Die schlechteste Unterrichtsversorgung zum Schuljahresbeginn seit Bestehen des Landes

17. September 2018 | Bildung und Wissenschaft | 5 Kommentare

Die Unterrichtsversorung und Bildung scheint eins der Stiefkinder der Kenia-Koalition zu sein. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) legt erst sechs Wochen nach Schuljahresbeginn aktuelle Schülerzahlen und Daten zur Unterrichtsversorgung vor, die er selbst als wenig zufriedenstellend einschätzt. Tatsächlich wird die Entfernung zwischen den Zielen der Koalition und der Realität immer größer. „Wir konstatieren die schlechteste Unterrichtsversorgung zum Schuljahresbeginn seit Bestehen de s Landes“, so die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Angela Kolb-Janssen.

Dabei sind die Rahmenbedingungen so gut sind wie niemals zuvor: Sowohl die notwendigen Mittel als auch die zur Verfügung stehenden Stellen ermöglichen einen Aufwuchs bei den Lehrkräften. Trotzdem schafft es Minister Tullner nicht, den Abwärtstrend zu stoppen und die von ihm selbst festgestellte Trendwende tatsächlich herbeizuführen. Es ist zynisch, den Schulleiterinnen und Schulleitern und Lehrerinnen und Lehrern vorzurechnen, es gebe ein „theoretisches Arbeitsvolumen“ von 114 Prozent, wenn die tatsächliche Unterrichtsversorgung aktuell bei 98,6 Prozent oder an einigen Schulen massiv darunter liegt.

Hausaufgaben mag der Bildungsminister nicht

Keniasten unzufrieden: Braucht der Bildungsminister eine Hausaufgabenhilfe ?

Die Statistik des Bildungsministeriums berücksichtigt nämlich weder den jedes Jahr nach Schuljahresbeginn steigenden Anteil der Langzeiterkrankten noch die Tatsache, dass nicht alle neu eingestellten Kolleginnen und Kollegen ihren Dienst tatsächlich am 9. August 2018 angetreten haben. Zum Schuljahresstart waren von den 420 Neueinstellungen noch nicht einmal 300 auch wirklich schon in der Schule. Die zahlreichen Seiteneinsteiger haben ihren vierwöchigen Qualifizierungskurs absolviert und standen daher nicht zur Verfügung. Die erneut angestiegene Schülerzahl (ein Plus von 957 Schülerinnen und Schülern) müsste mit zusätzlichen Neueinstellungen kompensiert werden.

Ein großer Teil dieser Bilanz ist hausgemacht. Zahlreiche Landtagsbeschlüsse zur Verbesserung wurden bisher nicht oder nur sehr unzureichend umgesetzt. Einige Beispiele:

·          Sachsen-Anhalt schreibt offene Stellen weiterhin zu spät aus.

·          Die Ausschreibungsverfahren sind weiterhin zu aufwändig und zu unflexibel. Zahlreiche Bewerber wurden abgewiesen.

·          Es gibt weiterhin keine Dauerausschreibungen von offenen Stellen.

·          Es gelingt immer noch nicht, alle im Land ausgebildeten Referendarinnen und Referendare einzustellen (keine Einstellungszusagen oder Vorverträge).

·          Zahlreiche Referendarplätze (Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst) sind unbesetzt.

Die Anzahl der Großbaustellen im Bildungsbereich nimmt massiv zu: mangelnde Unterrichtsversorgung, zu wenige eingestellte Lehrkräfte, fehlendes Weiterbildungskonzept für Seiten- und Quereinsteiger und vieles mehr. Die eingestellten Mittel für geleistete Überstunden der Lehrkräfte, die wir in den Haushalt eingestellt haben, um wenigstens an einigen Stellen Entlastung zu schaffen, werden nicht genutzt.

Kolb-Janssen: „Es wird Zeit, dass das Bildungsministerium endlich seine Hausaufgaben macht und die Probleme im Bildungsbereich in den Griff bekommt.“

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