SPD-Fraktion legt 5-Punkte-Plan zur Unterrichtsversorgung im neuen Schuljahr vor

4. August 2017 | Bildung und Wissenschaft | 2 Kommentare

Die SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt hat einen „5-Punkte-Plan“ zur Sicherstellung der Unterrichtsversorgung im neuen Schuljahr vorgelegt, das am nächsten Donnerstag beginnt. „Wir machen uns Sorgen, dass an vielen Schulen im Land zum Schuljahresbeginn keine ausreichende Unterrichtsversorgung sichergestellt ist“, erklärte die Fraktionsvorsitzende Katja Pähle am heutigen Freitag vor der Presse in Magdeburg. „Die Feststellung von Bildungsminister Marco Tullner, dass nur 270 der ausgeschriebenen 370 Stellen besetzt werden konnten, bedeutet für manche Regionen und Schulen im Ergebnis eine erhebliche Unterschreitung der angestrebten Unterrichtsversorgung von 103 Prozent.“

In dieser Situation müssten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um schnell zu einer Verbesserung der Lage vor Ort zu kommen, so Pähle weiter: „Standardlösungen reichen jetzt nicht mehr aus.“

Katja Pähle

Im Einzelnen fordern die sozialdemokratischen Abgeordneten:

1
100 Lehrerstellen sofort neu ausschreiben.
Die Ankündigung des Bildungsministers, alle ausgeschriebenen Stellen könnten besetzt werden,hat sich nicht verwirklichen lassen. Nach aktuellem Stand bleiben zum Schuljahresbeginn von 370 ausgeschriebenen Lehrerstellen
rund 100 unbesetzt. Sie müssen sofort neu ausgeschriebenwerden. Die Besetzung freier Stellen darf dabei nicht durch starre Bedingungen wie eine schulscharfe Ausschreibung blockiert werden.
2
Quer-und Seiteneinsteiger gewinnen und qualifizieren.
Ein Konzept muss innerhalb von vier Wochen auf den Tisch. Die Konkurrenz um junge Lehrerinnen und Lehrer ist groß. Es wäre verantwortungslos zu warten, bis die Studienanfänger des Wintersemesters 2017/18 auf den Arbeitsmarkt kommen. Eine gute Unterrichtsversorgung darf nicht an einem starren Festhalten an althergebrachten Ausbildungswegen scheitern. Der Bildungsminister muss das seit langem überfällige Konzept für die Gewinnung und Qualifizierung von Quer- und Seiteneinsteigern für den Schuldienst innerhalb von vier Wochen auf den Tisch legen.
3
Sprachlehrerinnen und Sprachlehrer zurückholen.
Mit den im Jahr 2015 eingestellten 180 zusätzlichen Lehrkräften für den Sprachunterricht hatte Sachsen-Anhalt bereits ein großes Potential an Seiteneinsteigern gewonnen. Sie haben vielfach auch die Unterrichtsgrundversorgung mit abgedeckt, breite Praxiserfahrungen gewonnen und oft ergänzende Qualifikationen erworben. Das Bildungsministerium hat sie ohne Not und trotz des unverändert hohen Bedarfs ziehen lassen und damit die Qualität des Unterrichts spürbar verschlechtert. Wir brauchen eine Kehrtwende: Allen Sprachlehrerinnen und Sprachlehrern, die sich bewährt haben, muss ein Angebot zur dauerhaften Rückkehr in den Schuldienst gemacht
werden.

4

Bedarfsmindernde Maßnahmen nach drei Monaten auf den Prüfstand stellen.
Das Bildungsministerium hat im Hauruck-Verfahren den Schulen bedarfsmindernde Maßnahmen auferlegt, die zwar die Unterrichtsversorgung rechnerisch verbessern, aber erheblich in dieOrganisation des Schulbetriebs eingreifen. Wir fordern, nach drei Monaten kritisch zu überprüfen,welche Auswirkungen auf den Schulbetrieb eingetreten sind. Schon jetzt zeichnet sich die Gefahr ab, dass diese Maßnahmen zu Lasten pädagogischer
Standards gehen. Das gilt für die Anforderungen an die Grundschule mit festen Öffnungszeiten und an Ganztagsschulen, für die zusätzlichen Stundenbedarfe von Gemeinschaftsschulen und für die Ausprägung von inhaltlichen Schulprofilen. Diese pädagogischen Konzepte der Schulen dürfen nicht für eine rechnerische Aufhübschung der Unterrichtsversorgung geopfert werden.
5
Nachtragshaushalt für 2018 auf den Weg bringen. 350 zusätzliche Lehrerstellen einrichten.
Die strikte Haushaltspolitik der letzten Jahre, die stabile Konjunktur und die hohen Steuereinnahmen haben die finanzielle Situation des Landes Sachsen-Anhalt erheblich verbessert. Zusätzlich werden eingeschränkte Mittelabflüsse voraussichtlich für hohe Hauhaltsüberschüsse im Jahr 2017 sorgen. Wir wollen, dass diese Spielräume für Zukunftsinvestitionen genutzt werden und unsere Kinder dabei im Mittelpunkt stehen. Deshalb brauchen wir für 2018 einen Nachtragshaushalt, der die Einrichtung von 350 zusätzlichen Lehrerstellen und die Einstellung von 100 weiteren pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht.

Pähle: „Sachsen-Anhalt hat neue finanzielle Spielräume. Wofür wollen wir die nutzen, wenn nicht für Investitionen in die Zukunft unserer Kinder?“

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