SILBERSALZ-Festival 2019: Liebe – eine Wissenschaft?

1. April 2019 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Der Winter geht zu Ende. Die Tage werden länger und die Röcke kürzer. Wir zeigen unsere Reize, wenn uns „der Lenz von mittags lau grüßt“. Erfasst uns ein Hormonrausch, Paarungsbereitschaft nach dem Winter? Dem ist nicht so. Die Geburtenrate ist beim Menschen so ziemlich gleichmäßig über´s Jahr verteilt. Die erwachende Natur bleibt aber nicht ohne Auswirkung auf unser Gefühlsleben. Lust und Liebe erwachen, verstärken sich, machen uns kommunikativer.
Das ist der richtige Moment, sich mit der „Science of Love“ zu befassen. Genau das will das SILBERSALZ-Festival 2019. Das spannende Thema zielt wieder insbesondere auf junge Menschen. Das Jugendprogramm SILBERSALZ by YOUTH wurde am 1.4.2019 in der Neustädter Passage 13 aus der Taufe gehoben. Donata Perfall (Direktorin des Documentary Campus), Ilka Bickmann (Head of Youth SILBERSALZ) und Patrick Klügel (Robert Bosch Stiftung) erläuterten die Zielstellungen. Schüler*innen und Studierende erarbeiten in den kommenden Wochen in Workshops eine Reihe von Festivalbeiträgen. Mitmachen, Ausprobieren, Präsentieren und Erleben heißt es nun. Vorschläge und aktive Teilnahme sind ausdrücklich erwünscht. Die Räumlichkeiten der Neustädter Passage 13 stehen nicht nur Kreativen offen, sondern auch der benachbarten interessierten Bevölkerung.
Alles dreht sich um Liebe, wobei es hier darum gehen soll, wie wir mit Liebe und Sexualität umgehen. Wir verlieben uns. Äußere Sinnesreize, attraktives Aussehen, sexuell ansprechendes Verhalten bewirken Lust auf Sex und Liebe. Diese Reize lösen ein Feuerwerk von Botenstoffen aus. Vor allem Dopamin und Adrenalin überschwemmen das Gehirn, verursachen einen rauschartige Zustand. Die Sinne werden ausgeschaltet; Rationales Denken und Handeln sind eingeschränkt. Liebe macht bekanntlich blind. Zwar lokalisieren wir Liebe im Herzen; das zentrale Steuerorgan ist aber das Gehirn. Welche Gehirnareale besonders aktiviert werden, kann man mit Computertomographen darstellen. In Momenten höchster Lust ist die Großhirnrinde, wo rationales Denken stattfindet, quasi abgeschaltet. Neben Dopamin sind Sexualhormone, Vasopressin und insbesondere Oxytocin an dem Ausnahmezustand beteiligt. Die steuern aber auch andere wichtige Vorgänge in unserem Körper.
Die Verliebtheit, Euphorie von Sex, Verlangen und Liebe dauern nicht ewig. Meist klingt der Ausnahmezustand schon nach Wochen ab; man kommt vom 7.Himmel wieder auf den Boden der Tatsachen. Sexualtrieb und Lust sind eigentlich für die Fortpflanzung und Arterhaltung ausreichend. Bei den meisten Tierarten funktioniert das ohne dauerhafte Partnerbindung; sie sind polygam. Wieso gehen aber wir Menschen oft eine langfristige Paarbeziehung ein? Was ist mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen? Unser Umgang mit unserer Sexualität unterliegt einem kulturellen Wandel. Wir sind dabei, uns über bisherige gesellschaftliche Zwänge hinwegzusetzen, selbstbestimmter mit unserer Geschlechtlichkeit umzugehen. Alles dies macht uns aber auch deutlich, dass Sexualität und Liebe für uns Menschen mehr sind als die Summe biochemischer Prozesse. Das Silbersalz Festival 2019 will darauf Antworten finden.

Weiterführende Infos gibt es hier: www.silbersalz-festival.com; (kostenlos – trotzdem gut!)
(H.J. Ferenz)

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