So funktioniert virtueller Unterricht: Saaleschule berichtet aus der Praxis

7. April 2020 | Bildung und Wissenschaft | Ein Kommentar

Die Schule ist geschlossen: stille Gänge, verlassene Klassenzimmer, ein ruhig daliegender Schulhof. Doch der Schein trügt: In der Cloud geht es hoch her! In virtuellen Unterrichtsräumen herrscht eine emsige Betriebsamkeit, eine selbstorganisierte Lernatmosphäre. Die Schule ist geschlossen – aber der Unterricht geht weiter!
Seit drei Wochen lernen die Saaleschüler*innen weitgehend selbstverantwortlich Zuhause. Doch dabei werden sie weiterhin aktiv von ihren Lehrer*innen unterstützt. Möglich macht dies Office365, welches die Schule bereits seit sieben Jahren nutzt und nun mit virtuellen Klassenräumen vollumfänglich zur digitalen Lernplattform ausgebaut wurde. Seit Anfang des Schuljahrs stellt die Saaleschule außerdem allen Schüler*innen und Mitarbeiter*innen die damit verknüpften Vollversionen von Word, Excel und PowerPoint zur Verfügung, welche diese auf eigenen Smartphones und Rechnern Zuhause kostenlos nutzen können.

Abbildung 1: Die vier Plattformen eines virtuellen Unterrichtsraums sind eng miteinander vernetzt

 

Der zentrale Dreh- und Angelpunkt beim digital-unterstützten häuslichen Lernen bildet „Teams“, eine Cloud-Software von Office365 die auch als App verfügbar ist und so jedes Smartphone zum digitalen Lernbegleiter macht. Bereits am Wochenende nach der Schulschließung wurden virtuelle Klassenräume in Teams eingerichtet, in welchen die Schüler*innen einen direkten Draht zu ihren Lehrer*innen haben: Per Chatnachrichten können Sie Fragen zu den Unterrichtsmaterialien stellen sowie mit ihren Mitschüler*innen in Kontakt bleiben. In den drei vergangenen Wochen wurden so insgesamt 20.480 Chatnachrichten versendet! Auch das Aufgabenmanagement läuft über Teams: Lehrer*innen verteilen Aufgabenmaterial an die Schüler*innen, welche dieses dann entweder direkt digital bearbeiten oder per Foto ihrer handschriftlichen Aufzeichnungen wieder in Teams abgeben. Über ihre individuellen Aufgabenlisten behalten sie den Überblick was bis wann zu tun ist und werden so bei der Strukturierung ihres Lernalltags unterstützt. Vor allem aber ist durch das Einreichen der bearbeiteten Materialien eine Überprüfung durch die Lehrer*innen möglich. Dieses Feedback ist für einen erfolgreichen Lernprozess essenziell.

Doch damit nicht genug: Unterstützend finden regelmäßig virtuelle Unterrichtsstunden und Besprechungen per Videokonferenz statt, so dass eine direkte face-to-face-Kommunikation zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen möglich ist. Über 700 solcher Live-Besprechungen wurden in den letzten drei Wochen durchgeführt. Mit Hilfe der Bildschirm-Teilen-Funktion kann die Lehrkraft außerdem eine virtuelle Tafel für die ganze Klasse bereitstellen, um gemeinsam Tafelbilder zu entwickeln oder Aufgaben zu besprechen. Auch die an der Saaleschule üblichen Montagskreise und Freitagsforen werden auf diese Weise weitergeführt, so dass die Schüler*innen und Lehrer*innen sich beim Verarbeiten dieser besonderen Situation, in der wir nun alle leben, gegenseitig unterstützen können.
Die Schüler*innen nehmen diese digital-unterstützte Form des selbstverantwortlichen Lernens sehr gut an, wie die Zahlen zeigen: 572 aktive Benutzer sind in „Teams“ zu verzeichnen – das heißt fast jede und jeder der zirka sechshundert Schüler*innen und Mitarbeiter*innen der Saaleschule ist in der Cloud dabei. Für alle die nicht die technischen Möglichkeiten haben, bieten wir Alternativen an: Sowohl das Zusenden der Materialien über die Eltern-Mail-Adressen als auch das Einwerfen in den Briefkasten.
Die Coronazeit stellt uns alle vor große Herausforderungen: Für die Schüler*innen gilt es plötzlich, sich zunehmend selbst zu strukturieren und zu motivieren sowie noch mehr Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu übernehmen. Für die Lehrer*innen bedeutet es, noch stärker die Rolle eines Lernbegleiters und Coaches einzunehmen und damit ihre Lehrkonzepte deutlich anzupassen. Und natürlich heißt es für uns alle, unsere digitalen Kompetenzen enorm auszubauen. Zum Glück waren wir auf diese Situation gut vorbereitet, denn unsere reformpädagogischen Lernformen, wie Freiarbeit oder Projektarbeit, fördern schon immer das selbstverantwortliche Lernen – auch digitalunterstützt. Und was wir an digitalen Methoden noch nicht konnten, haben wir uns als Kollegium in einer virtuellen schulinternen Lehrer*innen-Fortbildung (SchiLF) am 27. März gegenseitig beigebracht, um es dann direkt an unsere Schüler*innen weiterzugeben.

Wir als Saaleschule-Gemeinschaft möchten die Coronazeit auch als große Chance sehen, in welcher nicht nur der Unterricht gut weiterlaufen kann, sondern in welcher wir uns durch das Angehen der neuen Herausforderungen auch in andere Kompetenzen verbessern können: Selbststrukturierung, Eigenverantwortung, digitale Methoden und dezentralem Teamwork.

(Text:  Susan Föhre, Daniel Geibig, Saaleschule)

 

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