Die Rückkehr eines verlorenen Gemäldes

24. Oktober 2016 | Kultur, Nachrichten | Keine Kommentare
An der Seine, Paris, Lyonel Feininger

An der Seine, Paris, Lyonel Feininger

Das Auftauchen eines bisher als zerstört geltenden Gemäldes von Lyonel Feininger ist für das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Anlass zu einer Kabinettausstellung, die im Rahmen des Verbundprojektes „Große Pläne! Die angewandte Moderne in Sachsen-Anhalt 1919–1933“ stattfindet (www.grosse-plaene.de).

Die Entstehung des Gemäldes An der Seine, Paris fällt 1912 in eine Zeit des Umbruchs, als Lyonel Feininger zu dem Vertreter der Moderne wurde, als den man ihn heute weltweit schätzt. In der Stadt an der Seine hatte er am 7. April 1907 sein erstes Ölbild geschaffen. Waren die ersten Gemälde noch am Neoimpressionismus orientiert, so erfolgte schon am Ende des Jahres 1907 ein radikaler Neuanfang. Im Rückgriff auf das Figurentableau seiner eigenen Karikaturen und in Kenntnis der Malerei der Fauves erarbeitete er eine erste eigenständige Bildsprache.

Bei seiner Rückkehr 1911 nach Paris zeichnete Feininger erneut ausgiebig in der Stadt. Besonders angetan schien er vom lebhaften Treiben beim Entladen der an der Seine vertäuten Frachtschiffe, welches er in zahlreichen Skizzen festhielt. Diese nutzte er 1912 für die Komposition des Gemäldes An der Seine, Paris. Das Bild wurzelt jedoch noch tief in der figurativen Schaffensphase der zurückliegenden Jahre, sodass Feininger in der Folge intensiv versuchte, die Komposition entsprechend seinen neuen stilistischen Vorstellungen umzuarbeiten. Vom Scheitern dieses Unterfangens berichtet die neue Ausstellung im Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt – aber auch davon, wie Feininger zu Feininger wurde.

Galt es über Jahrzehnte als zerstört, hat sich das Werk erstaunlicherweise bis heute in Privatbesitz erhalten. Anlässlich des 60. Todestages des Künstlers in diesem Jahr präsentiert das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) den spektakulären Fund, der einerseits auf eindrucksvolle Weise von Feiningers Ringen mit diesem Gemälde zeugt und andererseits das Verständnis für seine künstlerische Entwicklung zu vertiefen vermag. Eine Besonderheit der Ausstellung besteht darin, dass sie der Präsentation der Ergebnisse der kunsttechnologischen Untersuchungen einen eigenen Bereich einräumt. Mithilfe materialanalytischer und strahlendiagnostischer Untersuchungen (Infrarot-, Ultraviolett- und Röntgenstrahlen), stilistischer Kriterien und der Auswertung dokumentarischer Quellen ließen sich die Veränderungen, denen das Bild unterworfen war, in ihrer Abfolge rekonstruieren, die zugleich Einblick in Feiningers Arbeitsweise und den Wandel seiner Maltechnik gewähren. Dies alles wird dem Besucher in einer Kabinettausstellung mit Leihgaben aus Deutschland und den USA sowie dokumentarisch und medial anschaulich und nachvollziehbar präsentiert sowie im begleitenden Katalog ausführlich dokumentiert.

„Mit diesem außergewöhnlichen Ausstellungsprojekt betonen wir einmal mehr, die besondere Verbindung, die das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) zu Leben und Werk des berühmten Bauhaus-Meisters Lyonel Feininger hat. Hier am Ort schuf er 1929 bis 1931 seinen herausragenden Halle-Zyklus und 85 Jahre später können wir mittels eines frühen Gemäldes einen einmaligen Einblick in den kreativen Schaffensprozess des Künstlers gewähren“, betont Museumsdirektor, Thomas Bauer-Friedrich, die besondere Bedeutung von Feiningers Werk wie auch des Ausstellungsprojektes für Halle.

Katalog, Eintritt, Öffnungszeiten

Begleitend erscheint ein Katalog, der während der Ausstellungsdauer an der Museumskasse zum Vorzugspreis von 15 Euro erworben werden kann.

Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Dauerausstellung: 7 € | erm. 5 €

Lyonel Feininger. Paris 1912: 4 € | erm. 2 €

Kombitickets möglich, bitte erfragen.

Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag – Sonntag/Feiertage 10 – 18 Uhr

Mittwoch geschlossen

sowie am 24.12. und 31.31.

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