen rumlaufen zu müssen direkt mitgenommen und für 24h eingesperrt.
  • Fiebermessen an jedem Security-Checkpoint

Aber es gab nicht nur Zwang. Wir bekommen seit Januar auf unseren Chinesischen Sim-Karten jeden Tag SMS über das Notfallsystem, die uns z.B.:

  • über den Stand der Epidemie informieren,
  • wie viele Lebensmittelvorräte die Provinz hat und dass es keinen Grund zum Hamstern gibt
  • dass alle Krankenhauskosten für Corona-Infektionen bezahlt werden
  • Wie viele Gesichtsmasken jeden Tag produziert werden
  • dass jegliche Form der Preistreiberei und Abzocke illegal ist und hart bestraft wird und welche Telefonnummer man anrufen soll, falls man was findet
  • und allgemeine Verhaltensratschläge geben.

Teilweise haben sie den Leuten sogar einen guten Monatslohn ausgezahlt, falls sie sich im Krankenhaus mit Corona gemeldet haben, nur um die Infektionsherde in den Griff zu bekommen.

Was bisher die meisten Europäer nicht verstehen aus meiner Sicht ist, dass die Chinesen sich die Situation in Wuhan einige Wochen angeschaut haben und dann beschlossen haben, dass die billigste Antwort ein landesweiter kompletter Shutdown und absolut drakonische Maßnahmen sind. Und jetzt, nach 2 Monaten, scheint sich das durchaus als korrekt herauszustellen.

Seit letzte Woche muss auch absolut jeder Einreisende nach China 2 Wochen in Zwangsquarantäne. Die Angst vor einer zweiten Welle erscheint daher relativ gering.

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