Affenpocken – Weniger Schwurbel, mehr Wissen

23. Mai 2022 | Gedanken zum Wochenstart, Natur & Gesundheit | 4 Kommentare

 

Spätestens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemien ist klar, dass unsere Lebensverhältnisse eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten spielen. Expertinnen und Experten warnen jedoch schon seit Jahren davor, dass der weltweite Handel, die globale Mobilität und die sukzessive Umweltzerstörung zukünftig zu häufigeren Ausbrüchen und noch rasanteren Verbreitungen von Erreger, die sich vom Tier auf den Menschen übertragen, führen werden.

Neben Corona beherrschen deshalb in letzter Zeit auch immer wieder andere Krankheitserreger die Nachrichten und sorgen für zum Teil beunruhigende Schlagzeilen – die inzwischen auch vom lokalen Corona-Schwurbel instrumentalisiert werden.

So ist nach der afrikanischen Schweinepest, die nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Sachsen-Anhalt für den Menschen allerdings als nicht gefährlich eingestuft wird, nunmehr auch von den sogenannten „Affenpocken“ die Rede; Einer Viruserkrankung, die bisher vor allem durch enge Kontakte zu Affen und Nagern übertragen wurde, derzeit jedoch auch von Mensch zu Mensch weitergegeben wird und sich vor allem durch Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie durch Hauteffloreszenzen bemerkbar macht.

Nachdem erste Fälle der Erkrankung zunächst im Vereinigten Königreich aufgefallen waren, wurden in den vergangenen Tagen auch Fälle in Portugal, Spanien und nun auch in Deutschland bekannt. – Ein Umstand, der sich in Halle (Saale) prompt zu Eigen gemacht wurde, um auf der samstäglichen Brüll-Schwurbel-Aktion auf dem Marktplatz neue Verschwörungstheorien zu verbreiten. So hieß es etwa, die Corona-Impfung mit AstraZeneca sei Schuld am jetzigen Auftreten der Affenpocken und werde zu weiteren Infektionen führen.

Interessant ist hierbei erneut die gar nicht unkluge Vermischung schwachsinniger Thesen mit inzwischen auch vom Bundesgesundheitsministerium und der Weltgesundheitsorganisation formulierten Annahmen, wie etwa derjenigen, dass in kommender Zeit tatsächlich auch hierzulande mit zunehmenden Infektionen zu rechnen sei und man das Infektionsgeschehen natürlich sehr genau beobachten müsse.

Allerdings hinkt der Vergleich des Corona-Virus mit dem Affenpocken-Erreger in vielerlei Hinsicht deutlich. Schließlich ist letzteres bereits seit vielen Jahren bekannt und in einigen tropischen Regionen Afrikas seit langem endemisch. Außerdem sind Impfstoffe und Medikamente bekannt und zugelassen, die wirksam schützen oder kurieren. Zu guter Letzt ist zudem ein deutlicher Unterschied in der Übertragung des Virus und seiner Ansteckung erkennbar: So ist die Infektion mit Affenpocken von Mensch zu Mensch bisher auf eine solche durch Sexualkontakte zurückzuführen und demnach wesentlich schwerer. – Eine neue Pandemie wird deshalb derzeit nicht erwartet. Die Angst vor einer solchen sollte jedoch erst recht nicht zur Stimmungsmache verwendet werden.

Print Friendly, PDF & Email
4 Kommentare

Kommentar schreiben