Viel Geld für Headhunter statt für angehende Lehrkräfte
20. September 2022 | Bildung und Wissenschaft | 2 KommentareLehrkräfte fehlen im ganzen Land. Auch in Sachsen-Anhalt ist das nicht anders. Erst gestern teilte das Bildungsministerium hierzu mit, insgesamt noch 992 Stellen ausgeschrieben zu haben. Doch nur für 176 davon zahlt das Land eine finanzielle Zulage, da sie als schwer besetzbar gelten.
Aufgrund der verheerenden Lage an den Schulen, können nun außerdem erstmals auch Seiteneinsteigende mit einem Bachelor-Abschluss, aus dem kein Unterrichtsfach abgeleitet werden kann, nach einem Probejahr eine Entfristungsperspektive erhalten. Dazu müssen sie sich im Gegenzug lediglich verpflichten, eine (kurze) fachwissenschaftliche Qualifizierungsmaßnahme für ausgewählte Fächer der Sekundarschule zu absolvieren.
Doch dies sind nur zwei von vielen ‚Maßnahmen‘, die sich das Bildungsministerium in Sachsen-Anhalt hat einfallen lassen, um neue Lehrkräfte zu gewinnen.
Heute informieren beispielsweise zahlreiche Medien darüber, dass nun auch sogenannte Headhunter auf Lehrkraftfang in ganz Europa geschickt werden, um diese nach Sachsen-Anhalt zu bringen. So sollen bisher 75 Stellen besetzt worden sein. Zukünftig wolle man die Suche daher weltweit ausbreiten, twitterte etwa der MDR.
„In der derzeitigen Situation dürfen wir nichts unversucht lassen, um gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer für unsere Schulen zu finden“, wird Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) hierzu auch seitens der Mitteldeutschen Zeitung zitiert.
Der Haken: Statt Geld effektiv in die zu besetzenden Stellenangebote, Lehrkraft-Bezahlung oder Ausbildungserleichternde Maßnahmen zu stecken, stellte das Land für die beauftragten Headhunting-Agenturen bereits 750 000 Euro bereit. Mit anderen Worten: Jede gefundene Lehrkraft kostet das Land zunächst 10 000 Euro, was an die Agenturen gezahlt wird.
Wir fragen: Wäre es da nicht sinnvoller, das Lehramtsstudium an den Universitäten zu erleichtern und zugleich finanzielle Anreize für die jungen Nachwuchslehrkräfte zu bieten, statt Agenturen viel Geld für ihre europaweite Suche zu bezahlen, nur damit diese dann anderswo ein oder zwei Lehrkräfte abwerben und dort dann ein Loch hinterlassen?
Fakt ist jedenfalls: Auch in Halle (Saale) gibt es viele Lehramtsstudierende. Die Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden, lassen sich jedoch nur sehr schwerlich und langsam beiseiteschaffen …
Kommentar schreiben
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
PS. Könnte man alles machen, wenn man nicht so borniert in seiner Ministeriumsblase hocken würde… Aber wird ja gut bezahlt… Danke für Nix.
Wie wäre es gewesen, diese 10000(!) an die entsprechenden Kollegen zu zahlen, um ihnen die Stelle schmackhaft zu machen? Wie wäre es, genügend Referendariatsstellen in Sa-Anh zu schaffen, damit diese Anwärter aufs Lehramt auch hier bleiben? Wie wäre es, den jungen angehenden Lehrkräften „goldene“ Brücken zum Einstieg in den hiesigen Berufsalltag zu bauen? „Weiche Faktoren“ sind in der „freien“ Wirtschaft schon heute nicht mehr wegzudenken, um die Work-Life-Ballance zu erbringen… Ginge alles mit den 10000 €…