Spontanhelfer bei Katastrophen: Fluch oder Segen? Umfrageteilnehmende gesucht – Forscher der MLU wollen Krisenstäbe unterstützen

28. November 2019 | Bildung und Wissenschaft | 3 Kommentare

Nach dem verheerenden Hochwasser 2013 in Deutschland und der Teilnahme Tausender freiwilliger Helfer aus der Bevölkerung, brach eine Debatte zum Umgang mit diesen sogenannten „Spontanhelfern“ los. Vertreter der Katastrophenschutzbehörden waren sich weitestgehend einig, dass die Ausmaße der Hochwasserlage deutlich gravierender ohne die Unterstützung der freiwilligen Helfer ausgefallen wären. Gegenstimmen behaupteten jedoch, dass die Vielzahl an Freiwilligen teilweise die Arbeit der organisierten Hilfskräfte behindert und Orte außerhalb der Stadtzentren dringend Freiwillige benötigt hätten.

Spontanhelfer schleppen Sandsäcke (Foto: Felix Abraham)

Der Bund nahm daraufhin viel Geld für die Förderung von Forschungsprojekten in die Hand, die unter anderem eine verbesserte Koordination der Spontanhelfer zum Ziel hatten. Die technische Abhängigkeit von den entwickelten Lösungen und Studien zur Nutzung von Apps zur Koordination führten allerdings zum Ergebnis, dass eine Verbesserung im Umgang mit Spontanhelfern nicht ausschließlich auf technischen Ansätzen beruhen sollte. Vielmehr benötigen Krisenstäbe unabhängig von der Koordination ein Verständnis über das Verhalten und die Entscheidungen der Spontanhelfer, auch, um im Voraus besser auf solche Situationen vorbereitet zu sein. So ist nach wie vor unklar, wie die Unterstützung der Bevölkerung 2013 ausgefallen wäre, wenn nicht die hochsommerlichen Temperaturen gewesen wären, oder wie die Teilnahme der Bevölkerung im Winter aussehen würde.

Diese Fragen stellten sich auch Sebastian Lindner und Christoph Herrmann, die im Rahmen ihrer Promotionen im Bereich Wirtschaftsinformatik und Statistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg das Verhalten von Spontanhelfern untersuchen. „Wir möchten verstehen, welche Faktoren die Entscheidung zu helfen oder nicht zu helfen beeinflussen und wie sie das tun. Außerdem interessieren wir uns dafür, wie Menschen entscheiden an welchen Orten sie helfen würden“, sagt Sebastian Lindner.  Hierzu suchen die beiden Doktoranden aktuell noch Teilnehmende für eine Umfrage zum Verhalten potenzieller Spontanhelfern. Mit der Teilnahme möglichst vieler Personen erhoffen sie sich wichtige Erkenntnisse, welche zukünftig die Arbeit der Krisenstäbe unterstützen sollen.

„Um ein realistisches Verhalten von Spontanhelfern reproduzieren zu können, ist es notwendig, eine Vielzahl von Umfrageteilnehmenden zu erreichen. Mit der Umfrage ergeben sich für uns Erkenntnisse, die in diesem Umfang wissenschaftlich noch nicht aufbereitet wurden. Alles mit dem Ziel, Krisenstäbe besser auf Hochwassersituationen mit Spontanhelfern vorzubereiten“, sagt Sebastian Lindner.

Die Umfrage finden Sie unter folgendem Link: https://bit.ly/2p5foSb

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