Schon gewusst? Mit Krötenfett in den 7.Himmel

26. Mai 2019 | Bildung und Wissenschaft, Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Dem Menschen war schon immer die Realität nicht berauschend genug, so dass er sich mit Drogen aus der Natur das Glücksgefühl zu verschaffen suchte, das ihm im täglichen Kampf ums Überleben versagt blieb. Wohl schon zu prähistorischen Zeiten entdeckte er Opiate, Stimulantien und Halluzinogene. Solche Gifte werden von manchen Pflanzen und Tieren gebildet, um sich vor dem Gefressenwerden zu schützen. Populär waren bei uns Kröten und Fliegenpilze. Das Wissen um ihre Wirkung gehörte zum Repertoire von Kräuterfrauen, später auch als Hexen diffamiert. Wenn Hexen Zaubertränke herstellten, durften Kröten als wichtige Zutat nicht fehlen. Ganz oder in Teilen hinzugefügt, verliehen sie dem Trank die magische Wirkung. William Shakespeare lässt Hexen in MacBeth beschwören: „Um den Kessel schlingt den Reihn, Werft die Eingeweid‘ hinein. Kröte du, die Nacht und Tag Unterm kalten Steine lag, Monatlanges Gift sog ein, In den Topf zuerst hinein…“.

Tatsächlich enthalten Sekrete von Kröten (Bufo bufo) die giftige Substanz Bufotenin, die halluzinogene Wirkungen wie z.B. LSD bewirkt. Fasst man diese Kröten an, kann das im Körperschleim enthaltene Gift leicht über die Schleimhäute in den Körper gelangen. Die magischen Kräfte der Kröten nutzte man auch als „Krötenfett“. Als Salbe aufgetragen sollte es nach alten Hexenrezepten Trancezustände bewirken. Auch die nach Australien eingeführte Aga-Kröte, die inzwischen zu einer bedrohlichen Pest geworden ist, bildet in ihren Hautgiftdrüsen Sekrete, die Bufotenin und einige neurotoxische Stoffe enthalten. Natürlich haben Junkies die Kröte längst als Drogenlieferant entdeckt. Sie melken das Giftsekret aus der Nackenregion der Kröte, trocknen es und inhalieren es. Als besonderer Kick gilt jedoch das Ablecken der Kröte. Wie war das noch mit dem Küssen im Froschkönig-Märchen?

Zur Herstellung der Hexensalben verwendete man noch diverse Giftpflanzen als Zutaten, wie z.B. verschiedene Nachtschattengewächse, Stechapfel oder Tollkirschen. Die enthalten u.a. Atropin, das die Weiterleitung von Nervensignalen blockiert. Es hat aber auch halluzinogene Wirkung. Wenn Hexen mit solcher Salbe ihre Hexenbestiele einrieben und auf diesen nackt herumritten, war schon vorstellbar, dass dadurch Atropine aufgenommen und Halluzinationen bewirkten. Solche Vermutungen wurden sicherlich aber auch von sexuellen Vorstellungen der damaligen männlichen Inquisitoren geprägt. Atropin dient heute Augenärzten zur Pupillenerweiterung bei Patienten, damit sie besser ins Augeninnere schauen können.

(H.J. Ferenz)

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