Stadtelternrat in Halle kritisiert Unterrichtsausfall an halleschen Schulen, Eltern wollen Privatlehrer finanzieren
30. März 2014 | Bildung und Wissenschaft | Keine KommentareFreistunden statt Unterricht: immer öfter fallen auch in Halle (Saale) Unterrichtsstunden aus. „Die Eltern der Stadt Halle (Saale) beobachten seit Jahren mit Sorge die stetige Zunahme von Ausfallstunden an weiterführenden Schulen“, erklärt nun der StadtElternRat Halle.
Deshalb fordere man ein sofortiges Umdenken in der Bildungspolitik des Landes Sachsen-Anhalt. Steuerkonsolidierung und Einsparmaßnahmen dürften „nicht zum Nachteil unserer Zukunft – der Kinder – gehen! Es zeichnet sich schon heute ein erschreckendes Bild der aufsummierten Ausfallstunden ab. Der derzeitige Altersdurchschnitt der Lehrerschaft stimmt pessimistisch.“
Die Toleranzgrenze sei erreicht, man dulde nicht länger „fachliche Ausfallstunden von teilweise mehr als 60h/Jahr und Fach und das bei Prüfungsfächern. Wir weisen hier deutlich auf den Bildungsauftrag der staatlichen Schulen hin. Schulschließungen wie sie zur Zeit umgesetzt werden, sind daher vollkommen inakzeptabel.“ Laut StadtElternRat würden sogar einzelne Eltern bereits eine private Vorfinanzierung von Pauschallehrern als Notversorgung prüfen, heißt es. Die dabei entstehenden Kosten werde man unter Nutzung sämtlicher Rechtswege vom Land Sachsen-Anhalt zurückfordern.
Daneben verweist der StadtElternRat auf ein Papier des Landes. „Im Personalstandsbericht 2013 (Seite 78) erkennt die Landesregierung selbst gravierenden Personalmangel in den nächsten Jahren (Zitat: „…Der tatsächliche Personalverlust wird künftig deutlicher spürbar…“Zitatende). Weiter heißt es, dass dieses aufgrund Altersteilzeit und Rentenbedingt vorhersehbar ist bis 2019. Betrachtet man hierbei den derzeitigen Altersdurchschnitt der Lehrerschaft gegenüber den Pressemitteilungen der letzten Tage muss man erkennen, dass hier wiederum eine Verschleierung der tatsächlichen Verhältnisse seitens der Landesregierung erfolgt.“
„Wir tolerieren nicht länger, dass der Bildungsauftrag in das Elternhaus verlagert wird und die Schüler durch Nacharbeit weniger Freizeit haben“, erklärt das höchste hallesche Elterngremium. „Bei der Vorbereitung auf das zukünftige Berufsleben MÜSSEN Schulabgänger aus Sachsen-Anhalt gleiche Bildungsvorrausetzungen haben wie die Schulabgänger anderer Bundesländer. Wir Eltern wollen einbezogen und ernst genommen werden innerhalb der Bildungspolitik. Dieses sollte demokratisch und konstruktiv erfolgen.“ Zu oft sei in der Vergangenheit eine Verbesserung der Lage verkündet worden, die sich am Ende aber als reine Augenwischerei entpuppt habe. „Die reinen Zahlenwerte und existierenden Statistischen Zahlen (z.B. Personalentwicklungskonzept & Personalstandsbericht Sachsen Anhalt) zeigen das Kernproblem auf: zu wenig Lehrer mit steigendem Durchschnittsalter. Warnsignale existieren seit langem (z.B. Bertold Marquardt’s Bericht über den „Lehrerbedarf in Sachsen Anhalt“ aus dem Jahre 2012. Das Grundrecht auf Bildung muss auch in Sachsen-Anhalt eines der höchsten Menschenrechte sein – und darf keineswegs ein Spielball von Amtsperioden, Wahlversprechen, Sparplänen oder Koalitionsverträgen sein und werden.“
Aus diesem Grund haben Halles Eltern einige Forderungen formuliert:
1. Erfassung und Darstellung von Ausfallstunden nach Fächern und Jahrgängen in der Form dass:
a. eine öffentlich zugängliche klare Statistik der tatsächlichen realenAusfall- und Vertretungsstunden an den Schulen inklusive Förderunterricht, Ganztagsangeboten und den Fachfremden Vertretungen,
b. Einbindung von privaten Lehrkräften auf Honorarbasis, um langfristigen Lehrerausfall zu kompensieren. Hierdurch ist auch eine Gewährleistung von Förderunterricht und Ganztagsangeboten sicherzustellen. Dieses darf jedoch nicht die gültigen Tarifvereinbarungen unterlaufen und muss im Vorfeld im einvernehmen mit den Tarifpartnern geregelt werden.
2. Die Schulleiter müssen personelle Entscheidungen EIGENVERANTWORTLICH in klaren Rahmenvorgaben vergeben dürfen, um Ausfallstunden KURZFRISTIG zu umgehen. Schulleiter sollten nicht als „Ausfallreserve“ (Springer) beim Wegfall von Fachlehrern ausgenutzt werden, jedoch wenn, dann nur an der eigenen Schule.
3. Bewertungserlasse MÜSSEN im Sinne einer zukünftigen Chancengleichheit gegenüber anderen Bundesländern einheitlich gehalten werden.
4. Die multimediale Ausbildung muss dringend an Priorität gewinnen. Hier gibt es zu starke Differenzen zwischen Schulstandorten und Schulformen, welche wiederum eine Benachteiligung von Schülern aus Sachsen-Anhalt im Bundesvergleich zur Folge haben.