Schon gewusst? Woher kommt der Waldhonig?

2. Februar 2019 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Bienen sammeln Nektar aus Blüten, den sie als Lohn für ihre Bestäubungsarbeit bekommen. Sie verarbeiten ihn weiter zu Honig. In Wäldern gibt es aber solche nektarhaltigen Blüten kaum. Woraus machen die fleißigen Bienen den beliebten Waldhonig? Waldhonig stellen Bienen nicht aus Blütennektar her, sondern aus Ausscheidungen von Läusen. Läusepippi oder vornehmer ausgedrückt Honigtau. Als Honigtauerzeuger kommen hauptsächlich Schildläuse (Coccinen), Blattläuse (Aphiden) mit ihren Untergruppen und seltener Zikaden (Auchenorrhynchen)und Blattflöhe (Psyllinen) in Frage. Besonders ergiebig sind jene Läuse, die den unter Druck stehenden Pflanzensaft aus den Siebröhren (Phloem) aufnehmen. Saugen ist da gar nicht nötig, denn der Eigendruck befördert den Pflanzensaft wie im Schlaraffenland durch den Stichkanal direkt in die Mundöffnung. Die Läuse entnehmen dem Saft vorwiegend Aminosäuren. Übrig bleibt reichlich zuckerreiche Flüssigkeit, der Honigtau, der regelrecht aus der Laus herausgepresst wird. Wer schon mal unter einer verlausten Linde geparkt hat, weiß wie klebrig das Auto nach kurzer Zeit aussehen kann.

Blattläuse mit Ameisen

Eine der wichtigsten Waldhonig-Läuse ist bei uns die Schwarze Fichtenrindenlaus. Die Bienen melken die Läuse nicht, sie sammeln einfach den verspritzten Honigtau der Läuse direkt von den Pflanzen ein. Beispiele für „Honigtaubäume“ sind: Fichte (Picea abies), Tanne (Abies alba), Kiefer (Pinus sylvestris), Lärche (Latrix decidua), Eiche (Traubeneiche, Quercus petraea; Stieleiche, Quercus robur), Ahorn (Spitzahorn, Acer pseudoplatanus; Bergahorn, Acer platanoides; Feldahorn, Acer campestre). Generell ist Waldhonig dunkel, besonders mineralstoffreich und sehr würzig. Der Schwarzwald-Tannenhonig ist ein bekannter Vertreter von Waldhonig. Waldhonig setzt sich typischerweise wie folgt zusammen: ca. 16 % H2O, 38 % Fruchtzucker (Laevulose, Fructose), 27 %

Waldhonig

Traubenzucker (Glucose), 3 % Rohrzucker, 9 % Dextrine, 7 % Säuren und Mineralien. Es gibt verschiedene Waldhonige. Die Sortenvielfalt erstreckt sich über den typischen Waldhonig, Tannenhonig, Weißtannenhonig, Schwarzwald Tannenhonig. Der Weißtannenhonig ist ein besonders seltener Sortenhonig, der leicht herb und fein im Geschmack ist. Selbstverständlich ist er dunkel wie alle Waldhonige. Der dunkelste aus dieser Reihe ist der Tannenhonig. Tannenhonig hat besondere heilsame Wirkungen auf Grund ätherischer Öle, die im Honig enthalten sind. Besonders bei Bronchialerkrankungen soll er helfen.
Übrigens, Ameisen lieben den Honigtau von Blattläusen auch. Sie übernehmen die Honigtautropfen aber direkt von den Läusen, nachdem sie diese durch Beklopfen zur Ausscheidung veranlasst haben. Sie melken sozusagen die Pflanzensauger. Sie schützen die wehrlosen Läuse sogar und tragen sie zu anderen Pflanzenteilen, wenn die Saftquelle versiegt. Es gibt auch Ameisen, die Blattläuse zum Überwintern in ihrem Nest parken. Bei reichlichem Zuckersaftangebot stellt der Ameisenstaat Arbeiterinnen ab, die so viel Futter aufnehmen, dass ihr Kropf anschwillt und den Hinterleib tonnenförmig aufbläht. So hängen sie bewegungslos im Ameisennest an der Decke und sehen wie Honigtöpfe aus. Bei Futterknappheit können sie veranlasst werden, die gespeicherte Nahrung wieder herauszuwürgen. Bei australischen Aborigines erfreuen sich solche Honigtopfameisen als Bonbon-Ersatz großer Beliebtheit.

(H.J. F.)

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