Carmina burana: Faszinierendes, stimmgewaltiges „Chorfest“ in Halle

24. Januar 2023 | Kultur, Nachrichten | Keine Kommentare

Ein musikalischer Volltreffer war dem Inhaber des Cultour-Büros Ulf Herden da gelungen. Nach langer Corona-bedingter Konzertpause konnten die Staatskapelle Halle, der Universitätschor Johann Friedrich Reichardt, der Kinder- & Jugendchor der Oper Halle, hervorragende Solisten und ein engagierter Dirigent für ein gemeinsames fulminantes Konzert am 22.Januar 2023 gewonnen werden. Auf dem Programm: die Tango-Messe von Louis Bacalov und die Kantate Carmina Burana von Carl Orff. Da wurde es für die Mitwirkenden ganz schön eng auf der Bühne. Dirigent Jens Lorenz behielt aber souverän die Übersicht.

Misa Tango

Die „Misa Tango“ des Argentinier Luis Bacalov erklang zu Beginn des Konzertabends. Die typischen wehmütigen Klänge und Harmonien des argentinischen Tangos wechselten mit freudigen Rhythmen. Das Werk ist sehr komplex mit dem lateinischen Text einer katholischen Messe, dazu die anspruchsvoll-akzentuierten Rhythmen des Tango Nuevo – dem melancholischen Schmelz der südamerikanischen Musik. Die Staatskapelle Halle, der Universitätschor Johann Friedrich Reinhardt und die Solisten meisterten das alles mit Hingabe und großem Engagement. Als Solo-Instrument erklang das Bandoneon, das im 19. Jahrhundert von dem Deutschen Helmut Band erfunden worden war und über Auswanderer seinen Weg nach Südamerika in die Tangoensembles fand. Es wurde einfühlsam gespielt von Heidi Steger. Georgia Tryfona (Mezzo-Sopran) und Philipp Jekal (Bariton) sangen die Solopartien, die Leitung hatte UMD Jens Lorenz. Abundzu musste man in der vollbesetzten Händel-Halle sehr konzentriert den leisen Passagen nachlauschen. Für die ungewohnten Messe-Klänge gab es anerkennenden Beifall.

Carmina burana

Dass Carl Orffs Carmina Burana, obwohl oft gespielt, nach wie vor von elementarer Wirkung ist, bewiesen die Sänger und Musiker im 2.Konzertteil. Nicht nur der berühmte Chorsatz „O Fortuna“ berührte die Zuhörer. Die einfachen harmonischen Strukturen erforderten Präzision, Spielfreude, Authentizität und große Vorstellungskraft. Die Profis der Staatskapelle und die Solisten konnten das natürlich.  Mit feinem Textsinn wurden von den Chorsänger.Innen die rustikalen, bodenständigen Frühlings-, Trink- und Liebeslieder vorgetragen. Gelegentlich hätten die Chöre noch entschiedener, vielleicht s sogar „zackiger“ intonieren können. Insgesamt war die Aufführung sehr gelungen. Carmina burana ist unzweifelhaft ein zukunftweisendes Meisterwerk, von dem Orff zu Recht sehr überzeugt war: 

Alles, was ich bisher geschrieben und was Sie leider gedruckt haben, können Sie nun einstampfen! Mit Carmina Burana beginnen meine gesammelten Werke!.

(Carl Orff 1937 in einem Brief an seinen Musikverleger)

Mit anhaltendem Beifall und stehenden Ovationen dankten die Konzertbesucher minutenlang den Akteuren für das wunderbare Konzerterlebnis. 

Angemerkt sei noch, dass die Öffentliche Generalprobe am 21.1. über 500  Besucher lockte, die dankbar das Zusatzangebot annahmen, da das Konzert am 22.1. längst ausverkauft war.

(H.J. Ferenz)

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