Vogeltod durch Fensterputzen

24. Februar 2019 | Bildung und Wissenschaft | 2 Kommentare

Bald werden sie wieder da sein, unsere Zugvögel, die in wärmeren Gefilden überwintert haben. Auf ihrer langen Reise haben sie viele gefährliche Situationen gemeistert, natürliche und menschengemachte. Aber auch bei uns drohen ihnen viele Gefahren. Tödliche Hindernisse stellen oft große Glasflächen dar. Sie täuschen den Vögeln Durchflugbereiche vor. Zu spät erkennen die Vögel das Hindernis, donnern mit voller Fluggeschwindigkeit gegen die Scheiben und verletzen sich meist tödlich. Der Tod an Scheiben ist heute eines der größten Vogelschutzprobleme überhaupt. Eine Glasscheibe wird zu einer Vogelgefahr durch
– Durchsicht: Diese ist gegeben, wenn eine Glasscheibe einen ansonsten scheinbar freien Flugweg blockiert, wenn durch ein zweites hinteres Fenster eine Durchflugsmöglichkeit suggeriert. Auch bei verglasten Bushaltestellen oder Lärmschutzwänden besteht tödliche Durchsicht.
– Spiegelung: der Vogel sieht Vegetation oder den freien Himmel und versucht dorthin zu fliegen.
– Beleuchtung: Nachts ziehende Vögel werden von den Lichtern angezogen, ohne dass sie die Scheiben erkennen können.
Je größer die entsprechenden Glasflächen, desto größer das damit verbundene Risiko. Viele Gebäude könnten vogelfreundlicher gebaut, viele Fallen entschärft werden. Wie viele Vögel auf diese Weise zu Tode kommen, hat noch keiner gezählt. Katzen, Marder u.a. entsorgen die verunglückten Vögel oft rasch. Es dürften aber sehr viele sein; man schätzt 5-10% der Populationen. Was tun? Wie kann man große Glasflächen für Vögel kenntlich machen? Die aufgeklebten Raubvogelsilhouetten sind nutzlos; sie schrecken nicht ab. Am einfachsten und billigsten ist es, die Scheiben einfach nicht zu putzen. Verschmutzt spiegeln sie nicht den Himmel wider und werden als Hindernis erkannt. Solche Fensterscheiben behindern aber unseren Durchblick; sie werden meist nicht toleriert. Hilfreich ist, wenn man die Fenster von innen mit Gardinen, Jalousien, Rollos, Lamellenvorhängen und Ähnlichem für die Vögel sichtbar macht. Wirksame Lösungen sind auch beliebige Muster oder Aufkleber, die die Glasscheiben für Vögel sichtbar machen. Damit sie auch bei Spiegelsituationen erkannt werden, müssen sie  unbedingt außen an der Scheibe angebracht werden. Gut bewährt haben sich senkrechte Streifen oder Punktmuster. Interessant könnte es sein, Fensterglas -für uns unsichtbar – ultraviolettes Licht reflektieren zu lassen. Das können nämlich viele, aber nicht alle (!) Vögel im Gegensatz zu uns gut sehen. Klebefolien mit entsprechenden Eigenschaften gibt es bereits. Der Wirkungsgrad der UV-Methode muss aber durch weitere Forschungsarbeiten noch verbessert werden.
Ungeputzte Fenster signalisieren also nicht unbedingt, dass hier ein Schmutzfink wohnt, sondern ein Vogelfreund. Infomaterial zu diesem Thema kann man hier downloaden: https://vogelglas.vogelwarte.ch/assets/files/merkblaetter/MB_Voegel_und_Glas_D_2017.pdf
(H.J. Ferenz)

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