Demorede: Health for Future

14. Juli 2020 | Bildung und Wissenschaft, Nachrichten | 2 Kommentare

Bitte beachten: Demoreden sind weder Vorlesungen noch wissenschaftliche Artikel, sondern auf die Rezeption während einer Demo ausgelegt. Dennoch enthalten viele Demoreden wichtige Anregungen und Aspekte, deshalb hier nochmal zum Nachlesen. Vielen Dank an die Autorin für die Rede auf der Demo und für die Bereitstellung der Rede!

Corona ist ein ziemlich gutes Beispiel dafür, dass eine Regierung eben doch relativ schnell und agil auf eine Krise reagieren kann. Und dass sie es auch muss, um die Menschen, die in sie vertrauen, zu schützen. Ich meine, seht euch das doch mal an: Innerhalb von Tagen wurden die meisten öffentlichen Einrichtungen geschlossen, Hygiene-Maßnahmen und Abstandsregeln wurden eingeführt und allen war plötzlich klar, dass es nun wirklich wichtig ist, sich daran zu halten. Genau so, wie wir es hier heute immer noch tun.

Das hat mich sprachlos gemacht… und mir Hoffnung geschenkt. Denn da war plötzlich ein Zusammenhalt gegen ein gemeinsames Problem. Da war plötzlich eine Kraft, die nur eine Gemeinschaft aufbringen kann. Aber warum bringt uns diese Krise dazu, unsere Lebensweise so massiv zu verändern, uns so sehr einzuschränken, und die Klimakrise nicht? Was ist so anders daran?

Es gibt wahrscheinlich viele Gründe dafür, warum Corona als Krise so anders ist als die Klimakrise. Aber ich bin sicher, dass ein wichtiger Grund die Sorge um das eigenes Leben ist, die so deutlich zu spüren war wie lange nicht mehr. Diese Krise hat uns plötzlich klar gemacht, wie schnell unser Leben oder das geliebter Menschen vorbei sein kann und dass wir das verhindern müssen, auch wenn es manch ein Opfer fordert.

Umso mehr möchte ich hier und heute betonen, dass der Klimawandel die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit ist. Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit! Und das sage nicht nur ich, sondern auch Dr. Martin Herrmann, Vorsitzender der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit. Aber warum ist das so?

Wenn sich die Temparaturen nur um 2 ° erhöhen, werden nicht nur massenhaft Ökosysteme zusammenbrechen und unzählige Arten aussterben. Es wird eine medizinische Notfallsituation entstehen, die noch viel größer und gefährlicher sein wird als die Corona-Krise. Denn die Hitze wird uns nicht nur das Atmen schwer machen, sondern auch auf Herz und Kreislauf massive Auswirkungen haben. Durch den Anstieg der Temperaturen werden sich Infektionskrankheiten wie Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis, das Dengue-Fieber und das Zika-Virus, die wir sonst nur aus den Nachrichten kennen, auch bei uns ausbreiten.

Zusätzlich werden Naturkatastrophen, der Meeresspiegelanstieg und die nicht auszuhaltende Hitze einige von uns zwingen, ihr Zuhause zu verlassen. Das wird fatale Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit haben. Schon jetzt steigen die Zahlen an Menschen mit Traumata, Depressionen und chronischen Angstzuständen durch Flucht vor dem Klima immer weiter an. Aber das Erschreckenste ist, dass gerade der Gesundheitssektor, der momentan für seine Arbeit in Corona-Zeiten gelobt wird, einer der großen Verursacher der Treibhausgase ist.

Wenn man sich die Zahlen von 2016 ansieht, dann hat der Gesundheitssektor insgesamt 2.250 Mio Tonnen CO2 Äquivalent erzeugt. Das ist mehr als das, was durch Flug- oder Schiffverkehr entsteht. Ich stehe hier im Namen der Health for Future Ortsgruppe Halle. Wir fordern, dass die Krankenhäuser Halle ihren Teil dazu beitragen, dass wir nicht wieder von einem medizinischen Notfall stehen wie in Coronazeiten.

Dass sie uns ein Vorbild sind, dass uns klar macht, dass wir auch in dieser Krise schnell und einig handeln müssen. Dass wir uns beschränken müssen und unsere Lebensweise verändern müssen. Und dass die Regierung und große Unternehmen wie etwa das Krankenhaus ihren Einfluss auf die Gesellschaft dazu benutzen müssen, allen klar zu machen, dass mit dem Ende der Coronakrise nicht der Alltag wieder eintreten darf, weil da eben eine noch viel größere Krise ist, auf die wir uns endlich adäquat vorbereiten müssen.

Und das fordern wir, hier und heute.

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