Wir erinnern an Phillipe Mariotti
22. März 2017 | Bildung und Wissenschaft, Vermischtes | 6 KommentareAm 22. März 1984 kam es am Straßendreieck Brandbergweg/Dölauer Straße/Nordstraße in Halle (Saale) zu einem Verkehrsunfall. Unfälle passieren, das wäre nichts ungewöhnliches gewesen. Doch es war der französische Oberstabsfeldwebel Phillipe Mariotti, der bei dem Unfall sein Leben verlor. Und wir wissen, er kam durch einen vorsätzlich herbeigeführten Unfall ums Leben.
Auch wissen wir: es war die Staatssicherheit, die den Unfall provozierte, bei dem der Mercedes der Franzosen durch einen gepanzerten Laster völlig zerstört wurde. Mariotti war Angehöriger der französischen Militärmission in Potsdam und beobachtete in seinem Fahrzeug die Kaserne „Otto Brosowski“ der 11. Motorisierten Schützendivision der Nationalen Volksarmee. Das Ministerium für Staatssicherheit kannte die Fahrtroute und hatte den Auftrag, die Mission zu stoppen. Diese Beobachtungsmissionen durften alle Besatzungsmächte durchführen, aber es gehörte ebenso zum „Spiel“, dass die andere Seite diese Missionen möglichst verhindern wollte. Diesmal aber ging die Stasi zu weit: Mariotti erlag seinen schweren Verletzungen und seine beiden Mitfahrer wurden verletzt. Das MfS schob den Franzosen die Schuld am Unfall zu. Diktiergerät, Filmmaterial und Karten wurden beschlagnahmt. Die Stasi-Offiziere erhielten für “vorbildliches politisch-operatives Handeln” eine Prämie.
Das Mariotti-Denkmal (siehe Foto) befindet sich an der Kreuzung Brandbergweg und Nordstraße in Halle (Saale).
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Im Vergleich zur Blechschüssel kann so ein Ural durchaus als gepanzert durchgehen.
Und die Gewohnheit,hier Einfahrt in die gespeerte Zone!, ist der Feind jedes Geheimdienste!
Es sieht auf dem Bild so aus, als stünde das Denkmal direkt im Wald. Warum?
Nächstes Jahr erinnerst Du uns dran.
Der März wäre auch eine gute Zeit gewesen an die Ermordung von Karl Meseberg am 13. März 1919 zu erinnern. Wenigstens ist an der Hafenbahnbrücke noch eine Gedenktafel angebracht.
Zum Nachlesen:
http://www.horch-und-guck.info/hug/archiv/2008-2009/heft-60/06015/
Die Einfahrt in den Straßenabschnitt war für das Personal der ausländischen Militärverbindungsmissionen gesperrt. Und es gab auch keine „gepanzerten Laster“, es handelte sich beim Unfallfahrzeug um einen LKW Typ Ural. Der MB der Franzosen wollte sich wohl in das Marschband der NVA-Kolonne einfädeln, was nach StVO unzulässig war, und auch fahrlässig. Stand zumindest alles mal so in den einschlägigen Zeitungsartikeln…