Uni Halle: Verbesserter Weizen ohne Genmanipulation

28. November 2017 | Bildung und Wissenschaft | Ein Kommentar

Reife Ähren des Verbesserten Weizen (Foto: Nadja Sonntag)

Pflanzenwissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben eine neue Weizenlinie gezüchtet, die eine bessere Qualität als gängige Weizensorten hat. Dafür kreuzten sie zwei Kulturweizen mit einem Wildweizen. Die Körner der neuen Pflanze haben unter anderem einen höheren Proteingehalt, was sie auch für die Industrie interessant macht. Die interessanten Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.

Weizen gehört zu den wichtigsten Kulturpflanzen der Welt. Seit Langem wird die Pflanze vom Menschen angebaut. „Weizen wurde vor mehreren Jahrtausenden im heutigen Vorderasien domestiziert. Dabei wurden nur Pflanzen mit speziellen Eigenschaften ausgewählt und vermehrt. Das hat das genetische Material der Pflanzen sehr stark eingeschränkt“, sagt der Pflanzenwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Pillen vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU.

Für ihre neue Studie kreuzten die Wissenschaftler um Pillen zwei aktuelle Weizensorten mit einer Wildweizenart. Die Nachkommen wurden anschließend auf dem Feld angebaut. „Die Qualität von Weizen hängt vom Proteingehalt, der Kornhärte und den Sedimentationswerten ab. Alle sind wichtig für die Backfähigkeit des Mehls, das aus den Weizenkörnern gewonnen wird“, erklärt Pillen. Die Forscher fanden Dank der Wildweizen-Gene in den neuen Pflanzen immer leicht bessere Werte als bei ihren Eltern-Pflanzen. Der Proteingehalt stieg zum Beispiel um etwa ein Prozent. „Das mag nicht nach besonders viel klingen. Wenn man aber diesen Wert von einem Korn auf ein ganzes Feld oder die globale Agrarwirtschaft hochrechnet, ergibt sich daraus ein enormer Gewinn“, so der Pflanzenforscher. Die Wissenschaftler fanden auch heraus, dass die neuen Pflanzen Nährstoffe im Boden effizienter umsetzen können: Selbst bei einem geringen Stickstoffgehalt im Boden lieferten sie die gleiche Qualität. Das kann Dünger sparen und die Umwelt schonen.

Eine amtlich registrierte neue Sorte haben die Pflanzenwissenschaftler der Uni Halle mit ihrer Arbeit aber nicht gezüchtet. Die Pflanzenfamilie aus Halle kann aber schon heute von Züchtern verwendet werden, um die gewünschten Eigenschaften in ihren Weizen zu kreuzen. So können die Erkenntnisse der Grundlagenforschung schnell angewendet werden.

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