Blonde Blender? Nachdenkliches über Haarfarbe & Weltpolitik

3. August 2019 | Gedanken zum Wochenstart | Ein Kommentar

Woran denke ich bei den gegenwärtigen sehr sommerlichen Temperaturen bei den Stichworten „groß und blond“? Natürlich an ein frischgezapftes, kühles Bier! Politiker kämen mir da eigentlich nicht in den Sinn. Aber es ist nicht zu übersehen: Blonde Politiker sind dabei, populistisch die Weltpolitik aufzumischen. Ob Donald Trump (USA), Boris Johnson (Großbrittanien), Geert Wilders (Niederlande), Marine Le Pen (Frankreich) – colora omen est? Zufall?
Die verschiedenen Haarfarben entstehen durch eine unterschiedliche Pigmentierung. 124 Gene sind für die Haarfarbe zuständig. Ob die auch Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen, weiß man nicht. In Europa sind klar mehr Frauen als Männer blond. Bei Kindern ist die Haarfarbe blond aber zunächst noch gleich verteilt. Die blonden Gene stellen jedoch alsbald bei Jungen den Betrieb ein. War bei mir auch so.

Autor als hellblondes Kleinkind

Bereits in der Antike war blondes Haar ein Schönheitsmerkmal. Man schrieb es göttlichen Gestalten zu und verband die Farbe mit Sonnenlicht und Gold. So stellten die Griechen viele ihrer Götter mit blondem Haar dar, und die Römerinnen versuchten, ihr Haar zu bleichen oder ließen sich blonde Perücken anfertigen. Auch im Mittelalter und in der Neuzeit war das weibliche Schönheitsideal blond. Die Haarfarbe wurde zum Symbol für Reinheit, Unschuld und Sanftmut. Barbie und Ken lassen grüßen. Da das Haar bei den meisten blonden Menschen in der Kindheit sehr hell ist und später nachdunkelt , wurde und wird vor allem helles Blond außerdem mit Jugendlichkeit assoziiert. Blond und blauäugig – das war für die Nationalsozialisten optisch der ideale „Arier“. Diese rassistische Ideologisierung blonden Haars bildete einen traurigen Höhepunkt in der Geschichte der Haarfarbenstereotypen. Naturblonde Haare sind, sofern man die gesamte Weltbevölkerung betrachtet, sehr selten, gelten jedoch als besonders begehrenswert und sexy. Blond wird deshalb häufig auch künstlich durch das Färben der Haare erzeugt.
Blonde Haare symbolisieren nach allgemeiner Auffassung grundsätzlich Lebensfreude und Glück, sowie finanzielle Erfolge und positive Entwicklungen im privaten Lebensbereich und in der Liebe. Sie stehen in manchen Fällen aber auch für Jugendlichkeit und damit verbundene Unbeständigkeit. Er oder sie ist eine attraktive außergewöhnliche Person und zeichnet sich gegenüber den Mitmenschen durch besondere Eigenschaften und Fähigkeiten aus. Im letzten Jahrhundert verbreiteten sich auch weniger positive Vorurteile gegenüber Menschen mit blondem Haar. Das blonde Gift, die blonde Sexbombe, die dumme Blondine und der typische Surferboy. Doch welchen Ursprung haben diese stereotypen Vorstellungen? Da wäre das Bild des blonden Engels in Hollywood. Der ist eine hübsche junge Frau mit blondem Haar, die vor dem Bösen geschützt werden muss. Das Gegenteil ist die gefährliche Blondine, die als Femme fatale, gar als Sexbombe Männer um den Finger wickelt. Marilyn Monroe war ein solches Sexsymbol des weißen Amerikas der 1950er Jahre. Oberflächliche Werbekampagnen suggerierten, blond sei der Schlüssel zu einem angenehmeren Leben.
Es scheint, dass diese Klischees immer noch wirken und helfen, Menschenmassen zu mobilisieren und zu indoktrinieren. Bewundern die Massen die auffälligen Blondschöpfe? Sehen viele in ihnen prädestinierte Führungspersönlichkeiten? Eine gefährliche Sehnsucht nach einem starken Führer macht sich breit. Die Einschränkung von Grundrechten wird kurzsichtig hingenommen. Blondschopf Trump nutzt die Vorurteile für sich aus. Seine blonde Mähne ist dem Vernehmen nach echt und doch manipuliert. Der altersbedingten Verkahlung seines Hauptes wirkte er bereits vor Jahren durch Haartransplantationen entgegen, wird berichtet. Die verpflanzten Haarsträhnen werden täglich aufwändig in Position gebracht, toupiert und wetterfest fixiert. Mehr scheinen als sein. Welche Haarpracht den alternden Mann natürlicherweise ziert, hat nichts, wie man inzwischen herausgefunden hat, mit den männlichen Sexualhormonen zu tun, sondern ist erblich bedingt. Und noch etwas sollte man bei testosterongesteuerten Alphawesen hinterfragen: Testosteron steuert die Aggressivität bei Primaten. Bei streitlustigen Schimpansenmännchen sind wesentlich höhere Testosteronmengen gemessen worden als im Blut von sozialen und friedfertigen Bonobos. Evolutionsforscher mutmaßen sogar, dass sinkende Testosteronkonzentrationen beim Homo sapiens im Verlaufe der Evolution den Weg zum Sozial- und Kulturwesen freimachten. Statt sich in ständigen Machtkämpfen aufzureiben begann er, häufiger „Schwerter zu Pflugscharen“ zu machen und sich kulturellen Aktivitäten zu widmen. Meistens wenigstens. – OK, öfter.
(H.J. Ferenz)

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