Brahms zum Dritten – Das Beste zum Schluss

5. März 2019 | Nachrichten | Keine Kommentare

Den dreiteiligen Brahms-Zyklus im Rahmen ihrer Sinfoniekonzerte beschloss am 3. und 4.März die Staatskapelle Halle mit dem Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102 sowie der Sinfonie Nr.2 d-Dur op. 73. Solistinnen waren Sarah Christian, Violine und Tanja Tetzlaff Violoncelllo. Das Dirigat hatte der im spanischen Santander geborene Jaime Martín.
Mit seinem Doppelkonzert von 1887 ging Brahms einen interessanten kompositorischen Weg. Es hat den Charakter einer konzertanten Erzählung. Schwungvoll beginnt der erste Satz, Cello und Violine führen nacheinander ohne Umschweife ihr Thema ein und es entwickelt sich eine spannende Konversation zwischen Solisten und Orchester. Mal übernimmt energisch die Violone, mal das Cello die Führung; dann wieder sprechen beide Soloinstrumente gleichzeitig. Ganz wunderbar harmonierten die beiden Solistinnen, finden im letzten Satz unter Aufbietung ihres tollen Könnens zu einem lockeren fröhlichen Abschluss ihres Erzählens. Es war ganz große Klasse, was die beiden Solistinnen boten. Für den begeisterten, reichlichen Beifall bedankten sich beide mit einem Stück des ungarischen Komponisten Zoltán Kodály, in dem sie ihr Können noch einmal überzeugend ohne Orchesterbegleitung unter Beweis stellten.
Nach der Pause kam die Sinfonie Nr. 2 zur Aufführung. Sie entstand 1877 in erstaunlich kurzer Zeit. Clara Schumann bemerkte in ihrem Tagebuch nach dem Anhören des ersten Satzes: „Mit dieser Sinfonie wird er auch beim Publikum durchschlagenderen Erfolg haben als mit der ersten, so sehr diese auch die Musiker hinreißt durch ihre Genialität und wunderbare Arbeit.“ Bekannt klingende Themen lassen die Sinfonie stimmungsvoll zur „Pastorale“ werden. Otto Desoff schrieb an Brahms zur Zweiten: „…Man vergisst das Material, weiß nicht ob da gesungen, gespielt oder gemalt wird, sondern fühlt sich in´s Schöne eingetaucht. …“ Der dritte und vierte Satz lassen kaum Zeit, darüber zu sinieren, wo es jetzt besonders schön war. Ausladend beginnt schließlich das Finale, wird froh und heiter fortgeführt. Es gelang der Staatskapelle mit Jaime Martin diese Gefühle zu vermitteln. Brahms Zweite ist nicht ganz ohne, fordert vom Orchester großes Können. Jaime Martin führte die Staatskapelle sympathisch souverän und gefühlvoll durch die spannenden, beruhigenden und beunruhigenden, manchmal folkloristischen Sinfonieteile. Das Ergebnis der fruchtbaren Zusammenarbeit belohnten die Konzertbesucher mit anhaltendem Beifall. Ja, es war ein sehr schöner Abschluss des Brahms Zyklus.

(H.J. Ferenz)

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